APA/GEORG HOCHMUTH

"In den letzten fünf Jahren ist der Wohlstand deutlich zurückgegangen"

Österreich steckt in einer Rezession fest, seit März 2023 habe es nahezu durchgehend Umsatzrückgänge in der Industrie gegeben.

Ein düsteres Bild von der heimischen Wirtschaft zeichnete am Mittwoch die Statistik Austria - und liegt damit noch unter der BIP-Schnellschätzung des Wifo.  "In den letzten fünf Jahren ist der Wohlstand deutlich zurückgegangen", so das Fazit von Statistik-Chef Tobias Thomas. Österreich stecke weiter in einer Rezession fest, seit März 2023 habe es nahezu durchgehend Umsatzrückgänge in der Industrie gegeben. Gleichzeitig bleibe aber die Zahl der offenen Stellen weiter hoch.

Wirtschaft schrumpft

Österreichs Wirtschaft ist das sechste Quartal in Folge geschrumpft. Von Juli bis September lag das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,6 Prozent unter dem Vorjahresquartal und um 0,1 Prozent unter dem Vorquartal, geht aus vorläufigen Berechnungen hervor. "Besonders betroffen ist mit einem Minus von 3,7 Prozent erneut die Industrie, die weiterhin unter der globalen Konjunkturflaute leidet", so Thomas vor Journalisten bei der Präsentation des "Austrian Economic Barometer".

Rückgang bei Dienstleistungen, Plus im Wohnungswesen

Auch die bedeutenden Bereiche

  • sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (minus 2,5 Prozent),
  • Bau (minus 1,7 Prozent)
  • und Handel (minus 1,5 Prozent)

seien weiter rückläufig.

Ein moderates Wachstum im Wohnungswesen (1,0 Prozent) sowie in der öffentlichen Verwaltung (ebenfalls 1,0 Prozent) konnte den Rückgang zumindest teilweise abfedern, rechnen die Statistiker vor.

Allerdings setzten sich die Umsatzrückgänge im produzierenden Bereich im Oktober 2024 fort und lagen mit 1,4 Prozent unter dem Ergebnis vom Oktober 2023. Dabei sind die Umsätze in der Industrie um 2,2 Prozent zurückgegangen, während der Bau im Jahresabstand um 3,6 Prozent zugelegt hat. Im gesamten Zeitraum von Jänner bis August 2024 lagen die Importe um 9,8 Prozent und die Exporte um 4,4 Prozent unter der entsprechenden Vorjahresperiode.

Video: Wankende österreichische Wirtschaft

Strompreisbremse wirkte dämpfend auf Teuerung

Die November-Inflationsrate beträgt voraussichtlich 1,9 Prozent, nach jeweils 1,8 Prozent im Oktober und September 2024, und liegt damit weiterhin knapp unter dem EZB-Ziel von 2,0 Prozent. "Damit hält der Trend moderater Teuerungsraten in Österreich an", so die Statistiker. Getrieben werde die Teuerung weiterhin vom Dienstleistungssektor. Der Großhandelspreisindex und der Erzeugerpreisindex für den produzierenden Bereich entwickelten sich weiterhin rückläufig.

Ingolf Böttcher, Leiter Direktion Volkswirtschaft Statistik Austria, erklärte, dass die Strompreisbremse der Regierung einen dämpfenden Effekt auf die Inflation hatte, der mit dem Auslaufen der Bremse zum Jahresende wegfallen werde. Die Kerninflationsrate in Österreich liege hierzulande jedenfalls deutlich über zwei Prozent.

WirtschaftswachsumAPA

Wifo muss Konjunkturprognose für 2024/25 senken

Aufgrund der schlechter als erwarteten Wirtschaftsentwicklung im zweiten und dritten Quartal wird sich auch die Wifo/IHS-Herbstprognose für 2024/25 nicht halten lassen. Im Oktober hatten die Wifo-Ökonomen für heuer noch einen Rückgang der österreichischen Wirtschaftsleistung um 0,6 Prozent und im nächsten Jahr ein Plus von 1,0 Prozent prognostiziert. Beim Budgetdefizit für 2024 rechnete das Wifo damals mit 3,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und für 2025 mit 4,0 Prozent. In 16 Tagen präsentieren Wifo und IHS ihre aktualisierte Konjunkturprognose.

Aufgrund der BIP-Zahlen zum zweiten und dritten Quartal gebe es bei der Prognose "einen Spielraum nach unten", sagte Wifo-Ökonom Marcus Scheiblecker auf APA-Anfrage. In Deutschland wurden die Wirtschaftsaussichten für 2025 kürzlich stark gesenkt. Das als "Wirtschaftsweise" bekannte deutsche Expertengremium hatte Mitte November seine Wachstumsprognose für Deutschlands Wirtschaft im kommenden Jahr von 0,9 Prozent auf 0,4 Prozent halbiert. Für die Prognose der heimischen BIP-Entwicklung 2025 erwartet Scheiblecker keinen derartigen Korrekturbedarf. "Erste Berechnungen zeigen keine Halbierung."

Durch die schwächere Wirtschaftsentwicklung wird das vom Wifo erwartete Budgetdefizit 2024 und 2025 voraussichtlich leicht höher ausfallen. Details zum Budgetsaldo gebe es bei der Winterprognose am 20. Dezember, so der Wifo-Ökonom. Die Konjunkturprognose wird derzeit noch erstellt.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein düsteres Bild von der heimischen Wirtschaft zeichnete am Mittwoch die Statistik Austria - und liegt damit noch unter der BIP-Schnellschätzung des Wifo.
  • "In den letzten fünf Jahren ist der Wohlstand deutlich zurückgegangen", so das Fazit von Statistik-Chef Tobias Thomas.
  • Österreich stecke weiter in einer Rezession fest, seit März 2023 habe es nahezu durchgehend Umsatzrückgänge in der Industrie gegeben.
  • Gleichzeitig bleibe aber die Zahl der offenen Stellen weiter hoch.