Felbermayr zur Inflation: Politik hätte "früher umschwenken müssen"

Der WIFO-Chef rechnet im kommenden Jahr wieder mit einem Wirtschaftswachstum. Der Politik empfiehlt er aber, die Strompreisbremse zu verlängern, sonst steige die Inflation automatisch. Und auch über die Pensionen solle die Politik offensiv nachdenken, denn Österreicher:innen leben zunehmend länger. Das könne man bei der Arbeitszeit berücksichtigen.

Bei der Bekämpfung der Inflation hat die Regierung "vieles erst spät erkannt", attestiert der Chef des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) Gabriel Felbermayr bei "Im Fokus".

Regierung hat Kurswechsel verschlafen

In der ersten Phase sei Österreichs Inflation niedriger gewesen als in anderen Ländern, deshalb sei die Auszahlung des Teuerungsbonuses zu diesem Zeitpunkt eine gute Idee gewesen. Als die Inflation dann aber über den Schnitt der Euro-Zone anstieg, hätte die Regierung früher umschwenken müssen, kritisiert der WIFO-Chef. "Im Frühjahr 2023 wollte man etwa noch nichts von der Mietpreisbremse hören", erinnert sich Felbermayer, dabei wäre das ein Element gewesen, das inflationsdämpfend gewirkt hätte.

Strompreisbremse verlängern

Die Strompreisbremse, die bis Juni 2024 läuft, könne zwar reduziert werden, sollte aber länger laufen, empfiehlt der Experte. Passiert das nicht, werde die Inflation automatisch ansteigen, wenn die Strompreisbremse ausläuft. Aktuell liege Österreich 2,5 Prozent über der Inflation des Euro-Raums. Das sei bereits jetzt "wirklich viel".

Wirtschaftswachstum voraus

Österreich ist 2023 in einer Rezession, die Wirtschaftsleistung ist um 0,8 Prozent niedriger als im Vorjahr, zieht Felbermayr Bilanz. "Es dürfte sich jetzt doch eine Stabilisierung abzeichnen und fürs nächste Jahr 2024 erwarten wir dann wenig, aber doch wieder Wachstum."

Länger leben, länger arbeiten

Die Pensionen seien sicher, so Felbermayer, aber die Österreicherinnen und Österreicher werden zunehmend höhere Steuern bezahlen müssen, um sie sich leisten zu können. Hohe Abgaben führen dazu, dass sich Menschen überlegen, ob sie statt 30 Stunden pro Woche 40 arbeiten wollen. "Da kommt über die gesamtwirtschaftliche Wirkung ein deutliches Problem auf uns zu. Da wäre es gut, wenn die Politik das offensiv sieht."

Die Lebenserwartung nimmt in Österreich zu. Der WIFO-Chef schlägt vor, zwei Drittel dieser Zeit an die Arbeitszeit anzuhängen, das Pensionsalter also nach oben zu setzen.  

ribbon Zusammenfassung
  • Der WIFO-Chef rechnet im kommenden Jahr wieder mit einem Wirtschaftswachstum.
  • Der Politik empfiehlt er aber, die Strompreisbremse zu verlängern, sonst steige die Inflation automatisch.
  • Und auch über die Pensionen solle die Politik offensiv nachdenken, denn Österreicher:innen leben zunehmend länger.
  • Das könne man bei der Arbeitszeit berücksichtigen.