Rapid mit Titelsehnsucht, Sturm als Favorit in Cup-Finale
"Die Jungs haben die Chance, Geschichte zu schreiben", sagte Rapids Trainer Zoran Barisic zwei Tage vor dem Finale. Der 52-Jährige stemmte den Pokal 1995 damals als Libero der Grünweißen in den Himmel. Auf den 15. Cup-Titel der Clubgeschichte wartet Rapid seither. 2008 holte der Traditionsclub zuletzt die Meisterschaft. "Es warten sehr, sehr viele Leute auf einen Titel von Rapid", weiß Geschäftsführer Steffen Hofmann.
Sturm gelang 2018 im Cup letztmals das Kunststück, Seriensieger Salzburg einen Titel abzuluchsen. Vom damaligen 1:0 n.V. noch dabei sind Kapitän Stefan Hierländer, die Torhüter Jörg Siebenhandl und Tobias Schützenauer sowie Jakob Jantscher. Einzig der damalige Torschütze Hierländer könnte auch am Sonntag einlaufen. "Gegen Rapid sind es immer Prestigeduelle. Wir haben eine sehr große Vorfreude, sind gut gerüstet und wollen den Titel holen", sagte der Kärntner.
Als nomineller Favorit tritt Sturm an. Die Grazer eliminierten im Viertelfinale Salzburg im Elferschießen auswärts, zwangen danach auch den LASK daheim in die Knie (1:0) und dürfen außerdem auf neun Partien ohne Niederlage gegen Rapid zurückblicken. Alle drei bisherigen Saisonduelle gingen an den Bundesliga-Zweiten. Trainer Christian Ilzer erwartete "ein Duell auf Augenhöhe. Mit der nötigen Kraft, der Qualität und der richtigen Strategie müssen wir versuchen, das Spiel in unsere Richtung zu kippen."
Barisic sah sein Team trotz statistisch gesehen schlechter Bilanz gegen die Grazer ebenfalls zumindest ebenbürtig. "Wir haben die letzten drei Spiele zwar verloren, aber es hat nicht immer die bessere Mannschaft gewonnen", sagte Barisic. Dem gab auch Markus Katzer recht. "Wenn man die Tabellensituation hernimmt, ist Sturm Favorit. Aber in einem Finale und wenn man unsere letzten Spiele gegen Sturm oder jetzt Red Bull sieht, ist alles möglich. Wir wollen gewinnen und wissen, dass wir gewinnen können", betonte der Sportchef.
2017 und 2019 stand Rapid zuletzt ebenfalls im Finale. Zweimal war Salzburg nicht zu knacken. Barisic sprach deshalb von einem besonderen Spiel für den Verein, aber auch einem "negativen" Spirit, der mit dem Cup verbunden sei. "Ich habe jetzt aber das Gefühl, dass eine Euphorie entstanden ist. Ich habe ein gutes Gefühl", meinte der Coach. Das 1:1 gegen Salzburg am Mittwoch soll die Überzeugung geben, mit einem physisch starken Gegner mithalten zu können.
Soll es vorne wieder Geburtstagskind Guido Burgstaller - der Kärntner Kapitän wird am Tag vor der Partie 34 Jahre alt - richten, plagen Rapid Probleme in der Defensive. Michael Sollbauer fehlt nach seiner Roten Karte gegen Salzburg gesperrt, Leo Querfeld ist verletzt, Maximilian Hofmann und Christopher Dibon sind nicht fit. Neben dem gesetzt scheinenden Martin Moormann herrscht Rätselraten, wer die zweite Position in der Innenverteidigung einnehmen wird.
Kevin Wimmer stünde zur Verfügung. Der ehemalige Teamspieler hat in der Liga zuletzt im vergangenen September gespielt, kam im Cup-Viertelfinale aber im Februar beim WAC zum Einsatz. Sein Nachteil ist auch, dass er wie Moormann ein Linksfuß ist. Barisic ließ sich nicht in die Karten blicken. "Wir werden hoffentlich die passende Lösung finden, aber wissen, dass wir da sehr gehandicapt sind", meinte er lediglich.
Sturm hat personell keine gröberen Probleme. Stürmer Albian Ajeti ist aufgrund von muskulären Problemen fraglich, Innenverteidiger Aleksandar Borkovic jedoch wieder fit. Die Grazer können praktisch aus dem Vollen schöpfen. Ilzer versuchte, nicht zu große Erwartungen aufzubauen. "Jedes Wochenende ist für mich ein Finale", sagte er - um schließlich doch anzumerken: "Natürlich ist dieses K.o.-Spiel ein Jahreshighlight."
Kleinigkeiten könnten entscheidend sein, waren sich die Trainer einig. Barisic nahm auch den Salzburger Schiedsrichter Christopher Jäger in die Pflicht. Der Wiener sprach im Rückblick auf Sollbauers Ausschluss gegen Salzburg von "mehreren Mannschaften, bei denen sich Spieler unnötigerweise niederlegen, Rote Karten verlangen. Das gehört sich nicht." Mit Fairplay habe dies nichts zu tun, so Barisic. "Es soll ein Wettkampf sein, wo die bessere Mannschaft gewinnen soll und nicht die, die Mätzchen macht, wo es nur darum geht, dem Gegner zu schaden." Ob er zu besagten Mannschaften auch Sturm zählt, wollte Barisic "nicht beantworten".
Fantechnisch wird das Areal um die Arena belebt wie nie zuvor bei einem Endspiel am Wörthersee sein. Rund 30.000 Besucher werden für ein volles Haus sorgen. Mehr als 12.000 Karten haben die beiden Clubs erhalten, dazu kommen noch knapp 6.000 Besucher im neutralen Sektor. Barisic sprach von "der größten Völkerwanderung in Österreich der letzten Jahre".
Aus Wien werden rund 90 Busse am Spieltag Richtung Süden aufbrechen, Rapid erwartet außerdem um die 1.000 Pkws, die sich nach Klagenfurt aufmachen. Die grünweiße Anhängerschaft wird aus Minimundus einen Fanmarsch zur Arena veranstalten. Aus der Steiermark werden sich 120 Busse Richtung Wörthersee aufmachen. Sturms Fans sammeln sich ab Mittag im Fan-Dorf an der Nordseite der Arena. Die Polizei wird das Areal ab Mittag für den öffentlichen Verkehr abriegeln und einen Sicherheitsbereich einrichten. Eine frühe Anreise wurde empfohlen.
Zusammenfassung
- Das Ende einer 28-jährigen Durststrecke oder die leise Chance auf das nationale Double: Das Duell zwischen Rapid und Sturm Graz um die Trophäe im ÖFB-Fußball-Cup verspricht nicht weniger als einen Schlager vor großer Kulisse.
- Die Partie am Sonntagabend in der Klagenfurter Arena ist seit Wochen ausverkauft.
- Sturm gelang 2018 im Cup letztmals das Kunststück, Seriensieger Salzburg einen Titel abzuluchsen.
- Barisic ließ sich nicht in die Karten blicken.