Festnahme nach Wiener Derby: Mann schwer verletzt
Wieder einmal ist das Sportliche eines Wiener Fußball-Derbys von einem Nebenschauplatz überlagert worden. Dass Rapid das zweite Heimduell mit dem Erzrivalen Austria gewann und die Tabellenspitze erklomm, ging am Sonntagabend unter. Nach Schlusspfiff hatten sich Fans beider Lager eine Schlägerei geliefert und sich mit Pyros beworfen.
Montagmittag verkündete die Landespolizeidirektion, dass 17 Stadionbesucher:innen und zehn Beamte verletzt wurden. In diversen Foren wurden die Vorkommnisse heftig diskutiert. Auf dem "Austrian Soccer Board" schreibt ein Fan etwa heute, dass dessen Vater beim Heimweg vom Wien Derby schwer verletzt wurde. Bei der Haltestelle der S45 soll ein Mann auf den Vater des Fans eingeschlagen haben. Er sei mit dem Hinterkopf auf den Bahnsteig gefallen und liege im künstlichen Koma.
Auf PULS 24 Nachfrage bestätigte die Polizei den Vorfall und dass eine Person schwer verletzt ins Spital gebracht wurde. Unmittelbar nach der Tat konnte ein Verdächtiger festgenommen werden. Vernehmungen mehrerer Zeugen und des Beschuldigten seien bereits abgeschlossen beziehungsweise laufen derzeit.
"Eine Gruppe der Bereitschaftseinheit war im Nahbereich des Vorfalls und konnte sofort einschreiten", erklärte Polizeisprecher Philipp Haßlinger gegenüber PULS 24 und bestätigte eine "Festnahme auf frischer Tat".
Eskalation nach Schlusspfiff
Nach Ende des Spiels warfen Austria-Fans aus ihrem Sektor Böller auf die angrenzende Familientribüne und provozierten somit eine Rauferei, Rapid-Anhänger nahmen die Einladung an und stürmten wild in die andere Ecke des Stadions. Auch von ihnen flogen Leuchtkörper. Die wüsten Szenen erinnerten mitunter an den Platzsturm von Rapid-Fans im Mai 2011 im alten Hanappi-Stadion.
Wieso die Polizei erst Minuten später reagierte und Einsatzkräfte ins Zentrum des Geschehens beorderte, wird in den diversen Nachbesprechungen aufzuklären sein. 17 Stadionbesucher:innen und zehn Beamtinnen und Beamten wurden verletzt, verkündete die Landespolizeidirektion am Montagmittag. Es gab eine Festnahme wegen schwerer Körperverletzung.
27 Verletzte, 577 Anzeigen
425 Anzeigen betrafen das Verwaltungsrecht und dabei hauptsächlich das Pyrotechnik-Gesetz. 152 Anzeigen gab es nach dem Strafgesetzbuch. Die Polizei verzeichnete auch mehrere beschädigte Einsatzgegenstände, darunter ein geschmolzener Einsatzgurt durch den Wurf von Bengalischen Fackeln.
"Gehört nicht ins Stadion"
"Am Ende sind wir sportlich wahrscheinlich die Leidtragenden, weil wir mit einem Punkteabzug bestraft werden", verwies Rapid-Trainer Robert Klauß auf eine mögliche Sanktion durch die Bundesliga-Gremien. "So schön es auch war, der Schlusspfiff und das Feiern mit unseren Fans vor unserer West. Die Bilder danach, die will niemand sehen."
Klauß sei nicht derjenige, "der Pauschallösungen anbieten kann und Ideen hat, wie man das lösen kann", meinte der Deutsche. Er habe aber eine klare Meinung: "Das gehört nicht ins Stadion."
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Auch Austria-Trainer Helm kritisch
Das war auch der Tenor unter allen Spielern und Offiziellen, die am Sonntagabend Stellung nahmen. "Mit Fußball hat das gar nichts zu tun, sondern da wird die Plattform Fußball genutzt für ganz andere Dinge", meinte Austria-Trainer Stephan Helm.
"Hauptsache ist, dass jetzt einmal hoffentlich keinem etwas passiert ist und niemand Schäden davonträgt. Das wäre das absolute Horrorszenario", sagte Rapid-Stürmer Guido Burgstaller.
