Trotz Niederlage: ÖFB-Team übertrifft Rangnicks Erwartungen
Österreichs nicht in Bestbesetzung angetretenes Fußball-Nationalteam hat am Freitag die Erwartungen seines eigenen Teamchefs übertroffen. Ralf Rangnick war mit der Vorstellung bei der 2:3-Niederlage in Wien gegen Belgien sehr zufrieden.
"Wir haben ein extrem gutes, mutiges Spiel gemacht", meinte der Deutsche. Die im ersten Anlauf gegen die Belgier noch verpasste vorzeitige EM-Qualifikation soll nun am Montag (18:00 Uhr/ORF 1 & Joyn) in Aserbaidschan gelingen.
"Spiel auf Messers Schneide"
Der Auftritt gegen den Weltranglisten-Fünften stimmte Rangnick zuversichtlich, zumal er verletzungsbedingt seine halbe Startformation vorgeben musste. "Die Belgier haben gezittert am Schluss", sagte der 65-Jährige, nachdem sein Team beinahe ein 0:3 aufgeholt hatte. "Das Spiel war auf Messers Schneide."
Er hätte immer extrem hohe Erwartungen an seine Spieler. "Aber ich hätte das den Jungs auf diese Art und Weise, wie sie es gemacht haben, nicht unbedingt zugetraut. Ich hätte nicht geglaubt, dass wir so ein Spiel machen können in der Konstellation."
Man habe den Belgiern enorme Probleme bereitet. "Wir haben richtig viele Balleroberungen gehabt", lobte Rangnick das Pressing seiner Elf. Im Angriffsdrittel habe man dafür nicht immer den richtigen Pass gespielt. "Auch bei den Gegentoren haben wir sicher nicht alles richtig gemacht. Aber man darf nicht ganz vergessen, wem wir da gegenübergestanden sind."
Der ÖFB-Teamchef hob Belgiens Offensive um Kapitän Romelu Lukaku und Jungstar Jérémy Doku hervor: "Was viel Besseres gibt es in Europa nicht."
EM-Ticket noch nicht gelöst
Während die Belgier das EM-Ticket bejubelten, müssen sich die Österreicher vorerst weiter gedulden. "Wir sind keine Traumtänzer. Dass man ohne acht potenzielle Startelfspieler theoretisch auch verlieren kann, war klar", betonte Rangnick. Man habe um die Quali-Chance vor eigenem Publikum gewusst. "Jetzt wollen wir am Montag unbedingt alles klar machen. Das ist das klare Ziel."
Mit einem Sieg in Baku wären die Österreicher für die Endrunde in Deutschland qualifiziert. Ein Remis oder eine Niederlage würden ebenfalls zur EM-Teilnahme reichen, wenn Schweden am Montag im Anschluss (Spielbeginn 20:45 Uhr) nicht bei Fast-Gruppensieger Belgien gewinnt.
Holen die Schweden zumindest zwei Punkte auf, müsste die Rangnick-Auswahl zum Abschluss am 16. November auch noch in Estland Zählbares mitnehmen.
"Wir wollen Schweden schlagen", versprach Belgiens Teamchef Domenico Tedesco in Wien. Darauf will sich die ÖFB-Auswahl aber nicht verlassen. "Wir werden das Spiel genau so angehen, dass wir am Montag aus eigener Kraft alles klar machen können", erklärte Rangnick.
Es werde eine andere Partie als jene gegen Belgien. "Aserbaidschan ist eine Mannschaft, die schon versucht, über den eigenen Ballbesitz zu kommen." Das hätten die "Aseris beim 2:0-Sieg am Freitag in Estland unter Beweis gestellt. Rangnick: "Wir müssen dieses Spiel erst mal gewinnen."
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Danso angeschlagen
Offen ist, ob Kevin Danso mitwirken kann. Der Innenverteidiger klagte laut Rangnick über Probleme im Adduktorenbereich, der Muskel habe zugemacht. "Sonst sind alle gut durchgekommen."
Dass Michael Gregoritsch nach seiner Wadenverletzung ein Thema für das Aserbaidschan-Spiel werden könnte, wagte Rangnick zu bezweifeln. "Ich glaube es gefühlsmäßig eher nicht." Der Freiburg-Stürmer hat die gesamte Woche nicht mit der Mannschaft trainiert.
An seiner Stelle debütierte Manprit Sarkaria im Sturmzentrum. Es sei mangels Alternativen letztlich ein Duell zwischen dem Sturm-Graz-Mann und Rapids Marco Grüll gewesen, verriet Rangnick.
"Sasa Kalajdzic nach seinem Kreuzbandriss in so einem Spiel von Beginn an zu bringen, wäre ihm und uns nicht gerecht geworden." Der Wolverhampton-Legionär kam aber zu einem 30-Minuten-Einsatz.
Lob für Einwechslungsspieler
Alle eingewechselten Spieler hätten "Schwung reingebracht", meinte Rangnick. Auch Alexander Prass, der auf der für ihn ungewohnten Linksverteidiger-Position agierte. Rechts hinten begann mit Nicolas Seiwald ebenfalls ein Mittelfeldspieler. Das ermöglichte Rangnick, Konrad Laimer weiter vorne spielen und anpressen zu lassen.
"Wir wollten uns auch unsere Waffen bewahren." Dass Seiwald mit Doku mitunter seine liebe Not hatte, nahm der Teamchef in Kauf. "Doku ist eine zündende Rakete auf zwei Beinen. Den ganz auszuschalten, das hätte keiner geschafft."
Laimer leitete mit seinem Tor zum 1:3 dafür die Wende ein. Beim 2:3 durch den eingewechselten Marcel Sabitzer hielt es die verletzten David Alaba, Marko Arnautović und Stefan Posch auf der Tribüne längst nicht mehr auf ihren Sitzen.
"Wir wissen, dass wir eine richtig coole Truppe haben", sagte Rangnick über das extra für das Spiel angereiste Fan-Trio. "Sonst wäre es auch nicht möglich, so in ein Spiel zurückzukommen."
Zusammenfassung
- Das ÖFB-Team der Männer musste sich am Freitagabend gegen Belgien trotz beherzter Aufholjagd mit 2:3 geschlagen geben.
- Obwohl das Ticket für die Fußball-WM 2024 noch nicht gelöst werden konnte, zeigte sich Teamchef Ralf Rangnick mit der Leistung mehr als zufrieden.
- "Wir haben ein extrem gutes, mutiges Spiel gemacht", meinte der Deutsche.