Rettung oder Untergang
Bei KTM ist Zittern angesagt: Gelingt die Sanierung?
Ob der in Schieflage geratene Motorradbauer KTM wieder zurück in die Spur findet, ist noch keine ausgemachte Sache. Ein wichtiger Termin, der über die Zukunft entscheidet, steht am Dienstag bevor.
Im Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Ried im Innkreis wird darum gerungen, wie es mit den rund 3.000 Mitarbeitern und dem Standort in Mattighofen weitergeht. Da entscheiden die Gläubiger der drei großen KTM-Gesellschaften, ob eine Sanierung gelingt oder doch der Konkurs folgt und der Motorradbauer in seine Einzelteile zerschlagen wird.
Warum die Rettung weiter nicht fix ist
Mit über 3.800 Forderungsanmeldungen alleine bei der KTM AG gibt es viele Gläubiger, die im laufenden Verfahren mitreden wollen. Laut einem Bericht der "Oberösterreichischen Nachrichten" wird im Hintergrund weiter hart verhandelt. Die Rettung soll aber Spitz auf Knopf stehen. Dazu kommen rund 180 Banken, die gerne ihr Geld wiedersehen würden.
Einigen dieser Banken soll die angebotene Quote von 30 Prozent zu niedrig sein. Während einige österreichische Banken mehr Bereitschaft signalisieren sollen, wird der Sanierungsplan vor allem im Ausland kritisch gesehen. Einige ausländische Banken wünschen sich laut "ÖON" einen Debt-Equity-Swap.
Dabei wird aus Krediten eine Firmenbeteiligung. Problem: Das sieht das österreichische Insolvenzrecht nicht vor.
Video: KTM-Pleite: "Sanierung das bestmöglichste Szenario"
Schon vor Weihnachten fand die Berichtstagsatzung bei KTM statt. Damals sah Daniel Nobis vom Kreditschutzverband AKV eine Sanierung als bestmögliche Lösung.
Es braucht eine Garantie über 150 Millionen Euro
Eine weitere Hürde: Insolvenzverwalter Peter Vogl braucht eine Fortführungsgarantie und ein Bekenntnis, wer 150 Millionen Euro zuschießt. Die braucht es, um die stillstehende Produktion im März wieder hochzufahren.
Das Geld soll unter anderem vom indischen Miteigentümer Bajaj kommen, weitere Investoren seien im Rennen. Ein Bericht, wonach BMW einen Einstieg bei KTM plane und die gesamte Produktion und Entwicklung aus Österreich abziehen wolle, wurde gegenüber PULS 24 nicht bestätigt.
Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger, der in dem Artikel als Befürworter dieses Plans genannt wird, wies am Montag am Rande einer Pressekonferenz in Linz zurück, dies zu unterstützen. Als Bank der Wirtschaft und Industrie werde man nur Vorhaben unterstützen, die einer Stärkung des Standorts dienen würden.
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Auch Branchenkenner zweifeln an diesen Gerüchten. Immerhin hat sich BMW mit dem Kauf der Motorrad-Marke Husqvarna schon einmal die Finger verbrannt. 2013 wurde Husqvarna schließlich an Stefan Pierers KTM-Konzern verkauft.
Zudem habe der deutsche Autobauer mit Investitionen in das E-Auto-Geschäft und dahinschmelzenden Gewinnmargen wohl gerade andere Sorgen, als einen Motorradbauer mit einem milliardenschweren Rucksack zu übernehmen, heißt es aus Branchenkreisen.
Insolvenz zu spät angemeldet?
Weitere Unsicherheit soll laut "OÖN" der sechste Bericht von Insolvenzverwalter Vogl vom Freitagabend bringen. So soll sich darin ein Kapitel finden, in dem diskutiert wird, ob die Insolvenz Ende November rechtzeitig angemeldet worden war.
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Wirtschaftsprüfer, Professoren und Betriebswirte sollen die Einschätzung teilen, dass die Insolvenz schon anderthalb Monate früher eingereicht hätte werden müssen. Deshalb könne nicht ausgeschlossen werden, dass noch zivilrechtliche Ansprüche folgen.
Zusammenfassung
- Der Dienstag könnte ein Schicksalstag für KTM werden.
- Vor Gericht werden die Weichen gestellt, wie es mit dem Motorradbauer in Mattighofen weitergeht.
- Sicher soll die Rettung noch nicht sein.
- Besonders ausländische Banken machen Druck.