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Signa-Finanzchef: Weiß nicht, wo Benkos Geld ist

Manuel Pirolt war als Finanzvorstand der Signa einer der engsten Vertrauten im Signa-Reich von René Benko. Die Öffentlichkeit hat er stets gemieden. In einem Interivew hat er sich nun von Benko distanziert: "Wir waren keine Freunde".

Manuel Pirolt gilt als eines der Masterminds hinter den Finanz-Verflechtungen der Signa. 2011 ging er von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO zur Signa und ist seit 2013 Finanzchef der Signa Prime und Signa Development. Diese Posten wird er aber nun räumen. Er wird den Gesellschaften, bei der die Gläubiger mit einer Treuhand-Lösung die Kontrolle übernommen haben, aber weiter beratend zur Verfügung stehen. 

Er kontrollierte, wo das Geld herkam und wo es hinfloss. In unzähligen Signa-Tochtergesellschaften fungiert er als Geschätsführer. Wohl kaum ein anderer abseits von Benko selbst versteht das Geflecht der Signa so gut wie er. 

Signa war komplex, aber nicht intransparent

Doch Pirolt mischte sowohl bei den Finanzen der Signa, als auch bei René Benko privat mit. Seit 2015 ist er Vorstand der Laura Privatstiftung - zumindest noch bis Ende Juni. Nun wird er bei der Staatsanwaltschaft in fünf Fällen als Beschuldigter geführt, berichtete das Nachrichtenmagazin "profil". Die Vorwürfe seien aber "unrichtig, und ich habe mir keinerlei unerlaubtes Verhalten vorzuwerfen", sagte er in dem Interview

Auch den immer wieder berichteten Vorwürfen zu den (zu) verschachtelten Signa-Firmen widerspricht Pirolt. "Die mediale Berichterstattung spricht von Intransparenz – ich spreche von Komplexität. Es ist sicher nicht selbsterklärend, aber nicht intransparent", meinte er. 

Video: Benko im U-Ausschuss

War Benko de facto Geschäftsführer?

Viele brennenden Fragen drehten sich jedoch um René Benko. De facto hatte er bei der Signa bekanntlich keinen Posten inne, hatte mit den Immobiliengesellschaften jedoch Beraterverträge. "Er war sehr präsent, das ist kein Geheimnis. Er hat jeden Tag von morgens bis abends gearbeitet. Er hat das Unternehmen gegründet und war in viele Vorhaben involviert", führte Pirolt über Benko aus. 

Wie intensiv der Austausch mit Benko war, ließe sich aber nicht beantworten. "Je nach Projekt war der Austausch sehr intensiv und täglich. Dann auch wieder nicht – dann haben wir vielleicht einmal pro Woche telefoniert", so der Finanzchef zum "profil".

Immer wieder kamen Vorwürfe auf, Benko sei bei der Signa ein Schattengeschäftsführer gewesen. Das wollen einige Gläubiger auch dazu nutzen, um Benko persönlich für Signa-Verbindlichkeiten haftbar zu machen. "Er war in viele Dinge involviert und hat sich intensiv um die Unternehmensweiterentwicklung mit seinem Netzwerk und seinen Fähigkeiten gekümmert. Ob das eine faktische Geschäftsführung ist oder nicht, da müssen Sie einen Juristen fragen", reagierte Pirolt darauf. 

"Wir waren keine Freunde"

"Es gibt de facto kein Verhältnis", meinte er darauf angesprochen, wie er sich mit Benko heute verstehe. "Es war sehr intensiv über die Jahre. Nachdem er mit der Insolvenz der Signa Holding Ende vergangenen Jahres von der Bildfläche verschwunden ist, haben wir kaum Kontakt gehabt". 

Eine Freundschaft sei aus der jahrelangen, engen Zusammenarbeit aber keine entstanden. "Wir hatten ein gutes, freundschaftliches Verhältnis, aber wir waren keine Freunde. Es war nicht so, dass wir uns am Abend in einem Lokal hingesetzt haben und drei Bier getrunken und über Fußball gesprochen haben", so Pirolt. 

Pirolt galt zwar als einer der engsten Vertrauten Benkos, das wollte er im "profil"-Interview aber "deutlich relativieren". So haben es "genug andere" gegeben, die eng mit Benko zusammengearbeitet hätten. "Für den Handelsbereich war das Dieter Berninghaus. Oder auch das Team rund um Timo Herzberg. Wo ist sein Geld? Das weiß ich nicht", sagte der Signa-Finanzchef. 

ribbon Zusammenfassung
  • Manuel Pirolt war als Finanzvorstand der Signa einer der engsten Vertrauten im Signa-Reich von René Benko.
  • Die Öffentlichkeit hat er stets gemieden. Nun ist er in einem Interview mit Benko auf Distanz gegangen: "Wir waren keine Freunde".
  • "Es gibt de facto kein Verhältnis", meinte er darauf angesprochen, wie er sich mit Benko heute verstehe.