Signa auf Geldsuche: Benkos Investoren sollen nachschießen
04. Jan. 2024 · Lesedauer 3 min
Die Signa-Gruppe droht zu zerbröckeln. Mit hohen Zinsen soll nun weiteres Geld eingesammelt werden, um zumindest die Filetstücke aus René Benkos Firmenkonstrukt zu retten.
Die größten und wichtigsten Signa-Töchter haben inzwischen Insolvenz angemeldet. Für die Signa Prime Selection AG und die Signa Development Selection AG braucht es aber 350 Millionen Euro, die Sanierungsexperte Erhard Grossnigg versucht, zusammenzukratzen. Das soll mit Hilfe von Genussrechten klappen, berichtete am Donnerstag der "Spiegel".
In den beiden Gesellschaften sind die prunkvollsten Immobilien gebündelt, die Milliarden wert sein sollen. Der "Spiegel" bezieht sich auf einen Brief an Investoren. Dort soll der Sanierungsvorstand beider Signa-Gesellschaften einen Tag vor Weihnachten geschrieben haben, es gehe "um die Rettung der Vermögenswerte der beiden Immobiliengesellschaften".
"Bestehende Aktionäre und Risikokapitalgeber" würden zur "Schadensminderung" eingeladen - mittels Genussscheinen sollen sie frisches Geld zuschießen. Im Gegenzug werden ihnen neun Prozent Zinsen geboten, die halbjährlich ausgezahlt werden. Zudem sollen sie am Mehrwert bei erfolgreichen Immobilienverkäufen beteiligt werden.
Mit Genussscheinen können sich Unternehmen Geld leihen, ohne die Anleger direkt an der Gesellschaft zu beteiligen. Die Spielräume bei der Ausgestaltung sind groß. In der Regel sind sie bei der Rückzahlung aber nachrangig, Investoren mit "echten" Anteilen werden also bevorzugt.
Grossnigg werbe in dem Schreiben mit den "herausragenden Immobilienprojekten". Doch er spricht auch eine Warnung aus: Nicht die Banken würden am meisten unter der Zahlungsunfähigkeit leiden, "es werden Sie sein", richtete er den Investoren aus. Das begründet er damit, dass die Gruppe deshalb den Aufschwung geschafft habe, "weil viele Menschen und Institutionen Geld mit Eigenkapitalcharakter zur Verfügung gestellt haben".
Ob frisches Geld mit Genussrechten geholt werden kann, obliegt noch der Entscheidung der Sanierungsverwalter.
Wichtige Immobilien der Signa Prime:
APA/dpa/Marcus Brandt
Auch das Eckhaus an Jungernsteig und Neuer Wall an den Alsterarkaden in Hamburg gehört Benkos Signa.
APA/dpa/Marcus Brandt
Das Alsterhaus am Jungfernsteig in Hamburg ist eine von Benkos Kaufhaus-Immobilien in den besten Lagen deutscher Innenstädte.
Kaufhaus Tyrol
Das Kaufhaus Tyrol in der Innsbrucker Innenstadt war Benkos "Gesellenstück" in der Liga der Groß-Investoren am Immobilienmarkt. 2005 gekauft, mit dem Stararchitekten David Chipperfield neu gebaut und 2010 neu eröffnet.
APA/HELMUT FOHRINGER
2008 kaufte Benko das Gebäude "Am Hof 2", in dem früher die Zentrale der Bank Austria war. Heute residiert dort das Luxushotel Park Hyatt. Dort fand auch das jährliche Törggelen statt, wo sich Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Medien trafen.
APA/GEORG HOCHMUTH
Neben dem Park Hyatt hat Benko in der Wiener Innenstadt einen ganzen Straßenzug vom Hof Richtung Graben entwickelt: das "Goldene Quartier". Insgesamt finden sich dort 19 Geschäfte - großteils Edel-Boutiquen - auf 42.000 Quadratmetern. Außerdem gibt es Büro- und Wohnflächen.
PULS 24
Auch gleich ums Eck sicherte sich die Signa Prime 2009 das Gebäude am "Graben 19" von der Bank Austria. Lange Zeit war dort der Gourmet-Tempel "Meinl am Graben" eingemietet. Meinl verkleinerte die Verkaufsfläche, seit Frühling 2023 ist der Louis-Vuitton-Store aus dem Goldenen Quartier an den Graben gezogen. Im Dezember 2023 ging das Gebäude um kolpotierte 80 Millionen Euro an den Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer.
