Fed hob US-Leitzins auf 3,75 bis 4,0 Prozent
Damit dreht die Fed weiter an der Zinsschraube und setzt ihren Kampf gegen die Inflation fort, deutete aber kleinere Zinsschritte in der Zukunft an.
Weitere Erhöhungen "angemessen"
"Der geldpolitische Ausschuss geht davon aus, dass weitere Erhöhungen der Zinsspanne angemessen sein werden, um einen ausreichend restriktiven geldpolitischen Kurs zu erreichen", heißt es in einem Kommentar zur Zinsentscheidung. Man werde bei den künftigen Erhöhungen die bisherigen Schritte und die Wirkungsverzögerungen der Geldpolitik berücksichtigen, hieß es weiter. "Die Inflation ist nach wie vor hoch".
Hier spiegelten sich weiterhin die Folgen der Pandemie wider. Zudem sorge der Krieg in der Ukraine für zusätzlichen Aufwärtsdruck bei der Inflation und belaste die wirtschaftliche Entwicklung. Man sei "sehr wachsam" mit Blick auf weitere Inflationsgefahren.
Letzte große Anhebung für 2022
"Aller Voraussicht nach war das aber der letzte XXL-Zinsschritt für dieses Jahr", erklärte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Es brauche Zeit, bis die beispiellose massive Straffung der Geldpolitik auf die Gesamtwirtschaft durchwirke. Mit jedem weiteren Zinsschritt nähmen die Risiken aus einer zu starken Straffung zu. "Ab Dezember wird die Fed deshalb eine Verringerung des Leitzinserhöhungstempos beschließen", prophezeit der Experte.
Das sieht auch LBBW-Experte Elmar Völker ähnlich: "Nach den heutigen Signalen verfestigt sich zunächst die Aussicht, dass es im Dezember einen etwas kleineren Zinsschritt um 50 Basispunkte geben wird - sofern die bis dahin noch anstehenden Inflationsdaten nicht erneut alle Erwartungen sprengen."
Verbraucherpreise als Belastung für Biden
Der Druck auf die Notenbank ist groß, denn die Teuerungsrate bleibt hartnäckig auf vergleichsweise hohem Niveau. Es war die vorletzte Sitzung der Fed in diesem Jahr - im Dezember steht ein weiteres Treffen an. Mit Blick auf die Kongresswahlen am 8. November sind die Verbraucherpreise auch eine Belastung für Präsident Joe Biden und seine Demokraten. Bei den Wahlen könnten die Demokraten ihre ohnehin knappe Mehrheit im Kongress verlieren.
Umfragen zeigen, dass das Thema Inflation die Menschen besonders beschäftigt. Den Befragungen nach sehen viele Wählerinnen und Wähler die Republikaner bei der Wirtschaftskompetenz vorn. Diese prangern im Wahlkampf die Inflation an, für die sie die Demokraten verantwortlich machen, während sie auch eine Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine ist.
Werden Arbeitsmarkt und Konjunktur abgewürgt?
Gleichzeitig wächst mit der strafferen Geldpolitik das Risiko, dass die Zentralbank die Wirtschaft so stark ausbremst, dass Arbeitsmarkt und Konjunktur abgewürgt werden. Denn steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr Geld für Kredite ausgeben - oder sie leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht einfach weitergeben, und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Einige fürchten allerdings, dass es die Fed übertreibt - und die weltgrößte Volkswirtschaft in eine Rezession steuert.
Die US-Notenbank hat den soliden Arbeitsmarkt stets als Argument gegen das Abgleiten der Wirtschaft in eine tiefe Rezession angeführt. Viele Unternehmen klagen über einen Mangel an Arbeitskräften. Die Wirtschaft wuchs im Sommer außerdem etwas stärker als erwartet. Biden wertete dies als Beleg für die wirtschaftliche Erholung und die Widerstandsfähigkeit der Menschen. Die Wirtschaft war im ersten Halbjahr noch geschrumpft.
Zusammenfassung
- Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat den Leitzins im Kampf gegen die ausufernde Inflation deutlich in die Höhe geschraubt.
- Sie hob ihn am Mittwoch zum vierten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte an.
- Die neue Spanne liegt nun bei 3,75 bis 4,0 Prozent.