Kein russisches Gas für Frankreich, weniger für Italien und Slowakei
Der russische Energiekonzern Gazprom hat auch der Slowakei die Gaslieferungen stark gedrosselt. Das bestätigte der teilstaatliche slowakische Gasversorger SPP am Freitag der Nachrichtenagentur TASR. Seit Freitag erhalte SPP aus Russland nur 50 Prozent der vertraglich vereinbarten Menge. Schon in den Tagen zuvor seien die Liefermengen schrittweise verringert worden und zwar am Dienstag um zehn Prozent, am Mittwoch um 15 Prozent und am Donnerstag um mehr als ein Drittel.
Versorgung nicht gefährdet - Abhängigkeit schrittweise beendet
Die Versorgung sei aber vorerst nicht gefährdet, die inländischen Speicher seien derzeit zu 52 Prozent gefüllt. Die Slowakei bezog bisher mehr als 80 Prozent ihres Gasbedarfs aus Russland. Bis 2009 waren es sogar hundert Prozent gewesen. Seither reduziert das EU-Land schrittweise seine Abhängigkeit und bereitet sich inzwischen auch auf die Möglichkeit vor, dass die Lieferungen aus Russland infolge des Kriegs in der Ukraine ganz ausfallen könnten.
Deutsche Netzagentur: Lage angespannt
Erstmals seit Ende März hat auch die Deutsche Netzagentur heute, Freitag, in ihrem täglichen Bericht zur Gasversorgung die Lage als "angespannt" bezeichnet. "Die Gasversorgung in Deutschland ist im Moment aber stabil", schrieb die Behörde. Die Versorgungssicherheit in Deutschland sei derzeit weiter gewährleistet.
Technische Probleme offenbar Grund der geringeren Liefermengen
Grund für die Neubewertung ist die Reduktion der Gasliefermenge durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 in den vergangenen Tagen. Dabei hatte Gazprom die Gasflüsse auf 40 Prozent der Maximalleistung gedrosselt und dies mit Verzögerungen bei der Reparatur von Verdichterturbinen begründet. "Von dieser Reduktion ist seit Mitte der Woche auch die Weitergabe von Gas in andere europäische Länder wie zum Beispiel Frankreich, Österreich und Tschechien betroffen", berichtete die Behörde. Die von den ausbleibenden Lieferungen betroffenen Unternehmen könnten die Gasmengen zurzeit anderweitig am Markt beschaffen.
Frankreich: Seit Mittwoch kein russisches Gas mehr
Frankreich erhält unterdessen kein Pipeline-Gas mehr aus Russland. Die Lieferung von russischem Erdgas nach Frankreich über eine Pipeline aus Deutschland ist bereits am Mittwoch zum Erliegen gekommen. Die Gasversorgung werde dadurch nicht beeinträchtigt, und das Auffüllen der Speicher für den Winter gehe weiter, teilte der Gasnetzbetreiber GRTgaz am Freitag mit. Für Frankreich spielt Erdgas aus Russland eine untergeordnete Rolle.
Lieferungen nach Italien sukzessive gedrosselt
Auch nach Italien liefert Russland weniger Gas. Nach Angaben des teilstaatlichen Gasversorgers Eni sagte Gazprom am Freitag 50 Prozent der bestellten Liefermenge zu. Eigentlich habe Italien an diesem Tag 63 Millionen Kubikmeter Gas aus Russland bestellt. Schon in den vorigen Tagen waren die Gaslieferungen gedrosselt worden: am Mittwoch um 15 Prozent und am Donnerstag um 35 Prozent der bestellten Mengen.
Situation in Österreich
Auch in Österreich kommen heute verringerte Gasmengen aus Russland an. Die Versorgung sei jedoch nach Rücksprache mit OMV und E-Control sichergestellt, so eine Aussendung von Umwelt- und Klimaministerin Leonore Gewessler. "Die OMV hat darüber hinaus angekündigt, Gas am Spot-Markt beschaffen zu können, sollte dies notwendig sein."
Die technischen Gebrechen in Russland, hätten "die Preise massiv in die Höhe getrieben und Verunsicherung in ganz Europa geschürt. Gaslieferungen sind für Russland ein Werkzeug in der aktuellen Auseinandersetzung. Da dürfen wir uns keinen Illusionen hingeben." Man sei auf alles, bis zu einem vollständigen Lieferstopp Russlands vorbereitet, so Gewessler.
Zusammenfassung
- Frankreich erhält kein russisches Gas mehr über Pipelines.
- Wie der französische Netzbetreiber GRTgaz heute mitteilte, ist das bereits seit Mittwoch der Fall.
- Nach Italien kürze Gazprom auch der Slowakei die Liefermenge.