PULS 24
Das Haus in der "Kärntner Straße 11" in der Wiener Innenstadt, in dem auch der einzige Apple Store Österreichs eingemietet ist, gehörte ebenfalls zum Portfolio der Signa Prime Selection AG.
Im Mai wurde jedoch bekannt, dass Benko das Gebäude verkaufte - um 94,5 Millionen Euro, wie der "Gewinn" berichtete. Abnehmer war der oberösterreichische Industrielle Josef Rainer.
Laut "Gewinn" kostete damit ein Quadratmeter satte 31.000 Euro - der bisher höchste Preis, der für eine Wiener Immobilie je erzielt worden sein.
APA/K18
Pläne, wie das Luxus-Kaufhaus "Lamarr" auf der Wiener Mariahilfer Straße fertig aussehen soll. Die einstige Kika/Leiner-Filiale ist derzeit noch eine Baustelle.
APA/STEFAN SEELIG
Benko kaufte 2013 die Wiener Postsparkasse von der Bawag P.S.K. um kolportierte 130 Millionen Euro. 2019 hat die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) einen Mietvertrag über 99 Jahre abgeschlossen. Mittlerweile ist darin ein "Haus für Wissenschaft und Kunst" entstanden, in dem die JKU Linz, die Universität für angewandte Kunst Wien, die Österreichische Akademie der Wissenschaft, das Grazer Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und der Wissenschaftsfonds FWF untergebracht sind.
AFP
Der Elbtower in Hamburg ist wohl die größte Baustelle in Benkos Signa-Gruppe. Es soll mit 245 Metern das dritthöchste Gebäude Deutschlands werden. 2018 vorgestellt, sollte die Baustelle 2026 fertig werden. Nach Vorwürfen gegen die Signa, dass Baufirmen nicht bezahlt worden seien, stehen die Kräne still.
APA/dpa/Hannes P Albert
Auch das berühmte Luxus-Kaufhaus KaDeWe (Kaufhaus des Westens) in Berlin gehört zum Portfolio der Signa Prime Selection AG. 2012 kaufte Benko im Rahmen eines Joint Ventures das KaDeWe und 156 weitere Warenhäuser um 1,1 Milliarden Euro.
Guido Radig
Auch in der Münchner Fußgängerzone finden sich Filetstücke aus Benkos Immobilienportfolio: Das Luxuskaufhaus "Oberpollinger", das auch zur KaDeWe-Gruppe gehört.
APA/dpa/Marcus Brandt
Auch das Eckhaus an Jungernsteig und Neuer Wall an den Alsterarkaden in Hamburg gehört Benkos Signa.
APA/dpa/Marcus Brandt
Das Alsterhaus am Jungfernsteig in Hamburg ist eine von Benkos Kaufhaus-Immobilien in den besten Lagen deutscher Innenstädte.
Kaufhaus Tyrol
Das Kaufhaus Tyrol in der Innsbrucker Innenstadt war Benkos "Gesellenstück" in der Liga der Groß-Investoren am Immobilienmarkt. 2005 gekauft, mit dem Stararchitekten David Chipperfield neu gebaut und 2010 neu eröffnet.
APA/HELMUT FOHRINGER
2008 kaufte Benko das Gebäude "Am Hof 2", in dem früher die Zentrale der Bank Austria war. Heute residiert dort das Luxushotel Park Hyatt. Dort fand auch das jährliche Törggelen statt, wo sich Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Medien trafen.
APA/GEORG HOCHMUTH
Neben dem Park Hyatt hat Benko in der Wiener Innenstadt einen ganzen Straßenzug vom Hof Richtung Graben entwickelt: das "Goldene Quartier". Insgesamt finden sich dort 19 Geschäfte - großteils Edel-Boutiquen - auf 42.000 Quadratmetern. Außerdem gibt es Büro- und Wohnflächen.
PULS 24
Auch gleich ums Eck sicherte sich die Signa Prime 2009 das Gebäude am "Graben 19" von der Bank Austria. Lange Zeit war dort der Gourmet-Tempel "Meinl am Graben" eingemietet. Meinl verkleinerte die Verkaufsfläche, seit Frühling 2023 ist der Louis-Vuitton-Store aus dem Goldenen Quartier an den Graben gezogen. Im Dezember 2023 ging das Gebäude um kolpotierte 80 Millionen Euro an den Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer.
PULS 24
Das Haus in der "Kärntner Straße 11" in der Wiener Innenstadt, in dem auch der einzige Apple Store Österreichs eingemietet ist, gehörte ebenfalls zum Portfolio der Signa Prime Selection AG.
