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KTM-Insolvenz: Was macht Stefan Pierer?

Am Freitag bringt die KTM einen Insolvenzantrag ein. Ziel ist ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung. Dann wird sich zeigen, wie hoch die Schulden wirklich sind. Doch schon vorab gibt es viele offene Fragen.

Anmerkung: Am Freitagmittag hat KTM drei Insolvenzanträge eingereicht. Wie hoch die Verbindlichkeiten tatsächlich sind, lesen Sie hier.

Es ging schnell bei KTM. Nach Rekord-Jahren steht der Motorrad-Hersteller aus Mattighofen mit dem ikonischen Orange vor der Pleite. Für viele kommt es überraschend. Einige Zulieferer dürften KTM noch bis zum Schluss ohne Absicherung beliefert haben. 

Etliche werde das "auf eine harte Probe stellen", sagte Gerhard Weinhofer, Chef des Gläubigerschutzverbandes Creditreform, zu den "Oberösterreichischen Nachrichten". Denn ob den Gläubigern am Schluss mehr als 20 oder 30 Prozent bleiben, wird sich erst in 90 Tagen zeigen. Da wird über den Sanierungsplan abgestimmt. 

Flächenbrand soll verhindert werden

Eine große Herausforderung wird sein, einen Flächenbrand in der Firmengruppe zu verhindern. Da wurde allerdings schon erstmal vorgesorgt. Die Pierer Industrie AG (über Tochtergesellschaften indirekt Eigentümerin von KTM) eröffnete am Anfang der Woche ein Europäisches Restrukturierungsverfahren. Damit dürfte man einer möglichen Insolvenz zuvorkommen wollen. 

Ein anderes prominentes Beispiel zeigt, wie schnell es dann gehen kann. Bei der Signa von René Benko löst die Pleite der Signa Holding vor genau einem Jahr einen wahren Domino-Effekt aus – unzählige andere Gesellschaften sind in der Folge auch in die Insolvenz gerutscht. 

Was kommt von Pierer?

Einige Beobachter:innen beschäftigt auch die Frage, was von CEO und Miteigentümer Stefan Pierer kommt. Wird er dringend benötigtes Geld zuschießen? 2023 wurde er vom Finanz-Magazin "Forbes" noch als siebtreichster Österreicher mit einem Vermögen von 1,6 Milliarden US-Dollar gelistet. 2024 schaffte er es nicht mehr in die Milliardärs-Liste von Forbes. Ein Großteil seines Vermögens werden aber auch Firmenbeteiligungen sein, die mitunter nicht so schnell zu Geld gemacht werden können. 

Wie viel benötigt wird und was Pierer tatsächlich zuschießen kann, ist also noch unklar. Ein Blick in den Halbjahresbericht von Pierer Mobility, der börsengelisteten Mutter von KTM, lässt aber eine gewisse Größenordnung erkennen. 

Zum 30. Juni 2024 wurde dort eine Nettoverschuldung von über 1,4 Milliarden Euro ausgewiesen. Die ist nach 776 Millionen zum 31. Dezember 2023 förmlich explodiert. Auch um die Liquidität dürfte es nicht allzu gut bestellt sein.

Video: KTM vor der Insolvenz, Siemens schließt Werk in Wien

Schulden legten massiv zu

Der Free Cashflow im ersten Halbjahr lag bei -615 Millionen Euro. Das ist im Grunde die Summe, die dem Unternehmen nach Abzug von Ausgaben und Investitionen zur Verfügung steht. Die Ausgaben sind also viel höher als die Einnahmen. 

Die kurzfristigen Schulden legten laut Halbjahresbericht im ersten Halbjahr 2024 sogar um 43,9 Prozent zu. Größtenteils sei der Anstieg "auf die Aufnahme von kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten" zurückzuführen. 

Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen lagen bei rund 200 Millionen Euro. Das heißt: Lieferanten oder Unternehmen haben ihre Arbeit schon erbracht oder die Waren schon geliefert, gezahlt wurden sie von KTM aber noch nicht. 

ribbon Zusammenfassung
  • Am Freitag bringt die KTM einen Insolvenzantrag ein.
  • Ziel ist ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung.
  • Dann wird sich zeigen, wie hoch die Schulden wirklich sind.
  • Doch schon vorab gibt es viele offene Fragen.