Menschenrechts-Initiative zu Katar: "WM auf Friedhof?"
"Die WM hat ein Problem, wie soll man ein Fußballfest feiern auf einem Friedhof?", sagte Kurt Wachter von der Organisation "fairplay" bei der Vorstellung der Initiative am Mittwoch in Wien.
Katar steht seit Jahren wegen der schlechten Menschenrechtslage und den Bedingungen für Gastarbeiter in der Kritik. Laut der Zeitung "Guardian" sind in dem Golfstaat seit der WM-Vergabe 2010 mehr als 6.500 Arbeiter aus Südostasien unter anderem beim Bau der Stadien gestorben. Menschenrechtsorganisationen sehen trotz einiger Reformen nach wie vor gravierende Mängel. "Viele Tausend Arbeiter bekommen noch immer nicht ihre Löhne. Die Arbeitgeber haben nach wie vor sehr viel Macht über deren Leben. Und natürlich sterben weiterhin Arbeiter aufgrund der schlimmen Zustände", berichtete Katar-Experte Mustafa Qadri von der Organisation Equidem Research.
FIFA habe "viele Fragen zu beantworten"
Er sieht nicht nur die Regierung von Katar in der Verantwortung, sondern auch den Weltfußballverband FIFA und sämtliche Partner aus der Wirtschaft, da im Gastgeberland Zehntausende Menschen rund um die WM von 21. November bis 18. Dezember beschäftigt sein werden. "Sie habe viele Fragen zu beantworten. Die fließen Milliarden in die Kassen, während der Arbeiterlohn zwischen 200 und 500 Euro liegt", so Qadri.
Die Initiative "Unser Spiel für Menschenrechte" - an der neben fairplay als Organisator auch Partner wie Südwind, Frauen*solidarität, die Vereinigung der Fußballer (VdF), die Österreichische Liga für Menschenrechte oder das ORF-Radio FM4 mitwirken - will diese Problematik sowie die Missstände bei den Rechten für Frauen, für homo-, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen sowie die mangelnde Presse- und Meinungsfreiheit in Katar in den öffentlichen Diskurs bringen. Gefördert wird das von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit.
Geplant sind österreichweit breitenwirksame Aktionen auf Sportplätzen und in Stadien sowie Aktivitäten, die sich an Jugendliche, Vereine, Verbände und an die Politik wenden. Damit soll zudem mehr Druck auf FIFA und Co. aufgebaut werden. "Sport und Menschenrechte sind kompatibel und der Sport hat eine Verantwortung", lautete die Botschaft von Wachter.
Stahlkraft des Sports nützen
In die gleiche Kerbe schlägt die Juristin Barbara Helige. "Menschenrechte ordnet man immer der politischen Diskussion zu und der Sport ist doch unpolitisch. Aber das ist nicht so einfach. Der Sport hat eine gewaltige, positive Strahlkraft" - und diese müsse man nützen, sagte die Präsidentin der Österreichischen Liga für Menschenrechte. Durch die hohe mediale Aufmerksamkeit bei einer Fußball-WM könne einiges bewirkt und verbessert werden. "Anderen missbrauchten Arbeitskräften auf der Welt gelingt das nicht", so Helige, die vor allen die FIFA in der Verantwortung sieht.
Auch die Spielergewerkschaft VdF sieht in Katar den Fußball in der Pflicht, aber nicht die einzelnen Spieler. "Für die ist das ein zweischneidiges Schwert. Die Weltmeisterschaft ist für jeden Fußballer was einzigartiges, ein Karriere-Highlight. Auf der anderen Seite wissen die Spieler heutzutage aber auch, wie es in solchen Ländern zugeht mit Menschenrechtsverletzungen", erklärte Ex-Fußballprofi Thomas Hinum, der nun für den VdF arbeitet. Einen WM-Boykott lehnt er aber ab, dieser käme viel zu spät.
Zusammenfassung
- Am Freitag findet die Auslosung für die Endrunde der Fußball-WM in Katar statt.
- Österreich befindet sich zwar nicht im Lostopf, die Initiative "Unser Spiel für Menschenrechte" mischt dennoch mit und möchte den Fokus auf die prekäre Menschenrechtssituation beim WM-Gastgeber legen.
- "Die WM hat ein Problem, wie soll man ein Fußballfest feiern auf einem Friedhof?", sagte Kurt Wachter von der Organisation "fairplay" bei der Vorstellung der Initiative am Mittwoch in Wien.
- Katar steht seit Jahren wegen der schlechten Menschenrechtslage und den Bedingungen für Gastarbeiter in der Kritik.
- Laut der Zeitung "Guardian" sind in dem Golfstaat seit der WM-Vergabe 2010 mehr als 6.500 Arbeiter aus Südostasien unter anderem beim Bau der Stadien gestorben.