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Rewe-Chef: "Kämpfen wie die Löwen" - Preise steigen trotzdem

Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti verteidigt in einem Interview die Preisgestaltung des Lebensmittel-Handelsriesen. Man verhandle hart und Preiserhöhungen nach Rabattaktionen seien ein "No-Go". Die Zahlen sprechen jedoch eine andere Sprache.

Der Rewe-Konzern hat mit seinen Supermärkten wie Billa, Penny und Adeg einen Marktanteil von rund einem Drittel in Österreich. Seine Preisgestaltung bei Lebensmittel hat also große Auswirkungen. Immer wieder wurden die Lebensmittelhändler für die starken Preissteigerungen verantwortlich gemacht, immer wieder fiel der Vorwurf der "Gierflation"

Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti sagte aber im "ZiB 2"-Interview bei Armin Wolf (auf ORF 2 und Joyn), dass das vor allem an den "wahnsinnig hohen Preisforderungen von unseren Lieferanten" liege. "Wir haben extrem hart verhandelt", so Haraszti. Im Endeffekt hätte man die Preise aber weitergeben müssen. Er geht sogar so weit, dass er den Lebensmittelhandel als "inflationsdämpfend" beschrieb. 

Ein Blick auf die Inflationszahlen im Mai verrät jedoch: Die Teuerung bei Lebensmitteln ist höher als die gesamte Inflationsrate. Der Verbraucherpreisindex (VPI) legte im Mai 2023 um 9,0 Prozent zu, bei Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken lag die Preissteigerung bei 12,3 Prozent. 

"Wir kämpfen wie die Löwen"

Bei Rewe versuche man, sich gegen die Preisforderungen der Lieferanten durchzusetzen. "Wir kämpfen wie die Löwen", sagte Haraszti. Der hohe Marktanteil sei sogar "Glück", weil man deshalb "auf Augenhöhe" verhandeln könnte. Einen eingeschränkten Wettbewerb sieht man hier nicht.

Erst vergangene Woche veröffentlichte die Agrarmarkt Austria (AMA) einen Transparenzbericht mit durchschnittlichen Einkaufspreisen von 22 Produkten. Demnach wurden Äpfel der Sorte Gala im Einkauf im Vergleich zum Vorjahr billiger. Laut Mario Zechner, der das Preisportal Heisse Preise betreibt, wurden die billigeren Einkaufspreise aber nicht an die Kund:innen weitergegeben.

Preiserhöhungen nach Rabatt-Aktionen "bei uns ein No-Go"

Außerdem stritt Haraszti ab, dass Rabatt-Aktionen genutzt werden, um die Preise im Anschluss zu erhöhen. "Es stimmt nicht", sagte er. Am Ende einer Rabatt-Aktion "gehen wir auf den gleichen Preis zurück". "Diese Methodik ist bei uns ein No-Go", versicherte er in der "Zeit im Bild 2". 

Genau diese Preiserhöhungen wurden von unterschiedlichen Preisportalen aber bereits mehrfach dokumentiert, zuletzt etwa von Zechner. 

Bernhard Ruckenstuhl von teuerungsportal.at stellte diese Methodik, die ja eigentlich ein "No-Go" ist, Ende Juni auch schon dar. 

Von Rewe werden also nach wie vor Geschäftspraktiken abgestritten, die durch Daten eindeutig belegbar sind. Private Anbieter schaffen seit wenigen Monaten Transparenz bei den Verkaufspreisen der Handelsriesen - die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) will in diesem Bereich nachlegen.

Einkaufspreise werden von den Lebensmittelhändlern aber keine veröffentlicht, Rewe legt in Österreich nicht einmal die Bilanz offen. Inwiefern die Händler unter dem Druck der Lieferanten stehen oder selbst kräftig an der Teuerung verdienen, bleibt also weiterhin ein Geheimnis.

ribbon Zusammenfassung
  • Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti verteidigt in einem Interview die Preisgestaltung des Lebensmittel-Handelsriesen.
  • Man verhandle hart und Preiserhöhungen nach Rabattaktionen seien ein "No-Go". Die Zahlen sprechen jedoch eine andere Sprache.
  • Bei Rewe versuche man, sich gegen die Preisforderungen der Lieferanten durchzusetzen. "Wir kämpfen wie die Löwen", sagte Haraszti.
  • Außerdem stritt Haraszti ab, dass Rabatt-Aktionen genutzt werden, um die Preise im Anschluss zu erhöhen. "Es stimmt nicht", meinte er.