Schwer belastet
Schweizer Signa-Investor: Benko "hat uns beschissen"
Während sich René Benko weiterhin in der Justizanstalt Wien-Josefstadt in U-Haft befindet, laufen die Ermittlungen gegen den Signa-Gründer weiter. Nun belasten auch der Schweizer Unternehmer Arthur Eugster, Hauptaktionär des Kaffeemaschinenherstellers Eugster/Frismag AG, und sein Finanzvorstand Daniel Dolpp Benko schwer.
"Er hat uns einfach beschissen"
Im Rahmen eines Rechtshilfeverfahrens in der Schweiz sollen die beiden bei österreichischen Ermittlern ausgesagt haben, dass der Signa-Gründer sie getäuscht habe: "Er hat uns einfach beschissen", zitiert der "Kurier" aus Dolpps Vernehmungsprotokoll.
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Die Eugster/Frismag AG bzw. die AE Familienholding AG von Arthur Eugster gewährten der Signa über die Jahre hinweg mehrfach Darlehen. Zudem beteiligten sie sich über eine Treuhandlösung an der Signa Holding. Im November 2023 übernahmen die beiden Aktiengesellschaften schließlich den Anteil der "Familie Benko 2017 Zwei GmbH" an der Signa Holding. Gemeinsam kamen sie somit auf einen Anteil von 11,5 Prozent.
"Dass die Banken keine dummen Fragen stellen"
In ihrer Videoeinvernahme sollen Eugster und Dolpp dem Tiroler vorgeworfen haben, sie bei einer Kapitalerhöhung im Jahr 2023 geschädigt zu haben. Konkret plante Benko eine Kapitalerhöhung für die Signa Holding in Höhe von 350 Millionen Euro, wobei 132 Millionen Euro als Bareinlagen und der Rest durch die Einbringung von Aktien aufgebracht werden sollten.
"Ursprünglich, war die Kapitalerhöhung nötig, um den Banken eine Sicherheit zu geben, dass alle Aktionäre hinter der Signa stehen, dass die Banken keine dummen Fragen stellen, wenn die Bewertung bei den Immobilien ein bisschen tiefer wurde", wird aus dem Einvernahmeprotokoll von Arthur Eugster zitiert.
Video: Benkos Haftbedingungen
Laut Aktenlage sollte die Familie Benko Privatstiftung 35,35 Millionen Euro zuschießen. Zudem sollten Ernst Tanner 2,1 Millionen Euro, Fressnapf Luxembourg 8,61 Millionen Euro, Eugster/Frismag 33,25 Millionen Euro und die Haselsteiner Familien-Privatstiftung 52,5 Millionen Euro beisteuern.
Umstrittenes Investorentreffen
Laut Dolpp fand dazu am 8. Mai 2023 ein Shareholder-Meeting in Berlin statt, wobei René Benko persönlich die Präsentation gehalten haben soll. "Wir waren überrascht. Wir wollten eigentlich nicht noch mehr investieren. Das Problem war einfach, dass wir schon relativ viel Kapital drin hatten und dann ist es natürlich ein bisschen schwierig", so Dolpp laut "Kurier".
Eugster und sein Team sollen sich schließlich dennoch entschieden haben, zu investieren. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass "alle mitmachen". Benko habe den beiden Schweizern allerdings verschwiegen, dass bei Weitem nicht alle Aktionäre mitgemacht haben.
Es besteht der Verdacht, dass Benko die 33 Millionen Euro "durch eine Kaskade von Transaktionen durch mehrere Signa-Gesellschaften geschleust hat und dass der Betrag schließlich bei der Familie Benko Privatstiftung gelandet ist", zitiert der "Kurier" aus den Akten.
"Benko hat nicht Wort gehalten"
Nachdem Eugster die 33 Millionen Euro überwiesen hatte, soll er vom Signa-Gründer nichts mehr gehört haben. "Benko hat Unterlagen versprochen, also dass er die schickt und die sind dann nicht gekommen", soll Eugster ausgesagt haben. Dolpp habe im Oktober 2023 schließlich die Rückzahlung des Zuschusses inklusive Zinsen verlangt, diese sei allerdings nie erfolgt.
"Da haben wir das Gefühl gehabt, dass wir über den Tisch gezogen worden sind", zitiert der "Kurier" aus dem Protokoll von Arthur Eugster. "Ja, getäuscht. René Benko hat nicht Wort gehalten (…) und unser Geld wahrscheinlich für seine Kapitalerhöhung gebraucht (...) Er hat sich an keine Abmachung gehalten."
Insgesamt soll sich der Schaden für Eugster/Frismag und die AE Familienholding durch den Zusammenbruch der Signa auf rund 675 Millionen Euro belaufen.
Zusammenfassung
- René Benko gerät immer weiter unter Druck: Neue Aussagen des Schweizer Investors Arthur Eugster und seines Finanzvorstands belasten den Signa-Gründer schwer.
- Sie werfen ihm vor, sie bei einer Kapitalerhöhung getäuscht zu haben.
- Der Schaden für die Eugster/Frismag AG soll sich auf 650 Millionen Franken belaufen.