Beginn einer Pleitewelle? KTM-Insolvenz "erst der Anfang"
"Mir fallen adhoc sicher 15 Betriebe ein, die das alles voll trifft. KTM ist erst der Anfang", erklärte der Obmann der Wirtschaftskammer Braunau, Klemens Steidl, gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten". Er fürchtet, dass die KTM-Insolvenz eine Pleitewelle im Bezirk Braunau beziehungsweise im ganzen Innviertel nach sich ziehen könnte.
Eine ganze Reihe von Zulieferbetrieben ist, freilich in unterschiedlichem Ausmaß, von der Pleite betroffen. Auch deutsche Industriebetriebe verfolgen die Entwicklungen rund um KTM ganz genau. Für viele Zulieferer kam die Insolvenz überraschend, langjährige Partner fürchten um die Zukunft des eigenen Unternehmens. Die Verunsicherung ist groß.
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KTM-Zulieferer zwischen Bangen und Zuversicht
So konnten die "Oberösterreichischen Nachrichten" etwa mit einem Zulieferer sprechen, der bislang rund 15 Prozent seines Umsatzes mit seiner Arbeit für KTM erzielte. Rund um die Pleite habe man alles aus den Medien erfahren, vom insolventen Motorradhersteller selbst seien keinerlei Informationen gekommen. Zumindest seien die Rechnungen bis zum Schluss pünktlich bezahlt worden.
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Das können andere Zulieferer nicht behaupten. Ein größerer Betrieb aus dem Innviertel erklärt etwa, dass KTM "ein paar Rechnungen über Zahlungsziel" sei. Bereits in den vergangenen Monaten habe es Bedenken gegeben, die Insolvenz kam jedoch auch hier überraschend. Man hatte eher damit gerechnet, dass ein neuer Investor auf den Plan tritt oder es einen Teilverkauf gibt. Nun besorge man sich für das Sanierungsverfahren juristische Unterstützung.
„KTM zählt zu unseren Top-3-Kunden. Wir haben selbst dadurch einen sehr hohen Lagerbestand und müssen jetzt schauen, wie wir damit umgehen", sagt wiederum der Geschäftsführer eines anderen Zulieferers gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten". Man sei dennoch zuversichtlich, dass "wir das aushalten". Man habe früh reagiert und Planung und Produktion angepasst.
Industriebezirk hart getroffen
Rund 45 Prozent der Arbeitnehmer:innen im Bezirk Braunau sind im Bereich Industrie beschäftigt - mehr als doppelt so viele wie im österreichischen Durchschnitt. Dieser liegt bei 21 Prozent. Das könnte der Region nun zum Verhängnis werden.
Hinzu kommt, dass nicht nur Industriebbetriebe von der KTM-Insolvenz betroffen sind. Auch Hotelbetriebe und Restaurants profitierten bislang von dem Mega-Unternehmen in der Region.
„Diese Insolvenz trifft uns mehr als der KTM-Konkurs 1991“, schilderte Wirtschaftskammer-Obmann Seidl. Damals hatte KTM insgesamt rund 400 Mitarbeiter:innen in den Bereichen Motorrad und Fahrrad. Nun sind allein von der Insolvenz des Motorradherstellers KTM AG fast 4.000 Mitarbeiter:innen betroffen. Mit entsprechenden Folgen für den Wirtschaftsstandort.
Pleitewelle in Österreich: Zittern bei KTM
Zusammenfassung
- Am Freitag dürfte die KTM AG beim Landesgericht Ried den Insolvenzantrag einreichen.
- Es könnte der Startschuss für eine Pleitewelle in der Region sein.