Ökonom: Gas-Speicherziel von 80 Prozent ist "sehr fraglich"
In den letzten zwei Wochen habe man gesehen, wie sich der Gaspreis von einem sehr hohen Niveau wieder stabilisiert hat und gesunken ist. Gas sei jedoch aktuell trotzdem zehn Mal teurer als noch zu Jahresbeginn 2021, sagt der Ökonom Lukas Sustala im PULS 24 Newsroom LIVE.
"Gas ist zehn Mal teurer als vor Ausbruch der Unsicherheit, bevor Wladimir Putin bzw. Gazprom angefangen haben, die Speicher in Europa im Vorjahr nicht wirklich aufzufüllen", so der Ökonom. "Das ist ein massiver Teuerungsschock, selbst wenn die Preise sich jetzt stabilisieren oder sogar sinken sollten".
Gas-Abhängigkeit: Österreich ist "im russischen Beifahrersitz"
In Bezug auf die Gasspeicherung sei alles "eine Frage der Geschwindigkeit und Dimension". Laut Berechnungen sei Österreich eines der Länder, das eine der höchsten Abhängigkeiten von russischem Gas hat und am meisten Gas einsparen wird müssen. Diese Abhängigkeit sei in den ersten Kriegsmonaten auch nicht gesunken.
Während Deutschland seine Abhängigkeit von russischem Gas von 55 Prozent auf 29 Prozent reduzieren konnte, ginge es in Österreich "schon fast in die andere Richtung". "Im April 2022 haben wir mehr als 87 Prozent der importierten Gasmenge aus Russland bezogen, vor Ausbruch des Krieges waren es rund 80 Prozent", sagt Sustala.
"Da muss man schon sagen, da sind wir durchaus noch im russischen Beifahrersitz . Das ist sicherlich kein guter Ort, nachdem sich ganz klar zeigt, dass die Gasexporte Russlands derzeit vor allem eine politische Waffe sind", so Ökonom Lukas Sustala im PULS 24 Newsroom LIVE.
Speicher- und Sparziele: "Wir haben massiven Handlungsbedarf"
Dass Russland den Gashahn abdreht, sei "zwar realistisch, aber nicht rational". Die Unsicherheit über die Gasversorgung in Europa hochzuhalten sei wahrscheinlich die "wirklich rationale Strategie Russlands". Nach der Einschätzung des Ökonoms werde die russische Gasversorgung nicht auf Null fallen. Man müsse sich jedoch darauf einstellen, dass sie nie wieder auf das Niveau zurückkommt, wie es vor dem Krieg war.
Österreich habe relativ große Gasspeicher, habe aber das Problem der hohen Abhängigkeit von russischem Gas. "Wir haben einen massiven Handlungsbedarf, was Speicher- und Sparziele betrifft", sagt Sustala. Dass Österreich das Speicherziel von 80 Prozent bis zum 1. Oktober 2022 erreichen kann, sei "sehr fraglich". Das aktuelle Speichertempo müsse doppelt so hoch sein, damit das Speicherziel erreicht werden kann.
Zusammenfassung
- Österreich sei eines der Länder, das die höchste Abhängigkeit von russischem Gas hat, erklärt der Ökonom Lukas Sustala im Newsroom LIVE.
- Auch das Speicherziel von 80 Prozent bis 1. Oktober 2022 sei "sehr fraglich".