Kampf gegen die Krise
Automobil-Zulieferer streicht erneut tausende Jobs
Continental will seine Forschung und Entwicklung schlanker aufstellen und deshalb weitere 3.000 Arbeitsplätze weltweit in der Kernsparte Automotive abbauen, wie der DAX-Konzern am Dienstag ankündigte. Die Streichungen summieren sich damit auf mehr als 10.000. Das schwächelnde Geschäftsfeld soll bis Ende des Jahres an die Börse gebracht werden.
ZF will Antriebe loswerden
Konkurrent ZF prüft unterdessen eine Abspaltung seines Antriebsgeschäfts, wie das "Handelsblatt" berichtete. Ein Verkauf im kommenden Jahr sei möglich. ZF wollte sich zum Stand interner Überlegungen nicht äußern, bekräftigte aber, strategische Kooperationen und Partnerschaften würden geprüft, um in profitables Wachstum investieren zu können.
"Diese Geschäftseinheit leidet in besonderem Maße unter dem verzögerten Anlauf der E-Mobilität, den hohen Kosten und daraus resultierenden geringen Margen im traditionellen Getriebe-Geschäft."
Dem Konzern fehlt das Geld
ZF selbst fehlt die Finanzkraft, der Stiftungskonzern steckt nach großen Zukäufen in milliardenhohen Schulden. Das Unternehmen hatte im Sommer angekündigt, bis 2028 bis zu 14.000 Stellen abzubauen - etwa jede vierte in Deutschland. Das Geschäft mit elektrischen, konventionellen und hybriden Antrieben macht mit 11,5 Milliarden Euro Umsatz ein Viertel des gesamten ZF-Erlöses aus. Betroffen wären 32.000 Beschäftigte.
Beide Zulieferer suchen in der Abspaltung von Geschäftsteilen den Befreiungsschlag. Continental trennte sich 2021 von seinem Antriebsgeschäft, das als Vitesco an die Börse ging. ZF versucht schon länger vergeblich, sein Airbag-Geschäft abzustoßen.
Continental muss weiter sparen
Continental will die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bis 2027 unter zehn Prozent des Umsatzes senken, um die Wettbewerbskraft in einem "herausfordernden Marktumfeld" zu stärken. Conti fokussiere sich auf Zukunftstechnologien, die hohes Kundeninteresse fänden. Die Effizienz soll steigen, Prozesse sollen schlanker und schneller werden.
"Die verbesserte globale Aufstellung geht mit einem verringerten Stellenbedarf einher", hieß es weiter. Rund zehn Prozent von insgesamt 31.000 Stellen sind von dem Abbau betroffen, weniger als die Hälfte entfällt auf deutsche Standorte. Insgesamt arbeiten 92.000 Beschäftigte im Kerngeschäft mit Autozulieferung, ein Jahr zuvor waren es noch 100.000.
Nicht zu viele Entlassungen
Ein großer Teil der Stellenanpassungen solle über Fluktuation umgesetzt werden, beispielsweise durch Pensionsantritte und einen Fokus auf interne Einstellungen. Betroffen sind die deutschen Standorte in Babenhausen und Frankfurt, in geringerem Umfang auch Ingolstadt, Regensburg und Schwalbach.
Bei den Töchtern Elektrobit und Engineering Services müssen ebenfalls Mitarbeitende gehen, bei letzterer wird der Standort Nürnberg geschlossen. "Wir investieren in den kommenden Jahren weiter substanziell in Forschung und Entwicklung für neue Produkte und Systeme", ergänzte Spartenchef Philipp von Hirschheydt.
Zusammenfassung
- Die Krise der deutschen Autoindustrie schüttelt die großen Zulieferer Continental und ZF Friedrichshafen weiter durch.
- Tausende Beschäftigte müssen gehen, die Konzerne wollen sich von leidgeplagten Geschäftsfeldern lossagen.
- Continental will seine Forschung und Entwicklung schlanker aufstellen und deshalb weitere 3.000 Arbeitsplätze weltweit in der Kernsparte Automotive abbauen.
- Rund zehn Prozent von insgesamt 31.000 Stellen sind von dem Abbau betroffen.