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KTM: Millionen-Dividende für Pierer Mobility-Aktionäre

Beim oberösterreichischen Motorrad-Hersteller KTM bangen tausende Mitarbeiter:innen um ihr Weihnachtsgeld, ein Insolvenzantrag steht bevor. Noch im April schüttete die Muttergesellschaft aber Millionen an Dividenden aus. Und: Was Stefan Pierer 2023 als CEO verdient hat.

Die Krise bei KTM spitzt sich zu, das Lebenswerk von Stefan Pierer wackelt gewaltig. Am Freitag soll ein Insolvenzantrag eingereicht werden, deshalb können die Novemberlöhne und -gehälter sowie das Weihnachtsgeld nicht bezahlt werden. Das hat rechtliche Hintergründe. Dafür wolle man das Dezembergehalt schon kommende Woche auszahlen, wie es aus Mattighofen am Mittwoch hieß. 

Man wolle damit "Härtefälle vor Weihnachten abfedern". Ziel ist ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung. Sollte die Sanierung gelingen, erhalten die Mitarbeiter:innen ihr Geld, das könnte aber dauern.

Auch bei der Pierer Industrie AG, einige Ebenen höher im Pierer'schen Firmenkonstrukt, läuft ein "Europäisches Restrukturierungsverfahren", wohl das erste in Österreich. Es wird betont, dass die Gesellschaft nicht überschuldet sei, aber ebenfalls insolvent gehen könnte, wenn Schuldverschreibungen und Anleihen früher fällig gestellt, also abbezahlt werden müssen. Insgesamt geht es um Fälligkeiten in Höhe von rund 250 Millionen Euro – deren Rückzahlung soll gestreckt werden. 

Millionen-Dividende bei der KTM-Mutter

Während bei KTM der noch nicht einmal aufgestellte Christbaum brennt, zahlte die KTM-Mutter Pierer Mobility AG im April noch Dividenden an ihre Aktionäre aus. 

Dem börsengelisteten Unternehmen gehören 100 Prozent von KTM. Ende April zahlten sie für das Jahr 2023 50 Cent pro Aktie an Dividende. Macht bei knapp 33,8 Millionen ausgegebenen Aktien rund 16,9 Millionen Euro. 

Davon bleibt aber nicht alles bei Pierer. Gut ein Viertel der Aktien befinden sich in Streubesitz und werden an der Börse gehandelt. Der Rest kann seinen Firmen zumindest teilweise zugerechnet werden.

Per Oktober 2024 gehörten 74,94 Prozent der Anteile der Pierer Bajaj AG – davon hält 50,1 der Anteile die Pierer Industrie AG. Die ist eine 100-prozentige Tochter der Pierer Konzerngesellschaft mbH. Der gehören weitere 0,09 Prozent von Pierer Mobility. Die Pierer Konzerngesellschaft gehört schließlich Stefan Pierer allein. 

Fast 5 Millionen für den Vorstand

Bei der Pierer Mobility verdient der Vorstand einerseits ein Fix-Gehalt, andererseits eine variable Vergütung, die abhängig vom unternehmerischen Erfolg ist. Insgesamt wurden für das Geschäftsjahr 2023 mehr als 4,8 Millionen Euro an Vergütungen ausgezahlt. Damals saßen im Vorstand noch sechs Männer, im Herbst wurde dieser auf zwei reduziert. 

CEO Stephan Pierer erhielt dem Unternehmensbericht zufolge 459.081,45 Euro an fixer Vergütung. Als variable Vergütung kamen dann noch einmal 456.680 Euro dazu. Inklusive Nebenleistungen waren es gesamt 940.761,45 Euro. 

Für die Vorstände gab es zudem einen Firmenwagen, den sie privat nutzen konnten: 5er-BMW, Audi A6 oder Ähnliches. Dafür wurde jedoch wie üblich ein steuerlicher Sachbezug fällig. 

Im Vergleich zum Jahr davor ist das allerdings ein Minus von mehr als 60 Prozent. 2022 verdiente Pierer als CEO 2,37 Millionen Euro, 2021 sogar 2,75 Millionen. 

Staats-Hilfen und Landes-Haftung

Dividenden-Zahlungen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sorgten schon einmal für Kritik. Während der Corona-Pandemie schickte Pierer die ganze KTM-Belegschaft in Kurzarbeit - dafür gab es bei der KTM AG 10,4 Millionen Euro an staatlicher Hilfe. Bei der KTM Components GmbH, einer Tochtergesellschaft, gab es noch einmal 1,69 Millionen Euro an Unterstützung. Dennoch schüttete das Unternehmen im Folgejahr Millionen-Dividenden aus. 

"Wir haben nicht vom Staat Geld bekommen. Wir haben Geld bekommen, das Sie, ich, alle Geschäftsleute und Arbeitnehmer dem Staat treuhänderisch zur Verwaltung übergeben haben. Das ist hart erarbeitetes Steuergeld. Ich habe die Mittel direkt an die Mitarbeiter weitergegeben", sagte Pierer 2021 in einem Interview mit der "Presse" dazu.

Das Land Oberösterreich griff KTM in der Vergangenheit ebenfalls schon unter die Arme. In der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 erhielten sie eine Haftung in Höhe von 33,6 Millionen Euro.

ribbon Zusammenfassung
  • Beim oberösterreichischen Motorrad-Hersteller KTM bangen tausende Mitarbeiter:innen um ihr Weihnachtsgeld, ein Insolvenzantrag steht bevor.
  • Noch im April schüttete die Muttergesellschaft aber Millionen an Dividenden aus.
  • Und: Was Stefan Pierer 2023 als CEO verdient hat.