Kogler: "Da hört sich's jetzt wirklich auf"
Im PULS 24 Gespräch monierte Grünen-Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler im Hinblick auf das Derby, dass der Veranstalter, in dem Fall Rapid, "mehr tun" müsse, damit nicht eine "derart große Anzahl an Feuerwerkskörpern in das Stadion kommt". "Wenn die dann dazu verwendet werden, dass sie in den Familiensektor geschossen werden, da hört sich's wirklich auf. Das schadet ja dem Fußball", so Kogler und forderte mehr Maßnahmen. Er sprach sich auch für Stadionverbote aus. Die Vereine müssten jene Verbote "viel ernster auf die Übeltäter" aussprechen, kritisierte der Sportminister.
Erinnerungen an letzten Derby-Skandal
Die Austria-Fans waren durch die Vorkommnisse nach dem Derby-Sieg von Rapid am 25. Februar zusätzlich angestachelt. Damals hatten homophobe und andere beleidigende Schmähgesänge einiger Rapid-Spieler und -Funktionäre nach dem Spiel, die auf Handyvideos festgehalten wurden, für einen Eklat gesorgt.
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Als Entschuldigung für die Vorfälle vom Sonntag kann das selbstredend nicht herhalten. "Wie kann man Leuchtkörper in einen Familiensektor reinschmeißen?", fragte Rapids Sport-Geschäftsführer Markus Katzer und hielt fest: "Wir müssen es aufarbeiten. Es darf in Zukunft nicht mehr passieren."
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Rapid kündigt Stadionverbote für Randalierer an
Rapid hat nach den Vorfällen rund um das 343. Wiener Fußball-Derby am Sonntag gegen die Austria (2:1) unter anderem Stadionverbote angekündigt. Außerdem sei man in engem Kontakt mit der Bundesliga, Sicherheitsdiensten und den zuständigen Behörden wie der Landespolizeidirektion Wien, hieß es in einer Klub-Aussendung am Montagnachmittag. Unterdessen wurde ein Mitarbeiter der Hütteldorfer mit sofortiger Wirkung dienstfrei gestellt.
Folgen Sanktionen der Bundesliga?
Diskussionen über strengere Einlasskontrollen, um pyrotechnische Gegenstände fernzuhalten, über die Einsatzstrategie der Polizei werden in den nächsten Tagen und Wochen zu führen sein. Über Sanktionen der Bundesliga wird man frühestens in den kommenden Tagen erfahren. Das nächste Wiener Derby findet erst am 15. Februar 2025 statt.
In einer Aussendung am Montagabend erklärte die Liga, man habe "in einem ersten Schritt" Vertreter von Rapid und Austria an den Tisch geholt. "Dabei wurde einerseits die Dringlichkeit der Situation geschildert und anderseits von allen Beteiligten bekräftigt, sich weiter auszutauschen und mögliche Maßnahmen zu erarbeiten", hieß es.
Ziel sei es, "in Zukunft nach stimmungsvollen Derbys endlich wieder nur über das sportliche Geschehen sprechen zu können. Das zu bewerkstelligen braucht ein Zusammenwirken aller Beteiligten: von Liga und Gremien, über beide Klubs, deren Fans, bis hin zu den Behörden und der Polizei", schrieb die Bundesliga.
Ein Mittel könnten Risikospiele ohne Auswärtsfans sein. Wobei: Die Vereine würden dies ihrerseits nicht vorschlagen, hieß es unter vorgehaltener Hand. Eine solche Maßnahme müsste von der Bundesliga zumindest angestoßen, indem man die Klubs an einen Tisch bittet und ihnen einen Schulterschluss nahelegt, wenn nicht sogar aufgezwungen werden.
Muss man die Auswärtsfans bei Wiener Derbys in Zukunft aussperren? Die Initiative dazu müsste wohl von der Bundesliga ausgehen.
Zusammenfassung
- Nach dem Wiener Derby kam es zu schweren Ausschreitungen, bei denen 17 Stadionbesucher:innen und 10 Polizist:innen verletzt wurden.
- Ein Mann wurde bei der S45-Station schwer verletzt und liegt im künstlichen Koma.
- Die Polizei nahm unmittelbar nach der Tat einen Verdächtigen fest, hieß es gegenüber PULS 24.
- Rapid und Austria-Trainer verurteilten die Gewalt und forderten Maßnahmen.
- Sportminister Werner Kogler forderte stärkere Kontrollen und Stadionverbote für Randalierer.