APA/APA/AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLDS

"Riviera des Nahen Ostens"

Trump: USA werden "Kontrolle über Gazastreifen übernehmen"

04. Feb. 2025 · Lesedauer 5 min

US-Präsident Donald Trump schockt mit einem neuen Vorstoß zum Nahost-Konflikt. "Die USA werden den Gazastreifen übernehmen", sagte Trump nach einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Weißen Haus in Washington.

"Wir werden ihn besitzen", betonte er - und schloss nicht aus, zur Absicherung dieser Pläne im Zweifel auch US-Truppen dorthin zu schicken. Aus dem Gazastreifen könne so eine "Riviera des Nahen Ostens" werden.

Die rund zwei Millionen Palästinenser, für die der Gazastreifen ihre Heimat ist, sollen nach Trumps Willen künftig in anderen arabischen Staaten der Region leben. Diesen Vorschlag vertritt der Republikaner bereits seit einer Weile und stößt damit auf viel Kritik.

Dass er dies nun zu einer Geschäftsidee weiterdreht, dürfte große Proteste auslösen. Ebenso wie die Drohung, im Zweifel auch das Militär einzuschalten. Auf die Frage, ob er US-Truppen in den Küstenstreifen entsenden würde, um das Sicherheitsvakuum zu füllen, sagte Trump: "Wenn es notwendig ist, werden wir das tun."

Gazastreifen schwer beschädigt

Der Gazastreifen ist ein 365 Quadratkilometer großes Gebiet am Mittelmeer zwischen Israel und Ägypten. Das abgeriegelte Küstengebiet, in dem schon vorher äußerst schwierige Lebensbedingungen für die Zivilbevölkerung herrschten, wurde im Krieg zwischen Israel und der Hamas in ein Trümmerfeld verwandelt. Auslöser des Krieges war ein verheerendes Massaker der Hamas, bei dem am 7. Oktober 2023 rund 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250 nach Gaza verschleppt wurden. Israels Armee reagierte mit Angriffen auf die Terrorgruppe, die den Gazastreifen in Schutt und Asche legten.

Nach UN-Angaben wurden dort während des Krieges rund zwei Drittel aller Gebäude zerstört oder beschädigt. 90 Prozent der rund 2,1 Millionen Menschen im Gazastreifen wurden zu Binnenflüchtlingen. Nach palästinensischen Angaben, die von den Vereinten Nationen als glaubhaft eingestuft werden, wurden mehr als 47.000 Menschen getötet.

Trumps Bau-Visionen

Nun schwärmt der US-Präsident und ehemalige Immobilienunternehmer Trump öffentlich, dass ausgerechnet dieses Gebiet immenses Potenzial für Wirtschafts- und Immobilienentwicklung habe. "Ich denke, das Potenzial des Gazastreifens ist unglaublich", sagte er. Dort könnten künftig Menschen aus aller Welt leben. Das Ganze könne einfach "phänomenal" und "großartig" werden - und auch "für die Palästinenser wunderbar".

Man werde sich darum kümmern, "alle gefährlichen nicht explodierten Bomben und andere Waffen auf dem Gelände zu beseitigen" und es "einebnen", um es dann wieder aufzubauen, führte Trump aus. Auf diese Weise sollten "eine unbegrenzte Anzahl von Arbeitsplätzen und Wohnraum für die Menschen in diesem Gebiet" geschaffen werden.

Video: Trumps Zoll-Streit

Heftige Kritik

Trump spricht sich schon länger dafür aus, den Gazastreifen komplett zu räumen und die dort lebenden Palästinenser in arabische Länder "umzusiedeln": etwa nach Ägypten oder Jordanien. Die Umsiedlung von Menschen gegen ihren Willen wird als Zwangsumsiedlung oder Vertreibung bezeichnet.

Der demokratische Senator Chris Van Hollen wertete den Plan als Ankündigung eines schweren Völkerrechtsbruchs. "Ich denke, wir müssen wiederholen, was der Präsident gerade gesagt hat", sagte Van Hollen beim US-Sender MSNBC.

"Er hat gerade gesagt, dass es die Politik der USA sein wird, zwei Millionen Palästinenser gewaltsam aus dem Gazastreifen zu vertreiben - so etwas nennt sich auch ethnische Säuberung." Trump eskaliere die angespannte Lage im Nahen Osten: "Was der Präsident hier tut, ist im Grunde, ein Streichholz in eine bereits äußerst volatile Region zu werfen", sagte Van Hollen, der dem außenpolitischen Ausschuss des US-Senats angehört.

Die Idee einer Zwangsumsiedlung der Palästinenser sorgte bereits vor der denkwürdigen Pressekonferenz für viel Empörung. Jordanien und Ägypten lehnten den Vorstoß ab, weil sie ihn als Ende der langen Bemühungen um einen Palästinenserstaat betrachten. 

Vor allem aber die Menschen im Gazastreifen reagierten wütend auf Trumps Ansinnen, sie von dort zu vertreiben. Abdel Aziz Hana, ein Palästinenser aus Gaza, sagte: "15 Monate lang habe ich die Bombardierungen und Zerstörungen in Gaza-Stadt ertragen." Er habe Dutzende Verwandte und geliebte Menschen verloren, weil sie den Gazastreifen nicht hätten verlassen dürfen, erzählte der 49-jährige Vater von sieben Kindern, der in einem Zelt neben den Trümmern seines Hauses lebt. "Also wie kann so ein dummer Mann denken, dass wir unser Land verlassen werden?"

Netanjahu begeistert von Trumps "frischen Ideen"

Unterstützung für seine Gaza-Pläne bekommt Trump vom israelischen Ministerpräsidenten. "Er sieht eine andere Zukunft für dieses Stück Land, das der Ursprung von so viel Terrorismus war", sagte Netanjahu bei dem gemeinsamen Auftritt mit Trump. "Das ist etwas, das die Geschichte verändern könnte."

Netanjahu schwärmte generell über Trumps Abkehr von "konventionellen Denkweisen" und dessen "frische Ideen".

Für Netanjahu, der wegen der Kriegsführung im Gazastreifen international stark in die Kritik geriet, ist Trumps Rückkehr ein Segen. Der Republikaner empfing ihn als ersten ausländischen Gast seit seinem Amtsantritt. Eine solche Einladung direkt zu Beginn der Amtszeit ist eine starke Geste der Unterstützung für den rechten Ministerpräsidenten, der auf nationaler und internationaler Ebene in den vergangenen Monaten sehr in Bedrängnis geraten ist.

Zusammenfassung
  • Donald Trump plant, die USA sollen die Kontrolle über den Gazastreifen übernehmen und ihn in eine 'Riviera des Nahen Ostens' verwandeln.
  • Trump schlägt die Umsiedlung der 2,1 Millionen Palästinenser aus dem Gazastreifen in andere arabische Länder vor, was als Zwangsumsiedlung kritisiert wird.
  • Der Gazastreifen wurde im Krieg zwischen Israel und der Hamas stark zerstört, mit zwei Dritteln aller Gebäude beschädigt oder zerstört.
  • Mehr als 47.000 Menschen wurden im Krieg getötet, und 90 Prozent der Bevölkerung sind Binnenflüchtlinge.
  • Netanjahu unterstützt Trumps Pläne und sieht darin eine Möglichkeit, die Geschichte zu verändern.