Bitcoin bei 100.000 Dollar - Ist das erst der Anfang?
Es ist eine symbolische Hürde, die die wichtigste und älteste Kryptowährung der Welt genommen hat. In der Nacht zum Donnerstag kostete ein Bitcoin erstmals mehr als 100.000 Dollar.
Schon seit Wochen arbeitete sich der Kurs an dieser Hürde ab. Jetzt ist sie durchbrochen. Die Frage ist nun: Gewinne mitnehmen und verkaufen oder doch weiter nach dem Credo der Community - "HODL" (Meme wegen eines Tippfehlers von "hold" für halten, Anm.)? Einige Indizien sprechen dafür, dass die Bitcoin-Party noch nicht vorbei ist. "Die 100.000-Dollar-Marke für Bitcoin ist nicht nur eine Zahl – dies ist ein echter Wendepunkt", sagte Lukas Enzersdorfer-Konrad, Deputy CEO des Krypto-Brokers Bitpanda gegenüber PULS 24.
Zu Beginn vorweg: Bitcoin und alle weiteren Kryptowährungen sind weiterhin eine hochspekulative Anlage. Während potenziell große Renditechancen offenkundig sind, ist das Risiko ebenso hoch, viel Geld zu verlieren. Von November 2021 bis November 2022 verlor Bitcoin zum Beispiel fast 80 Prozent, heuer wiederum liegt die Kryptowährung seit Jahresbeginn schon mehr als 140 Prozent im Plus.
- Mehr lesen: Bitcoin knackt erstmals die 100.000-Dollar-Marke
Vom Zocker-Spielzeug zum "digitalen Gold"
In den vergangenen Jahren hat Bitcoin einen wahren Image-Wandel hingelegt. Im traditionellen Finanz-Sektor verpönt, nur von "Krypto-Bros" gefeiert – das war einmal. Immer mehr Banken öffnen sich dem Thema, auch professionelle Investoren setzen vermehrt auf Krypto.
Kritiker:innen stellen heute noch die Frage: Was ist der Sinn von Bitcoin? Was ist der wahre Wert? Diese Fragen sind nicht endgültig beantwortet. Man könnte auch einfach sagen: Nichts. Zumindest dann, wenn man es auf einen Eintrag in einer dezentralen Datenbank reduziert. Immer mehr setzt sich aber das Narrativ von "digitalem Gold" durch, also als alternativer Wertspeicher zu traditionellem Geld.
Weil es maximal 21 Millionen Bitcoin geben kann und der Großteil davon schon im Umlauf ist, gilt die Kryptowährung als deflationär. Anders als bei traditionellem Geld kann nicht einfach mehr gedruckt werden. Steigt die Nachfrage, steigt also auch der Wert. Was der wahre Wert von Bitcoin ist, das muss jedoch der Markt entscheiden.
Video: Bitcoin mit neuem Allzeithoch
Krypto ist im Mainstream angekommen
Während es vor einigen Jahren noch etwas mehr persönliches Interesse und Know-how brauchte, um in Bitcoin und Co. zu investieren, gibt es heute schon unzählige, einfache Möglichkeiten.
Auch traditionelle Banken bieten inzwischen Krypto-Investments an. Bei der Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien kann man etwa über das Online-Banking ELBA in Krypto investieren.
Auch das Interesse bei Privatinvestor:innen ist gestiegen, aber noch lange nicht in der breiten Masse angekommen. Dennoch haben nur drei Prozent der Österreicher:innen Kryptowährungen, in 90 Prozent der Fälle sind es maximal wenige tausend Euro, wie die österreichische Nationalbank 2022 erhoben hat. Die Zahlen steigen jedoch.
Profis setzen auf Krypto
Seitdem in den USA Anfang des Jahres ETFs (börsengehandelte Fonds) auf Bitcoin und Ethereum zugelassen wurden, ist das Thema auch für Profi-Anleger:innen relevant geworden. Daten der US-Börsenaufsicht SEC zeigen, dass nicht nur Hedgefonds, sondern sogar die Pensionsfonds der Bundesstaaten Michigan und Wisconsin Bitcoin-Positionen aufgebaut haben. Auch Hightower Advisors, der zweitgrößte Anlageberater der USA, hält Bitcoin.
Das birgt enormes Potenzial für den Kurs. Billionen von Euro werden von institutionellen Anlegern verwaltet – sie haben nun Zugang zu der Anlageklasse und scheinen diese auch immer mehr zu nutzen. "Allein an diesem Mittwoch wurden Zuflüsse in Höhe von 533 Millionen Dollar in Bitcoin-ETFs verzeichnet. Der Markt zeigt sich hungrig, die Kurse steigen", sagte der Deputy CEO des österreichischen Krypto-Brokers.
Trump beflügelt die Branche
Der Höhenflug von Bitcoin ist allerdings auch auf einen Mann zurückzuführen: Donald Trump. Allein seit seinem Wahlsieg Anfang November ist der Kurs explodiert. Im Wahlkampf positionierte er sich Pro-Krypto, sprach sogar davon, eine staatliche Bitcoin-Reserve aufbauen zu wollen.
Schon vor dem Amtsantritt im Jänner scheint es einen Trump-Effekt zu geben. Der Krypto-kritische Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler, hat bereits vor Ende seiner Amtszeit seinen Rückzug angekündigt. Trump hat Paul Atkins als SEC-Chef nominiert. Der wiederum gilt als starker Befürworter von Kryptowährungen. Ob Atkins den Posten auch antritt, ist jedoch noch nicht bestätigt. Aus der Branche hat sein Name jedoch viel Zuspruch ausgelöst.
"Mit Paul Atkins als neuem SEC-Vorsitzenden, einem ausgewiesenen Befürworter von Kryptowährungen und digitalen Assets, und dem derzeitigen Fed-Vorsitzenden Powell, der Bitcoin kürzlich als digitales Gold bezeichnete, erleben wir einen Durchbruch im besten Sinne des Wortes", so Enzersdorfer-Konrad.
Lohnt es sich, jetzt noch einzusteigen?
Große Gefahren am Kapitalmarkt sind Gier und "FOMO" (Fear of missing out). Jetzt noch schnell Bitcoin kaufen, weil man die vergangenen Gewinne verpasst hat, ist definitiv die falsche Entscheidung.
Deshalb ist es wichtig, die verpasste Chance zu akzeptieren und die Chancen und Risiken in der Zukunft abzuschätzen. Zudem empfehlen Expert:innen, die Summe gestaffelt zu investieren – etwa über mehrere Monate hinweg. Damit hat man am Ende des Tages einen Durchschnittspreis. Sollte der Kurs doch wieder deutlich nach unten gehen, hat man dann unterm Strich günstiger eingekauft.
Zusammenfassung
- Die Krypto-Welt boomt – "endlich" hat Bitcoin die magische Hürde von 100.000 Dollar übersprungen.
- Viele Anleger:innen freuen sich über die Gewinne, die anderen ärgern sich, dass sie nicht dabei sind.
- Doch wie geht es weiter?
- Es gibt Indizien, dass die Party noch lange nicht vorbei ist, das Risiko aber bleibt hoch.