Olympia: Belarussische Athletin "in Sicherheit", aber aktuell kein Asylgesuch
Die belarussische Läuferin Kristina Timanowskaja ist nach Angaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) "sicher und geschützt". Die Sportlerin, die nach Einschätzung der Opposition von den autoritären Behörden ihres Landes von Olympia aus Tokio entführt werden sollte, habe die Nacht in einem Hotel am Flughafen Haneda verbracht, sagte IOC-Sprecher Mark Adams. ÖOC-Präsident Karl Stoss erklärte, sie sei an das UN-Flüchtlingskommissariat vermittelt worden.
Laut dem Chef des Österreichischen Olympischen Komitees werde Timanowskaja "geholfen und sie wird bestmöglich beraten". Von Asylansuchen sei aktuell aber keine Rede. "Für kein europäisches Land", sagte Stoss. "Es stimmt, dass ÖLV-Nationaltrainer Philipp Unfried mit ihr im Vorfeld der Spiele zusammengearbeitet hat. Er steht aber aktuell nicht in Kontakt mit Timanowskaja, ist in die diplomatischen Verhandlungen naturgemäß nicht eingebunden. Das gilt auch fürs ÖOC. Wir sind in keiner Weise involviert." Unfried schreibt die Trainingspläne für Timanowskaja.
Oppositionsgruppe berichtete von Asylgesuch
Eine belarussische Oppositionsgruppe berichtete, dass Timanowskaja versuchen soll, bei der österreichischen Botschaft in Tokio um Asyl anzusuchen. Ein Sprecher des Außenministeriums dementierte dies aber bereits am Sonntag gegenüber der APA: "Es hat bisher keine Kontaktaufnahme der Sportlerin mit der österreichischen Botschaft in Tokio gegeben."Asylanträge könnten grundsätzlich jedoch nur persönlich und in Bezug auf österreichisches Asyl in Österreich selbst gestellt werden, verwies er gleichzeitig auf die gültige Rechtslage.
Die 24-jährige Athletin hatte in einem Video, das die oppositionelle belarussische Athletenvertretung Belarusian Sport Solidarity Foundation (BSSF) am Sonntag veröffentlichte, erklärt, sie habe gegen ihren Willen aus Japan ausgeflogen werden sollen, nachdem sie öffentlich Kritik an belarussischen Sportfunktionären geäußert habe. Die BSSF sprach von einer versuchten "gewaltsamen" Ausreise.
IOC prüft Hintergründe
Das Belarussische Olympische Komitee (NOK) hatte zuvor auf Telegram erklärt, die Athletin sei von einem Arzt untersucht worden und werde wegen ihrer "emotional-psychischen Verfassung" nicht an weiteren Wettkämpfen teilnehmen. Timanowskaja bezeichnete das auf Instagram als "Lüge". Dem Radiosender Euroradio sagte sie: "Sie haben mir einfach gesagt, meine Sachen zu packen und nach Hause zu fliegen."
Laut IOC habe man vom NOK in Belarus einen schriftlichen Bericht eingefordert. Man müsse zunächst die genaueren Hintergründe und Einzelheiten zu dem Vorfall abwarten, hieß es.
Angaben dazu, wie die Sportlerin das olympische Dorf verließ und wer sich bei ihr befand, konnte IOC-Sprecher Adams nicht machen. Am Flughafen habe sie sich an die japanische Polizei gewandt. Vertreter des IOC und des japanischen OK hätten noch in der Nacht "direkt" mit ihr gesprochen. "Sie hat uns versichert, dass sie sich sicher und geschützt fühle", erklärte der IOC-Sprecher weiter.
Nach Kritik am Trainer zurückgeschickt
Timanowskaja, die am Montag über 200 m antreten sollte, hatte Kritik am Trainer geübt, weil sie dieser ohne ihr Wissen für die 4 mal 400-m-Staffel eingeteilt hatte. Einige Läuferinnen waren laut Timanowskaja wegen verpasster Dopingtests ausgefallen.
Am Sonntag seien Betreuer in ihr Zimmer gekommen und hätten ihr aufgetragen, zu packen. Die Leichtathletin wurde zum Flughafen gebracht, auf Anweisung "von oben", wie ihr ein Coach mitteilte. Auf dem Airport wandte sie sich an die japanische Polizei um Hilfe. Mittlerweile stehe sie unter Polizeischutz. "Ich bin jetzt in Sicherheit", so Timanowskaja.
Am Montag habe man erneut mit ihr gesprochen und werde dies auch weiter zusammen mit den japanischen Behörden tun, "um den nächsten Schritt in den kommenden Tagen" zu bestimmen. Man werde mit Timanowskaja weiter darüber sprechen, was sie vorhabe und werde sie bei ihrer Entscheidung "unterstützen".
Zusammenfassung
- Belarus will seine Leichtathletin Kristina Timanowskaja nach öffentlicher Kritik auf Instagram an einem Trainer zwangsweise zurückholen. Die junge Frau wehrt sich. Sie sei aktuell in Tokio "in Sicherheit", sagt sie. Ein zunächst kolportiertes Ansuchen um
- Die Sportlerin, die nach Einschätzung der Opposition von den autoritären Behörden ihres Landes von Olympia aus Tokio entführt werden sollte, habe die Nacht in einem Hotel am Flughafen Haneda verbracht, sagte IOC-Sprecher Mark Adams.
- ÖOC-Präsident Karl Stoss erklärte, sie sei an das UN-Flüchtlingskommissariat vermittelt worden. Laut dem Chef des Österreichischen Olympischen Komitees werde Timanowskaja "geholfen und sie wird bestmöglich beraten".
- Von Asylansuchen sei aktuell aber keine Rede. "Für kein europäisches Land", sagte Stoss.
- Laut einer Oppositionsgruppe soll Timanowskaja versuchen haben, bei der österreichischen Botschaft in Tokio um Asyl anzusuchen.
- "Es hat bisher keine Kontaktaufnahme der Sportlerin mit der österreichischen Botschaft in Tokio gegeben", erklärte am Sonntagnachmittag ein Sprecher des österreichischen Außenministeriums der APA.