Braathen krönt sich zum Slalom-Meister
Für den 22-jährigen Norweger ist es die erste Kristallkugel seiner Karriere. Für Braathens Landsmann Henrik Kristoffersen war Rang drei (+0,63) am Sonntag zu wenig. Fabio Gstrein schied als Halbzeit-Dritter mit Zwischenbestzeit im unteren Teil aus.
ÖSV-Männer mit Höhen und Tiefen
Der Tiroler sorgte damit unfreiwillig für ein Sinnbild des heuer wankelmütigen ÖSV-Slalomteams. Adrian Pertl versöhnte sich als Sechster (+1,19) mit seinem besten Resultat noch für eine fehleranfällige Comeback-Saison. Die Highlight-Saison des Marco Schwarz ging mit Platz elf zu Ende. Manuel Feller fiel von Platz sechs auf 15 zurück und wurde Fünfter der Slalomwertung. Die ÖSV-Männer schlossen 2022/23 mit nur 16 Podestplätzen und damit so wenigen wie zuletzt vor 31 Jahren (15 in Saison 1991/92) ab. Vincent Kriechmayr (4) und Schwarz sorgten für in Summe fünf Siege.
Der Jungspund Braathen verteidigte seine 32-Punkte-Führung vor dem letzten Rennen gegen den dreifachen Kugel-Gewinner Kristoffersen (2016, 2020, 2022) mit Erfolg. Als dritter Norweger nach Kjetil Andre Aamodt (2000) und Kristoffersen gewann Braathen die Slalom-Weltcup-Wertung. Der zweifache Saisonsieger schloss sechs der zehn Slaloms auf dem Podest ab. Seine Hochform wurde auch von einer zwischenzeitlichen Blinddarm-OP kurz vor der WM im Februar nicht getrübt.
Braathen emotional
"Es ist unglaublich, ich weiß nicht, was ich sagen soll", erklärte ein mit den Emotionen kämpfender Braathen. Er sah die Kugel als Lohn für die Aufopferung, seit er ein neunjähriger Bub gewesen war. "Chapeau an Lucas, super zweiter Lauf, super Slalomsaison", gratulierte Kristoffersen. Er habe alles probiert. "Diese Saison war bissl up and down", meinte der Weltmeister, der den Erfolg auf einer komplett neuen Skimarke hervorhob. "Ich freue mich auf nächstes Jahr."
Braathen hatte im Vorfeld "Vollgas, gemma!" versprochen und hielt Wort. Mit einem schweren Patzer im unteren Teil vergab er eine komfortable Halbzeitführung, zeigte aber schon da, dass er aktuell über den schnellsten Slalomschwung im Feld verfügt. Als Halbzeit-Zweiter hielt er dann auch der finalen Attacke von Kristoffersen mehr als stand.
Norweger bringt Farbe in den Weltcup
Der Sohn eines Norwegers und einer Brasilianerin fällt nicht nur auf der Piste mit Bestzeit auf. Lucas Pinheiro Braathen färbt sich die Fingernägel bunt, trägt in seiner Freizeit schon mal Röcke, oder stapft - wie bei der WM - in knallpinken Winter-Boots durch den Schnee.
Pertl hatte mit den Wannen, die sich im Frühjahrsrennen zwangsläufig ergaben, zunächst seine Probleme. Als Halbzeit-16. nützte er dann seine gute Nummer zur drittschnellsten Fahrt. "Ich war ziemlich unkonstant. Das möchte ich nächstes Jahr besser machen", sagte Pertl über seine Comeback-Saison. "Ich möchte nächstes Jahr das Podest in Angriff nehmen."
An diesem fuhr Feller im Finish regelmäßig vorbei. "Flasche leer, muss man ganz ehrlich sagen. So am Limit war ich noch nie. Jetzt schlafe ich einmal drei Tage durch", erklärte der Tiroler, der nach drei Saison-Slaloms zwei zweite Plätze eingefahren hatte, es danach aber nicht mehr unter die Top drei schaffte. Nach einer Krankheit kurz vor der WM habe er energetisch nicht mehr aufs Topniveau zurück gefunden. Das Nichtverwerten der Halbzeitführungen in Kitzbühel und bei der WM habe Feller zudem mental zugesetzt, vermutete Rennsportleiter Marko Pfeifer.
"Es ist ein bisschen wie verhext", sagte Pfeifer angesichts der Ausbeute seines Kippstangen-Teams. "Es tut schon weh, die Slalomläufer wurden unter ihrem Wert geschlagen. Ich bin mir sicher, nach einer guten Vorbereitung sind wir im nächsten Jahr im Slalom auch wieder ganz vorne dabei", betonte der ÖSV-Chefcoach.
Zusammenfassung
- Der bunteste Vogel im Ski-Zirkus hat sich zum besten Slalom-Artisten der Saison 2022/23 gekürt.
- Lucas Braathen fixierte mit Platz zwei (0,06 Sek.) hinter dem Schweizer Ramon Zenhäusern in Soldeu den Gewinn der Slalom-Wertung.
- Manuel Feller fiel von Platz sechs auf 15 zurück und wurde Fünfter der Slalomwertung.