"Albträume" angedroht
Die "Mafia-Methoden" von Benkos Signa in Italien
Bereits seit 2019 ermittelt die italienische Justiz in der Causa Signa. Wie aus den Ermittlungsakten hervorgeht, soll Benko eine mutmaßlich "mafiaartige Vereinigung" mit dem Ziel gegründet haben, Konzessionen und Genehmigungen zu erlangen, um daraus ungerechtfertigte Gewinne zu erzielen.
Benko habe an der Spitze der kriminellen Vereinigung mithilfe des Bozner Steuerberaters Heinz Peter Hager und des Unternehmers Paolo Signoretti aus der Stadt Rovereto gehandelt, hieß es im vergangenen Dezember aus der Trentiner Staatsanwaltschaft.
"Einschüchterung" und Androhung von "Vergeltungsmaßnahmen"
Die italienischen Ermittler wollen nun ein Gesamtbild erkannt haben, "das nie zuvor so klar war", zitiert die "Presse" aus Ermittlungsakten. Es wird von "Einschüchterung" und der Verbreitung von "Angst vor Vergeltungsmaßnahmen" gesprochen.
Benko, Hager und Signoretti sei es mit ihrer "Verschwörung" gelungen, "unabhängig von der Ausübung körperlicher Gewalt", Außenstehende in einen "Zustand der Unterwerfung und der Omertà zu versetzen gegenüber denjenigen, die im Namen der Vereinigung handelten". "Omertà" nennt man die Schweigepflicht der Mafia gegenüber Außenstehenden.
"Albträume" angedroht
Laut den Ermittlungsakten habe die Vereinigung ihre "Unterworfenen" konditioniert und ihren Opfern "ein Gefühl der Ohnmacht" eingeflößt. Die Unternehmensgruppe habe für ihre Methoden auf Vermittler gesetzt, um öffentliche Ämter zu beeinflussen, zitiert die "Presse".
Diese sollen etwa Stadträte und Bürgermeister dazu gedrängt haben, Genehmigungsverfahren für Bauprojekte auf Linie zu bringen.
Video: Benkos Haftbedingungen
In den Akten wird laut "Presse" ein Fall angeführt, in dem der ehemalige Senator und Bürgermeister von Dro, Vittorio Fravezzi, dem Stadtrat von Riva del Garda mit "Albträumen" gedroht haben soll. Zudem sei ihm ausgerichtet worden, dass Hager und Signoretti "immer sehr großzügig" gewesen seien und die "gute Beziehung" aufrechterhalten wollen, "denn wenn nicht, weiß ich nicht, wie es enden wird und alles in die Luft fliegt", heißt es dazu.
Fravezzi soll den Stadtrat in diesem Zusammenhang auch daran erinnert haben, dass Hager und Signoretti dessen Wahlkampfkosten bezahlt hätte. Deshalb sollen sie verlangt haben, "mit Dankbarkeit behandelt" zu werden.
Hagers "Shitstorming"
Der Bozner Steuerberater Hager, der als Benkos "rechte Hand" gilt, soll für seine Methode auch einen eigenen Namen gehabt haben: "Shitstorming". Mit juristischen Initiativen hätten seine Mitarbeiter nicht nur "unerbitterliche Angriffe" produziert, sondern mithilfe von willigen Journalisten und sozialen Medien auch die öffentliche Meinung manipuliert.
Alle Genannten weisen sämtliche Vorwürfe zurück. Für sie gilt die Unschuldsvermutung.
Video: Prozess gegen Benko-Mutter
Zusammenfassung
- Die Staatsanwaltschaft Trient verdächtigt den Tiroler Unternehmer und Signa-Gründer René Benko, "Anführer einer mafiaartigen kriminellen Vereinigung" zu sein.
- Neue Informationen zeigen, welche Methoden Benkos Netzwerk in Italien eingesetzt haben soll, um seine Opfer einzuschüchtern.
- Von "Einschüchterung" sowie der Androhung von "Vergeltungsmaßnahmen" und "Albträumen" ist darin die Rede.