Martin Kocher zur Signa-Pleite: Rasanz hat keiner vorausgesehen
2022 stiegen die Insolvenzen in Deutschland erstmals über das Niveau der Wirtschaftskrise 2008. Deutsche Experten sprechen hier von einem "Corona-Boomerang". Unternehmen seien durch die staatlichen Hilfen am Leben erhalten worden, obwohl sie nicht mehr marktfähig gewesen seien. Die Rezession oder Krise in Deutschland könnte auch Österreich mitziehen, so WIFO-Chef Gabriel Felbermayer.
Bei Moderatorin Gundula Geiginger spricht Arbeitsminister und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) in "Pro und Contra" über die miese Wirtschaftslage.
Der Wirtschaft in Österreich geht es nicht gut, mit der Pleite der Signa Holding kam es auch zur größten Insolvenz der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Das Geschäftsmodell basierte teilweise auf Nullzinsen, mit den Zinserhöhungen sei dieses System zusammengebrochen. Große Teile der Signa haben bereits Konkurs gemeldet.
Im Juni 2023 verkaufte das Unternehmen die Möbelkette Kika/Leiner, die darauf Insolvenz anmeldete. 2018 hatte die Holding die Möbelkette zur Sanierung übernehmen - Ex-Kanzler Sebastian Kurz war damals Bundeskanzler gewesen. Hätte man damals kritischer sein müssen, um die Arbeitsplätze langfristig zu retten, fragt Geiginger.
Falsche Freude über Kika / Leiner
"Im Nachhinein ist klar, dass man Dinge anders bewerten würde", so Arbeitsminister Martin Kocher bei "Pro und Contra". Er sei damals nicht dabei gewesen, aber könne sich erinnern, dass viele sich über die Übernahme gefreut hatten. "Ich glaube, man muss das immer im Zusammenhang betrachten und nicht aus dem Zusammenhang reißen."
Bereits im April 2023 gab es Berichte darüber, dass die steigenden Zinsen Benkos Geschäften "massiv" zusetzen würden.
"Da hat das Geschäftsmodell im Immobilien-Bereich der Signa wahrscheinlich etwas von diesen Nullzinsen profitiert und jetzt mit dem starken Zinsanstieg ist das sehr schwierig geworden. Das hat sich natürlich geändert, auch das konnte man zwar voraussehen, dass das passieren wird, aber dass es in dieser Rasanz passiert, hat niemand vorausgesehen."
Ziellose Hilfen
Seit Beginn der Einführung der Corona-Hilfen für Unternehmen gab es Kritik, dass diese zu ungenau gewesen seien. Das bestätigte der Rechnungshof im April 2023. Die Vergaben seien nicht treffsicher gewesen, Personalkosten seien überfordert worden und Förderstellen nicht zureichend überprüft worden.
Dabei räumt der Minister Versäumnisse ein: "Ja, ich glaube wir müssen bei Unternehmen ganz klar darauf schauen, wie nachhaltig das Geschäftsmodell ist - das ist halt oft in der Praxis gar nicht so leicht." Die Förderungen hätten schnell erfolgen müssen, es sollte aber "stark auf die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells" geschaut werden.
Zusammenfassung
- Rutscht Österreich mit Deutschland in eine Wirtscahftskrise?
- Arbeitsminister Martin Kocher spricht bei "Pro und Contra" über Österreichs Wirtschaftssituation.
- Kritik an Signa-Gründer René Benko beschwichtigt er: Man habe nicht wissen können, dass es so schnell krachen würde.