Benko-Festnahme: Wissen die Ermittler schon mehr?
Signa-Gründer René Benko wurde am Donnerstag in Tirol festgenommen. Inzwischen ist er in die Justizanstalt Wien-Josefstadt gebracht worden.
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft ihm in den komplexen Ermittlungen vor, es bestehe Tatbegehungs- und Verdunkelungsgefahr. Die Staatsanwaltschaft beantragte, den Ex-Immobilien-Tycoon, der alle Vorwürfe bestreitet, in Untersuchungshaft (U-Haft) zu nehmen.
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Darüber muss nun ein Gericht entscheiden - 48 Stunden darf Benko bis dahin festgehalten werden. Die Haftverhandlung soll aber schon am Freitag stattfinden.
Festnahme überraschend
Bei Wirtschaftsverbrechen sei es jedoch eher ungewöhnlich, dass Verdächtige in U-Haft kommen, wie Strafrechtsexperte Robert Kert im Ö1-Morgenjournal sagte.
René Benko: Vom Milliardenimperium zur Festnahme
"Wenn kein dringender Verdacht vorliegt, dass jemand Unterlagen beiseiteschafft, dass er flüchten möchte, dass er weiterhin die Tat begeht, ist es an sich auch nicht unbedingt erforderlich, dass man Untersuchungshaft verhängt", so Kert.
"Interessant ist schon, dass das Verfahren schon eine ganz geraume Zeit dauert und man es bisher für nicht erforderlich gehalten hat, Untersuchungshaft zu verhängen", so Kert.
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"Anders kaum erklärbar"
Auch der europäische Haftbefehl der italienischen Behörden sei ja nicht ausgeführt worden. "Jetzt muss es Umstände geben, die doch die WKStA dazu veranlasst haben, die Untersuchungshaft zu beantragen. Anders ist es kaum erklärbar, dass es jetzt diese Änderung im Verlauf des Verfahrens gibt"
Zu der Festnahme hat sich auch Wolfgang Peschorn, Chef der Finanzprokuratur, in der ZiB 2 (hier zum Nachsehen auf JOYN) geäußert. Er wirft auch die Frage in den Raum, "ob sich der Herr Benko in den letzten Monaten zu sicher gefühlt hat". Medienberichten zufolge sind Benkos Telefonate auch abgehört worden.
Das große Ganze sehen
Bei den extrem komplexen Ermittlungen rund um das Dickicht an Signa-Gesellschaften gehe es laut Peschorn auch nicht darum, "dass es mehr als 1.200 Gesellschaften gibt, (...) sondern all diese Gesellschaften sind als Ganzes zu betrachten". Deshalb schlägt er vor, eine Person zu bestellen, die dann mit allen Insolvenzverwaltern und Gerichten zusammenarbeitet.
Das sei bei diesen komplizierten Verfahren besonders wichtig: "Ich glaube, diesen Überblick hat niemand".
Zusammenfassung
- Am Freitag wird die Entscheidung erwartet, ob Signa-Gründer René Benko nach seiner Festnahme in U-Haft kommt.
- Dieser Schritt kommt für einige überraschend. Wissen die Ermittler schon mehr?
- "Anders ist es kaum erklärbar, dass es jetzt diese Änderung im Verlauf des Verfahrens gibt", so Strafrechtsexperte Robert Kert.