Black Friday: Zwischen Krise und Rabatten
Preisaktionen sind wegen der hohen Inflation derzeit sehr gefragt, sagen Forscher der Universität Linz. Das Rabattspektakel hat aber auch Kehrseiten: Konsumentenschützer warnen vor Fallen und vermeintlichen Schnäppchen, NGOs kritisieren überflüssigen Konsum. Für den Handel selbst könnten die Schleuderpreise immer mehr zur Kraftprobe werden.
Preisaktionen in Zeiten von Krieg und Inflation
"Preisaktionen sind aufgrund der hohen Inflation gefragt wie schon lange nicht mehr", schreiben die Handelsexperten Ernst Gittenberger und Christoph Teller von der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz in ihrem aktuellen Bericht zum Black Friday. Gerade in Zeiten der Krisenstimmung rund um Krieg, Inflation und Preiserhöhungen seien Aktionstage ein altbewährtes Mittel, um die Kauflust der Menschen anzustacheln. Das sollte aber besonders in Krisensituationen kritisch hinterfragt werden, finden die beiden Forscher, denn: "Aktionstage vermitteln Konsument:innen das subjektive Gefühl der Gleichzeitigkeit von Ausgeben und Sparen."
Die alljährliche Rabattschlacht dürfte auch heuer viele Menschen in Österreich in den Handel locken. Laut einer Umfrage der Boston Consulting Group (BCG) will etwa jeder zweite Befragte auf Schnäppchenjagd gehen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen Gittenberger und Teller in ihrer Umfrage unter 1.000 Verbraucherinnen und Verbraucher. In den vergangenen zwei Jahren konnte der Aktionstag wegen coronabedingter Lockdowns ausschließlich online stattfinden. Heuer hat der Handel zwar wieder geöffnet, das Geschäft mit den Rabatten dürfte sich aber trotzdem vorwiegend online abspielen, legen die Umfragen nahe.
Sind Rabatte ein Schwindel?
Doch die verlockenden Rabatte sind manchmal reiner Schwindel und Fake-Shops haben ebenfalls Hochkonjunktur, warnt die Arbeiterkammer Wien. "Fette Rabatte können auf den zweiten Blick oft gar nicht so attraktiv sein. Denn die Prozente gehen häufig nicht vom Marktpreis aus, sondern vom meist deutlich höheren Listenpreis", heißt es in einer Aussendung der Konsumentenschützer. Verbraucher sollten sich bei zeitlich limitierten Aktionen nicht unter Druck setzen lassen und die Angebote über Preissuchmaschinen vergleichen. Ein Blick ins Impressum des Online-Shops könne vor Fake-Shops schützen.
Fairtrade kritisiert in einer Aussendung, dass Black Friday häufig auf Kosten von Menschen im globalen Süden geschieht. Unternehmen preisten Rabattaktionen bereits beim Einkauf ein und drückten die Preise entsprechend. Viele Hersteller in Europa überprüften dabei aber nicht, ob die Einkaufspreise es Lieferanten erlauben, angemessene Löhne zu zahlen. "Faire Produktion und Bezahlung sind gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie diesen und mit fortschreitendem Klimawandel essenziell wichtig", so Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich. "Darum sollte man lieber weniger kaufen und dafür Dinge, die lange halten sowie Unternehmen unterstützen, die diese nachhaltig produzieren."
Nikolajuk: Auch am Black Friday sollten die Preise verglichen werden
Greenpeace warnt: Konsumverhalten dringend ändern
Rabattaktionen verleiten oft zum Kauf von Produkten, die gar nicht benötigt werden, beanstandet wiederum die Umweltorganisation Greenpeace. Angesichts der Klimakrise müsse sich das Konsumverhalten dringend ändern und mehr auf Reparieren, Teilen und Wiederverwenden gesetzt werden. Strengere Kreislaufwirtschaftvorgaben auf EU-Ebene, Umweltvorschriften beim Produktdesign, das Recht auf Reparatur und ein Vernichtungsverbot für Neuwaren können etwa den Ressourcenverbrauch reduzieren, so eine Konsumexpertin der Umweltorganisation.
Auch für den Handel selbst könnten die Schleuderpreise auf lange Sicht nach hinten losgehen. "Die Verschiebungen der Preiserwartungen wirken sich mittel- und langfristig negativ auf den Einzelhandel aus. Der Aktionspreis wird für Konsument:innen die Norm, der Kurantpreis die zu vermeidende Ausnahme", gibt Handelsexperte Teller zu Bedenken. Black Friday könne Händlern zwar Zusatzumsätze bescheren, angesichts hoher Kostensteigerungen, vor allem im Bereich Energie, sei beim Geschäft mit reduzierten Margen aber Vorsicht geboten.
Schuldenberatung zu Black Friday: Preise vergleichen
Gegenkampagne: "Anti-Black-Friday"
Der Black Friday stammt ursprünglich aus den USA, es ist der Freitag nach Thanksgiving, der stets auf den vierten Donnerstag im November fällt. Heuer findet er am 25. November statt. Der Onlinehandel zieht am darauffolgenden Montag mit dem "Cyber Monday" nach. Zunehmend schwappte die Rabattschlacht auch nach Europa. Mittlerweile ist das Event nicht mehr strikt auf einen Tag beschränkt, sondern wurde teilweise zur Black Week oder zum Black Month ausgeweitet.
Angesichts der wachsenden Besorgnis über die Rolle von Unternehmen in der Klimakrise und die Auswirkungen von überbordenden Konsum gibt es seit einigen Jahren auch die Gegenkampagne "Anti-Black-Friday". Dabei werben Unternehmen dafür, kein Geld bei ihnen auszugeben, auch um ihre Glaubwürdigkeit bei Nachhaltigkeitsthemen zu bewahren.
Zusammenfassung
- Am Freitag fällt mit dem "Black Friday" der Startschuss für das Weihnachtsgeschäft und viele Geschäfte locken wieder mit Sonderangeboten.
- Preisaktionen sind wegen der hohen Inflation derzeit sehr gefragt, sagen Forscher der Universität Linz.
- Das Rabattspektakel hat aber auch Kehrseiten: Konsumentenschützer warnen vor Fallen und vermeintlichen Schnäppchen, NGOs kritisieren überflüssigen Konsum.
- Für den Handel selbst könnten die Schleuderpreise immer mehr zur Kraftprobe werden.