VSV-Geschäftsführer Napokoj: "Natürlich wird man am Erfolg gemessen"
Während HCB Südtirol Alperia und EC Red Bull Salzburg um den Meistertitel in der win2day ICE Hockey League kämpfen, befindet sich der VSV bereits in der Offseason - und sorgt für einige Schlagzeilen. Erst am Donnerstag wurde bekannt, dass die Villacher den Verteidiger Alex Wall verpflichtet haben. Der Kanadier spielte die letzten fünf Jahre für die spusu Vienna Capitals, scorte im vergangenen Grunddurchgang sieben Tore und 18 Assists. Im Interview mit PULS 24 spricht VSV-Geschäftsführer Andreas Napokoj über seine Kader-Philosophie und wie die "Draustädter" nächstes Jahr den ersten Meistertitel seit 2006 gewinnen wollen.
PULS 24: Wenige Wochen ist es her, dass der VSV in der ersten Runde der Playoffs gegen den EC-KAC ausgeschieden ist. Wie ist aktuell die Stimmung in der Organisation?
Andreas Napokoj: Wir haben das Aus aufgearbeitet, nach einer Woche war die Analyse abgeschlossen. Der Fokus liegt jetzt jedenfalls schon auf der Saison 2023/24.
Sie haben die Analyse der letzten Saison erwähnt. Das zweite Jahr in Serie beendete Villach den Grunddurchgang in den Top 4. Weite Strecken der Saison waren erfolgreich - bis zum bitteren Playoff-Aus gegen den Kärntner Rivalen. Wie würden Sie die gesamte Saison mit einem Wort zusammenfassen?
Mit einem Wort ist das schwierig. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass man den Grunddurchgang und die Playoffs trennt - so wie in jeder Sportart. Sowohl statistisch als auch vom Gefühl her waren wir offensiv in den Top drei des Grunddurchgangs. In den Playoffs waren wir defensiv solide, doch irgendwie verließ uns die Offensive. Die Chancen zum Scoren wären eigentlich da gewesen.
ICE Hockey League: VSV vs. KAC (Spiel 5) in voller Länge
Wo sehen Sie die derzeit größte Baustelle im Kader der "Adler"?
Als "Baustelle" würde ich es gar nicht bezeichnen. Es muss jedenfalls das Ziel sein, dass wir uns jedes Jahr verbessern wollen. In den Special Teams, vor allem dem Powerplay, haben wir sicherlich noch Luft nach oben. Besonders in den Playoffs sieht man jetzt, dass ein oder zwei Powerplay-Situationen alles entscheiden können. Da müssen wir besser werden.
Für Aufsehen sorgte Ali Schmidt, der die Verhandlungen mit dem Verein abgebrochen hat und eine neue Aufgabe sucht. Mit 23 Jahren und schon einigen starken Playoff-Auftritten galt er eigentlich als große Zukunftshoffnung in Villach. Was sagt dieser Fall über die allgemeine Transferpolitik des VSV aus?
Seit ich die Geschäftsführung vor vier Jahren übernommen habe, sind wir im Österreicher-Sektor jedes Jahr deutlich besser geworden und werden das auch nächstes Jahr wieder versuchen. Wir haben dem Ali Schmidt ein Angebot gemacht. Er hat sich dazu entschieden, die Verhandlungen abzubrechen. Er will eine Veränderung, das muss man akzeptieren. Sehr oft ist es so, dass es eine spielerische Veränderung braucht, einmal weg von daheim. Über die gesamte Transferpolitik des Vereins sagt das aber gar nichts aus.
Sie selbst sind seit 2019 Geschäftsführer des VSV. Was ist die größte Lehre, die Sie aus dieser Zeit bisher mitnehmen konnten?
Eishockey ist eine Sportart, in der viele Faktoren den Ausgang eines Spiels beeinflussen. Man sieht es auch in diesen Playoffs, alles ist so eng. Keiner der Analysten hätte damit ein Problem gehabt, wenn wir die Serie gegen den KAC mit 4:1 gewonnen hätten. Am Ende geht es um ein paar wenige Aktionen. Unser Job ist es dabei, eine derartige Basis zu bilden, sodass wir in den entscheidenden Momenten die besten Spieler am Eis haben. In meiner Position darf man jedenfalls keine Panik bekommen - weder im positiven noch im negativen.
Legionär-Transfers für den schnellen Erfolg einerseits, eine nachhaltige Kaderbildung mit jungen österreichischen Talenten auf der anderen Seite: Wie findet man als Geschäftsführer diesen Mittelweg?
In den Bereich, der mehrere Jahre betrifft, haben wir bereits viel investiert. Unsere Österreicher sind langfristig unter Vertrag. Den Spielern gefällt es in Villach. Philipp Lindner, einer unserer größten Leistungsträger, hat gerade erst für drei Jahre verlängert. Diese Basis haben wir also schon gelegt. Jetzt gilt es, aus gewissen Bereichen, die wir sicher hätten besser machen können, zu lernen. Viele Dinge ergeben sich aber erst im Laufe einer Saison. Natürlich wird man am Erfolg gemessen, aber ich glaube schon, dass wir die letzten Jahre einen guten Job gemacht haben und nächstes Jahr den nächsten Schritt machen werden.
In Ihrer Funktion sind Sie viel im Kontakt mit den Ligaverantwortlichen. Wenn Sie mit Präsident Jochen Pildner-Steinburg für einen Tag die Positionen tauschen könnten, was würden Sie an der ICE Hockey League ändern?
Wenn ich etwas verändern könnte, dann würde ich mich dafür einsetzen, dass kleinere Fouls wie Haken, Halten, Stockschlag rigoroser gepfiffen werden, um das Spiel attraktiver zu machen und der Offensive mehr Möglichkeiten zu geben.
Das letzte Mal, dass der VSV die Meisterschaft gewonnen hat (2006), war noch nicht einmal das iPhone erfunden. Was ist Ihre Message an die zahlreichen blau-weißen Fans, die sich nach langer Zeit wieder nach einem Liga-Sieg sehnen?
Für eine Meisterschaft müssen sehr viele Faktoren zusammenspielen, alles muss passen. Meine Message an die Fans: Wenn ihr daran glaubt und proaktiv mitmacht, sind die Chancen noch viel höher, den Meistertitel zu holen.
Zur Person: Andreas Napokoj (31) wuchs in Villach auf und zählte in seiner Jugend zu den besten Tennisspielern Österreichs. Er hat an der Fachhochschule Kärnten das Bachelor-Studium Business Management absolviert. Seit 2019 ist Napokoj leitender Geschäftsführer des EC iDM Wärmepumpen VSV. Vor wenigen Monaten übernahm Martin Winkler den operativen Teil der Geschäftsführung - Napokoj konzentriert sich seitdem auf die Bereiche Sport und Sponsoring.
Zusammenfassung
- Während HCB Südtirol Alperia und EC Red Bull Salzburg um den Meistertitel in der win2day ICE Hockey League kämpfen, befindet sich der EC iDM Wärmepumpen VSV bereits in der Offseason.
- Im Interview mit PULS 24 spricht Geschäftsführer Andreas Napokoj über das Playoff-Aus gegen den EC-KAC, den Abschied von Ali Schmidt und was er an der Liga ändern würde.