Metaller: Teuerung "müsste jetzt durch Löhne getragen werden"
Mit einem 11,6-prozentigem Lohnplus würde die Forderung der Gewerkschaften rund zwei Prozentpunkte über der Inflation liegen. "Verständlich", wie Arbeitsmarkt-Ökonom Benjamin Bittschi im Newsroom LIVE-Interview mit Thomas Mohr die Forderung aus ebenjenem Grund bezeichnet.
Streiks "sind selten"
Wie auch in den Jahren zuvor, sind Gewerkschaften und Arbeitgeber am ersten Tag der Verhandlungen mit den Forderungen nicht d'accord. Für die Arbeitgeber sind die 11,6 Prozent noch zu hoch. Dass es aufgrund der verschiedenen Vorstellungen der beiden Parteien zu einem Streik kommen könnte, schließt Bittschi aus. "Streiks sind in Österreich sehr selten. Wir hatten auch vergangenes Jahr oder im Corona-Jahr keine leichte Situation und es gab trotzdem Einigungen ohne Streiks", erklärt er.
Fehlende Kaufkraft als Haupt-Beweggrund
Grund für die Höhe der Forderung sei laut den Gewerkschaften vor allem die Kaufkraft der Löhne. Diese sei so niedrig wie schon seit zehn Jahren nicht. Demnach habe man in den vergangenen Jahren Reallohn-Verluste gemacht, die eine Erhöhung der Löhne um 11, 6 Prozent ausgleichen könnte, sagt auch Bittschi.
Gleichzeitig würde eine Lohnerhöhung auch zu einer steigenden Inflation führen. Ein Kompromiss, um den man laut dem Ökonomen nicht herumkommt.
Teuerung schultern Regierung und Arbeitgeber
Die Arbeitgeber sehen den Ausgleich der Teuerung vor allem in der Verantwortung der Regierung. Diese habe auch Maßnahmen gesetzt. Es habe sich dabei aber vermehrt um Einmalzahlungen gehandelt, die zwar für stabile Einkommen sorgten, jedoch aber nicht nachhaltig seien. "Das müsste jetzt durch die Löhne getragen werden", so Bittschi.
32-Stunden-Woche "geht zu weit"
Auch die von SPÖ-Chef Andreas Babler geforderte 32-Stunden-Woche wurde im Zuge der Verhandlungen diskutiert. Für die Gewerkschafts-Chefs der Metaller sei eine Arbeitszeitverkürzung aber kein Thema. Auch Bittschi sagt: "Diese Forderung geht zu weit". Eine Arbeitszeitverkürzung würde generell laufend durch die Kollektivverträge stattfinden, jedoch immer schrittweise um etwa eine halbe Stunde.
Zusammenfassung
- Am Montag startete die erste Herbst-Lohnrunde der Metaller. Die Gewerkschaften forderten 11,6 Prozent Lohnplus in den Lohn- und Gehaltsforderungen von den Arbeitgebern der Metalltechnischen Industrie.
- Arbeitsmarkt-Ökonom Benjamin Bittschi erklärt die Forderung im Newsroom LIVE für "verständlich".
- Für die Arbeitgeber sind die 11,6 Prozent noch zu hoch. Dass es aufgrund der verschiedenen Vorstellungen der beiden Parteien zu einem Streik kommen könnte, schließt Bittschi aus.
- Die Einmalzahlungen der Regierung würden die Teuerung außerdem nicht ausgleichen. Es brauche demnach die Lohnerhöhungen.
- Die von SPÖ-Chef Babler geforderte 32-Stunden-Woche gehe für Bittschi außerdem zu weit.