Im Mai wurde jedoch bekannt, dass Benko das Gebäude verkaufte - um 94,5 Millionen Euro, wie der "Gewinn" berichtete. Abnehmer war der oberösterreichische Industrielle Josef Rainer.
Laut "Gewinn" kostete damit ein Quadratmeter satte 31.000 Euro - der bisher höchste Preis, der für eine Wiener Immobilie je erzielt worden sein.
APA/K18
Pläne, wie das Luxus-Kaufhaus "Lamarr" auf der Wiener Mariahilfer Straße fertig aussehen soll. Die einstige Kika/Leiner-Filiale ist derzeit noch eine Baustelle.
APA/STEFAN SEELIG
Benko kaufte 2013 die Wiener Postsparkasse von der Bawag P.S.K. um kolportierte 130 Millionen Euro. 2019 hat die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) einen Mietvertrag über 99 Jahre abgeschlossen. Mittlerweile ist darin ein "Haus für Wissenschaft und Kunst" entstanden, in dem die JKU Linz, die Universität für angewandte Kunst Wien, die Österreichische Akademie der Wissenschaft, das Grazer Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und der Wissenschaftsfonds FWF untergebracht sind.
AFP
Der Elbtower in Hamburg ist wohl die größte Baustelle in Benkos Signa-Gruppe. Es soll mit 245 Metern das dritthöchste Gebäude Deutschlands werden. 2018 vorgestellt, sollte die Baustelle 2026 fertig werden. Nach Vorwürfen gegen die Signa, dass Baufirmen nicht bezahlt worden seien, stehen die Kräne still.
APA/dpa/Hannes P Albert
Auch das berühmte Luxus-Kaufhaus KaDeWe (Kaufhaus des Westens) in Berlin gehört zum Portfolio der Signa Prime Selection AG. 2012 kaufte Benko im Rahmen eines Joint Ventures das KaDeWe und 156 weitere Warenhäuser um 1,1 Milliarden Euro.
Guido Radig
Auch in der Münchner Fußgängerzone finden sich Filetstücke aus Benkos Immobilienportfolio: Das Luxuskaufhaus "Oberpollinger", das auch zur KaDeWe-Gruppe gehört.
APA/dpa/Marcus Brandt
Auch das Eckhaus an Jungernsteig und Neuer Wall an den Alsterarkaden in Hamburg gehört Benkos Signa.
Es wird noch mehr Geld brauchen
Der Plan bei der Signa: Die Firmen sollen schrumpfen, um dann wieder gesund dazustehen. Dafür braucht es jedoch viel Kapital, das im Augenblick offensichtlich fehlt. Und auch die kolportierten 350 Millionen Euro werden nicht reichen.
300 Millionen sollen in die Signa Prime fließen, weitere 50 in die Signa Development. Das reiche laut "internen Berechnungen" aber nur für die nächsten drei oder vier Monate, zitiert der "Spiegel" Grossnigg. Dadurch könnten jedoch Bauprojekte fortgesetzt werden. Das würde eine echte Insolvenz vermeiden, bei der die Vermögenswerte direkt verwertet, also verkauft, würden. Für ein halbfertiges Gebäude würde man nämlich bedeutend weniger Geld bekommen.
Grossnigg wurde Anfang Dezember als neuer Restrukturierungsvorstand an Bord geholt. Er gilt als enger Vertrauter von Hans Peter Haselsteiner, Strabag-Großaktionär und Signa Investor.
Bei den Investoren herrsche aber große Skepsis, erfuhr der "Spiegel" von Insidern. Denn auch bei der insolventen Signa-Holding fehle Geld. Sollte das Geld nicht zusammenkommen, droht die Liquidation. Die Investoren stehen vor einem Dilemma: Es ist ungewiss,wie viel Geld nach den 350 Millionen noch benötigt wird. Wer mitmacht, läuft also Gefahr, auch dieses Geld zu verlieren oder noch einmal in die Tasche greifen zu müssen.
PULS 24 Reporter Paul Batruel analysiert den Fall Benko:
Zusammenfassung
Die Signa-Gruppe droht zu zerbröckeln. Mit hohen Zinsen soll nun weiteres Geld eingesammelt werden, um zumindest die Filetstücke aus René Benkos Firmenkonstrukt zu retten.
Dafür braucht es vorerst 350 Millionen Euro.
"Bestehende Aktionäre und Risikokapitalgeber" würden zur "Schadensminderung" eingeladen - mittels Genussscheinen sollen sie frisches Geld zuschießen.
Bei den Investoren herrsche aber große Skepsis, erfuhr der "Spiegel" von Insidern.