Signa auf Geldsuche: Benkos Investoren sollen nachschießen
Die Signa-Gruppe droht zu zerbröckeln. Mit hohen Zinsen soll nun weiteres Geld eingesammelt werden, um zumindest die Filetstücke aus René Benkos Firmenkonstrukt zu retten.
Die größten und wichtigsten Signa-Töchter haben inzwischen Insolvenz angemeldet. Für die Signa Prime Selection AG und die Signa Development Selection AG braucht es aber 350 Millionen Euro, die Sanierungsexperte Erhard Grossnigg versucht, zusammenzukratzen. Das soll mit Hilfe von Genussrechten klappen, berichtete am Donnerstag der "Spiegel".
In den beiden Gesellschaften sind die prunkvollsten Immobilien gebündelt, die Milliarden wert sein sollen. Der "Spiegel" bezieht sich auf einen Brief an Investoren. Dort soll der Sanierungsvorstand beider Signa-Gesellschaften einen Tag vor Weihnachten geschrieben haben, es gehe "um die Rettung der Vermögenswerte der beiden Immobiliengesellschaften".
"Bestehende Aktionäre und Risikokapitalgeber" würden zur "Schadensminderung" eingeladen - mittels Genussscheinen sollen sie frisches Geld zuschießen. Im Gegenzug werden ihnen neun Prozent Zinsen geboten, die halbjährlich ausgezahlt werden. Zudem sollen sie am Mehrwert bei erfolgreichen Immobilienverkäufen beteiligt werden.
Mit Genussscheinen können sich Unternehmen Geld leihen, ohne die Anleger direkt an der Gesellschaft zu beteiligen. Die Spielräume bei der Ausgestaltung sind groß. In der Regel sind sie bei der Rückzahlung aber nachrangig, Investoren mit "echten" Anteilen werden also bevorzugt.
Grossnigg werbe in dem Schreiben mit den "herausragenden Immobilienprojekten". Doch er spricht auch eine Warnung aus: Nicht die Banken würden am meisten unter der Zahlungsunfähigkeit leiden, "es werden Sie sein", richtete er den Investoren aus. Das begründet er damit, dass die Gruppe deshalb den Aufschwung geschafft habe, "weil viele Menschen und Institutionen Geld mit Eigenkapitalcharakter zur Verfügung gestellt haben".
Ob frisches Geld mit Genussrechten geholt werden kann, obliegt noch der Entscheidung der Sanierungsverwalter.
Wichtige Immobilien der Signa Prime:
Es wird noch mehr Geld brauchen
Der Plan bei der Signa: Die Firmen sollen schrumpfen, um dann wieder gesund dazustehen. Dafür braucht es jedoch viel Kapital, das im Augenblick offensichtlich fehlt. Und auch die kolportierten 350 Millionen Euro werden nicht reichen.
300 Millionen sollen in die Signa Prime fließen, weitere 50 in die Signa Development. Das reiche laut "internen Berechnungen" aber nur für die nächsten drei oder vier Monate, zitiert der "Spiegel" Grossnigg. Dadurch könnten jedoch Bauprojekte fortgesetzt werden. Das würde eine echte Insolvenz vermeiden, bei der die Vermögenswerte direkt verwertet, also verkauft, würden. Für ein halbfertiges Gebäude würde man nämlich bedeutend weniger Geld bekommen.
Grossnigg wurde Anfang Dezember als neuer Restrukturierungsvorstand an Bord geholt. Er gilt als enger Vertrauter von Hans Peter Haselsteiner, Strabag-Großaktionär und Signa Investor.
Bei den Investoren herrsche aber große Skepsis, erfuhr der "Spiegel" von Insidern. Denn auch bei der insolventen Signa-Holding fehle Geld. Sollte das Geld nicht zusammenkommen, droht die Liquidation. Die Investoren stehen vor einem Dilemma: Es ist ungewiss,wie viel Geld nach den 350 Millionen noch benötigt wird. Wer mitmacht, läuft also Gefahr, auch dieses Geld zu verlieren oder noch einmal in die Tasche greifen zu müssen.
PULS 24 Reporter Paul Batruel analysiert den Fall Benko:
Zusammenfassung
Die Signa-Gruppe droht zu zerbröckeln. Mit hohen Zinsen soll nun weiteres Geld eingesammelt werden, um zumindest die Filetstücke aus René Benkos Firmenkonstrukt zu retten.
Dafür braucht es vorerst 350 Millionen Euro.
"Bestehende Aktionäre und Risikokapitalgeber" würden zur "Schadensminderung" eingeladen - mittels Genussscheinen sollen sie frisches Geld zuschießen.
Bei den Investoren herrsche aber große Skepsis, erfuhr der "Spiegel" von Insidern.