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Wütender Hamilton zweifelt an Objektivität der FIA-Justiz

In seinem Zorn hat Lewis Hamilton der Formel 1 bei seiner Abreise aus Sotschi eine heikle Debatte hinterlassen. Der in Russland um die Einstellung von Michael Schumachers Siegrekord gebrachte Weltmeister fühlt sich von den Streckenrichtern verfolgt und schürt die Zweifel an einer fairen Justiz unter Aufsicht des Automobil-Weltverbands (FIA). Auch Renndirektor Michael Masi bekam eine Breitseite vom Superstar. "Sind wir auf einer Wellenlänge? Ich denke nicht", ätzte Hamilton.

Der Brite witterte gar eine Verschwörung. Er meinte, sein übermächtiges Mercedes-Team werde andauernd kontrolliert. Die Regeln würden verändert, um die Rennen aufregender zu machen. "Es wirkt so, als müssten wir gegen Widerstände ankämpfen", schimpfte der WM-Spitzenreiter.

Auslöser des ganzen Ärgers waren die zwei Zeitstrafen für die Probestarts des 35-Jährigen außerhalb der dafür vorgesehenen Zone ausgangs der Boxengasse, die ihm die faire Chance auf den Sieg nahmen. Den "Ausrutscher eines Anfängers" sah die spanische Zeitung "El Pais". "Er hatte keinerlei Vorteil dadurch", reagierte auch Teamchef Toto Wolff verstimmt.

Mercedes' Chef-Ingenieur Andrew Shovlin betonte hingegen, man habe schon im Moment des Geschehens gewusst, dass die Regelhüter Hamiltons eigenwillige Platzwahl für die Startübungen nicht goutieren würden. Über Funk fragte Hamilton nach, ob er weiter vorne mit den Probestarts beginnen könne. Von seiner Crew bekam er das Okay dafür.

"Wir haben nicht ganz realisiert, wie viel weiter nach vorne er wollte", sagte Shovlin. "Wir haben den ersten (Start/Anm.) nicht gesehen. Als wir den zweiten gesehen haben, haben wir schon gewusst, die werden das nicht mögen." Die Mercedes-Mannschaft habe gedacht, Hamilton würde sich etwas näher innerhalb der erlaubten Zone positionieren, so dass die Rennleitung keine klare Strafe aussprechen kann. "Aber als wir die Position des Autos gesehen haben, war es keine große Überraschung, dass sie das nicht gutgeheißen haben."

Das Team übernahm demzufolge die Verantwortung und muss deshalb 25.000 Euro Strafe zahlen. Hamilton blieb von zusätzlichen Strafpunkten in seiner Sünderkartei nach dem Mercedes-Protest verschont. Mit acht Zählern führt er aber auch diese Statistik an und hat vorerst nur wenig Raum für weitere Regelbrüche.

In seinen öffentlichen Stellungnahmen nach dem Rennen sah der Titelverteidiger kein Fehlverhalten bei sich. Als Lehre werde er sich künftig gegen die von ihm vermutete Willkür der Kommissare aber besser abzusichern versuchen - mit vertieftem Studium der Regeln. "Ich werde darauf achten, dass ich von jetzt an blitzsauber bleibe und ihnen keine weiteren Gründe liefere", versprach Hamilton.

Seine Fahrerkollegen zeigten Verständnis für Hamiltons Abrechnung. "Ich habe mir längst gesagt, dass ich an der Strecke die Kommissare zu meiden versuche. Sie im Hotel oder an der Bar zu treffen, ist nicht schlecht, aber an Rennwochenenden sollte man ihr Büro meiden", sagte Red-Bull-Pilot Max Verstappen. Ferrari-Pilot Charles Leclerc meinte: "Eigentlich hat Lewis gar nicht so viel falsch gemacht über das Jahr."

Nachsicht darf der sechsmalige Champion auch im Saison-Endspurt eher nicht erwarten. "Wenn Lewis über etwas reden will, habe ich ihm wie allen anderen Fahrern gesagt, dass meine Tür immer offen steht", sagte Renndirektor Masi, betonte aber umgehend auch: "Bei einem Regelbruch spielt es keine Rolle, ob es Lewis Hamilton oder einer der anderen 19 Fahrer ist."

ribbon Zusammenfassung
  • In seinem Zorn hat Lewis Hamilton der Formel 1 bei seiner Abreise aus Sotschi eine heikle Debatte hinterlassen.
  • Die Regeln würden verändert, um die Rennen aufregender zu machen.