Kein Geld mehr: Ex-Wirecard-Boss verliert Anwalt
Im Dezember 2022 begann der Betrugsprozess gegen den früheren Wirecard-CEO Markus Braun. Nach unzähligen Verhandlungstagen, die Berge von Akten hervorbrachten, muss er jedoch einen schweren Rückschlag hinnehmen. Dem einstigen Millionär und früheren Großaktionär des Finanzkonzerns ist das Geld für die Millionen-Honorare seiner Anwälte ausgegangen.
Star-Anwalt Alfred Dierlamm sagte am Mittwoch, er habe sein Mandat in dem Prozess vor dem Landgericht München aus finanziellen Gründen niedergelegt.
Das Budget der zuständigen Manager-Haftpflichtversicherung sei aufgebraucht. "Der Topf ist leer", sagte Dierlamm. Brauns eigenes Vermögen bestand zum Teil aus einem Wirecard-Aktienpaket, das mit der Insolvenz des Konzerns wertlos geworden ist. Andere Vermögensteile wurden von Gerichten eingefroren, um sie bis zur Klärung milliardenschwerer Schadenersatzforderungen zu sichern.
Nur wegen des Geldes, nicht wegen des Prozesses
"Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass der Mandatsbeendigung ausschließlich wirtschaftliche Erwägungen und keine Gründe in der Sache selbst zugrundeliegen", erklärten Dierlamm und seine Kanzlei-Kollegin Elena-Sabella Meier in einem Schreiben an das Gericht. Auch Meier zog sich zurück.
Dierlamm ist einer der prominentesten deutschen Strafverteidiger und war in zahlreichen Wirtschaftsverfahren wie im VW-Dieselskandal oder im Cum-Ex-Skandal aktiv.
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Pflichtverteidiger aus der Staatskasse
Nun wird Braun in dem seit eineinhalb Jahren laufenden Strafverfahren von drei Pflichtverteidigern vertreten, die vorläufig aus der Staatskasse bezahlt werden. Wer letztlich für die Prozesskosten aufkommt, muss das Gericht in seinem Urteil entscheiden, das im nächsten Jahr erwartet wird.
Die Federführung für Braun übernahm nach eigenen Angaben die Erfurter Rechtsanwältin Theres Kraußlach, die vor Prozessbeginn im Dezember 2022 zu Brauns Verteidigerteam gestoßen war. An Bord bleibt der Münchner Anwalt Nico Werning. Hinzu kommt Kraußlachs Kanzleikollegin Katrin Kalweit, wie das Gericht mitteilte.
17 Millionen Euro Anwalts-Budget
Braun und zahlreiche weitere Ex-Manager von Wirecard sind wegen des Bilanzskandals in etliche Straf- und Zivilprozesse verwickelt. Einen Großteil der Anwaltskosten trug der Versicherer Chubb, bei dem Wirecard eine Haftpflichtversicherung für seine Topmanager abgeschlossen hatte, die auch als D&O-Versicherung (für "Directors und Officers") bezeichnet wird.
Der Topf bei Chubb für diverse Wirecard-Verfahren belief sich nach Angaben aus Anwaltskreisen auf rund 17 Millionen Euro. Darüber - wie auch über Honorarforderungen gegen andere D&O-Versicherer wie Swiss Re - hatte es Prozesse vor mehreren Gerichten gegeben.
Dierlamm verwies in seinem Schreiben an das Landgericht München darauf, dass Brauns Anwälte Ende März in Frankfurt in einem Rechtsstreit mit Chubb unterlegen waren.
Zusammenfassung
- Mitten in dem Wirecard-Monsterprozess gegen Ex-Chef Markus Braun muss der Angeklagte einen schweren Schlag hinnehmen.
- Ihm ist das Geld ausgegangen, um seinen Star-Anwalt zu bezahlen.
- Alfred Dierlamm sagte am Mittwoch, er habe sein Mandat in dem Prozess vor dem Landgericht München aus finanziellen Gründen niedergelegt.
- Der Topf bei der Manager-Haftpflicht von Wirecard soll sich für alle Verfahren auf 17 Millionen Euro belaufen haben.