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Tokio-Spiele mit einer Stimmung der anderen Art

Die schon in den Genuss gekommen sind, werden das Österreich-Haus mit den heimischen Schmankerln vermissen, andere vor allem das Zuschauen bei ihren Kolleginnen und Kollegen aus anderen Sportarten. Wer noch nicht bei Sommerspielen war, hofft, dass trotz Maske und Abstand in Corona-Zeiten so etwas wie Olympia-Stimmung und der Geist des Miteinanders in Tokio zu spüren sein werden. Eines fühlen alle: Dankbarkeit, dass ihre Wettkämpfe in Szene gehen.

So sehen es etwa die Leichtgewichtsruderinnen im ÖOC-Team. "Es ist toll, dass die Olympischen Spielen überhaupt stattfinden können. Damit kann man schon zufrieden sein", gab die 20-jährige Valentina Cavallar in einer Umfrage der APA - Austria Presse Agentur an. Ihre Bootskollegin Louisa Altenhuber sieht es ähnlich, weint aber der verpassten Möglichkeit nach: "Ich hätte so gerne danach das Land bereist und Japan richtig kennengelernt, die Kultur erlebt und die Landschaft gesehen."

Ziemlich nüchtern kommentierte hingegen Schwimmer Bernhard Reitshammer die Situation: "Ich bin in erster Linie dort, damit ich schwimme. Ich habe mir auch keinen Plan gemacht, was nach dem Schwimmen passiert. Es hilft nichts, wenn ich den ganzen Tag denke, schade. Davon habe ich nichts. Deswegen muss ich damit umgehen lernen." Ähnlich Kanute Felix Oschmautz: "Im Endeffekt sind die gleichen Leute am Start, es hängen 25 Tore auf der Strecke und am Ende steht der Sieger auf dem Podest."

Seglerin Tanja Frank wird das Österreich-Haus fehlen. Da wurde in Rio ihre mit Thomas Zajac gewonnene Nacra-17-Bronzene bejubelt. "Wenn ich an die Medaillenfeier denke, das war richtig cool und eine super Atmosphäre", erinnerte sie sich. "Ich finde es ein bisschen schade, dass man sich nicht nachher was anschauen und andere Österreicher anfeuern kann."

Dieses Defizit bezeichneten auch Schütze Martin Strempfl und Tennisspieler Philipp Oswald als "Wermutstropfen". Den Vorarlberger entschädigt das Leben im Olympischen Dorf aber für vieles. "Die Österreicher sind trotzdem zusammen in der Unterkunft", wusste der 35-Jährige. "Man lernt die anderen Athleten kennen und das ist schon einmal ein Novum." Alle anderen Einschränkungen bedauert der Doppelspezialist: "Aber am Ende vom Tag fliegen wir für eine Medaille hin."

Spiele, "wo man sich frei bewegen kann", miterleben möchte in der Zukunft auch Kletterin Jessica Pilz. "Ich hoffe, dass ich in drei Jahren in Paris nochmals dabei sein kann." Für die insgesamt 51 ÖOC-Debütanten wünscht sich das auch Kanutin Ana Roxana Lehaci, für die es die zweiten Spiele sind: "Es ist diesmal vielleicht für Sportler, die das erste Mal dabei sind, ein Schlag ins Gesicht, da sie ein bisschen die Atmosphäre verlieren."

Einer dieser Debütanten ist Maximilian Foidl. Der Mountainbiker hatte sich als Kind gesagt, dass er einmal zu Olympia will. "Dann wird es Realität, dann ist es etwas Großes. Aber mir ist lieber, wir stehen jetzt mit Masken da, als wir stehen überhaupt nicht da." Freilich hätte er gerne "mehr von dem aufgesaugt und angeschaut, es nach meinem Bewerb in gewisser Weise genossen". Aber jetzt stehe wirklich nur der Sport im Vordergrund. "Und das finde ich auch nicht unbedingt schlecht."

Karatekämpferin Bettina Plank schnupperte 2019 bei den European Games in die Stimmung rein, die solche Großereignisse normalerweise mit sich bringen. "Ich bin froh, dass diese Spiele stattfinden können, da hat man alle Hebel in Bewegung gesetzt, das war für alle eine enorme Herausforderung. Und es sind noch jetzt viele Fragezeichen im Raum." Badminton-Ass Luka Wraber zehrt von der Teilnahme an zwei European Games: "Da habe ich alles genossen. Daher habe ich jetzt keine negativen Gefühle."

Keine Erfahrung dieser Art hat Luis Knabl, der Triathlet fokussiert sich auch ganz auf den Sport: "Ich war noch nie bei Olympia und weiß nicht, wie die Stimmung sonst ist. Aber ich bin froh, dass ich mein Rennen starten kann, das war immer mein oberstes Ziel. Das Drumherum wird auf der Strecke bleiben."

Schon so seine Gedanken macht sich Schwimmer Christopher Rothbauer. "Umso näher die Olympischen Spiele kommen, denke ich, wie wäre es, wenn es ohne Corona wäre. Auf der anderen Seite ist es auch etwas Besonderes, dass es dann so abgehalten worden ist. Da lernt man zu schätzen, wenn man es trotzdem machen kann."

Auch Speerwerferin Victoria Hudson ist Debütantin: "Für mich sind das ganz normale Olympische Spiele, für mich wird das eine ganz spezielle Erfahrung sein. Wir haben jahrelang hart gearbeitet dafür, da lass' ich mir das nicht versauen, nur weil keine Zuschauer ins Stadion dürfen. Mir ist das wurscht. Ich bin froh, dass ich dort bin." Auch Schützin Sylvia Steiner lässt sich ihre Freude nicht trüben: "Ich lasse nichts Negatives an mich ran. Ich freue mich darauf, habe es endlich geschafft, dass ich mich qualifiziert habe."

Ivona Dadic erlebte 2012 ihre ersten Olympischen Spiele, "die waren genauso, wie man als Kind davon träumt", sagte die Siebenkämpferin. Nach Rio blickt sie der dritten Teilnahme entgegen. "Das Drumherum ist eine schöne Nebensache, aber der Wettkampf steht im Vordergrund." Bis zum Wettkampf liege der Fokus darauf, aber danach würde er gern Olympia erleben - dass dies heuer nicht möglich sei, stimme ihn "traurig", gestand Diskus-Ass Lukas Weißhaidinger.

ribbon Zusammenfassung
  • Eines fühlen alle: Dankbarkeit, dass ihre Wettkämpfe in Szene gehen.
  • Den Vorarlberger entschädigt das Leben im Olympischen Dorf aber für vieles.
  • "Man lernt die anderen Athleten kennen und das ist schon einmal ein Novum."
  • Ivona Dadic erlebte 2012 ihre ersten Olympischen Spiele, "die waren genauso, wie man als Kind davon träumt", sagte die Siebenkämpferin.
  • "Das Drumherum ist eine schöne Nebensache, aber der Wettkampf steht im Vordergrund."