Zadić für Änderungen bei Bestellung des BVwG-Präsidenten
Vor der Reform konnte der Justizminister bzw. die Justizministerin den OGH-Präsidenten und -Vizepräsidenten direkt dem Bundespräsidenten zur Bestellung vorschlagen. Nun wurde dagegen ein Personalsenat eingebunden, dem neben den Wahlmitgliedern des OGH-Personalsenats und des OGH-Außensenats auch die dienstälteste Präsidentin bzw. der dienstälteste Präsident eines Oberlandesgerichts angehört. Die Justizministerin könnte beim Vorschlag an den Bundespräsidenten, der den OGH-Präsidenten formal ernennt, zwar von der Reihung des Senats abgehen - eine Umreihung müsste aber schriftlich begründet und dokumentiert werden. "Die Justiz wurde erst kürzlich explizit im Rechtsstaatlichkeitsbericht der EU-Kommission für die Umsetzung dieses transparenten und objektiven Bestellungsprozesses am OGH gelobt", so Zadić.
Beim BVwG war es dagegen zuletzt zu einer monatelangen Verzögerung bei der Bestellung gekommen, weil sich die Regierung im Ministerrat, wo alle Minister zustimmen müssen, nicht auf einen Kandidaten einigen konnte. Zwar gab es auch hier eine Besetzungskommission. Diese bestand aber einerseits nicht nur aus Justizvertretern, andererseits musste ein Abgehen von ihrer Empfehlung auch nicht gerechtfertigt werden. Schließlich wurde dann auch nicht die Erstgereihte bestellt.
Auch bei den Landesverwaltungsgerichten, die von den Landesregierungen besetzt werden, kann sich Zadić Änderungen vorstellen. So könnten deren Spitzen etwa auch verpflichtend, wie bei der Justiz, nach Vorschlag eines Personalsenats besetzt werden. Eine stärkere Einbindung der Justiz in diesem Zusammenhang forderte zuletzt auch die EU-Kommission.
Die SPÖ kritisierte die Reformvorschläge in einer Stellungnahme als halbherzig. SPÖ-Justizsprecherin Selma Yildirim wies darauf hin, dass der Vizekanzler der Grünen verantwortlich dafür gewesen sei, dass zuletzt ein Vorschlag der Besetzungskommission umgereiht wurde. Yildirim bezeichnete es als "höchst problematisch", dass bei der Besetzung von Spitzenposten in Österreich immer noch Gegengeschäfte ausgehandelt würden. Sie forderte "echte" Reformvorschläge bei der Besetzung von Spitzenposten.
Zusammenfassung
- Justizministerin Alma Zadić plädiert für eine Reform der Bestellung des BVwG-Präsidenten, ähnlich wie beim Obersten Gerichtshof, um mehr Transparenz zu gewährleisten.
- Beim BVwG kam es zuletzt zu monatelangen Verzögerungen, weil sich die Regierung im Ministerrat nicht auf einen Kandidaten einigen konnte.
- Die SPÖ kritisierte die Reformvorschläge als halbherzig und forderte echte Reformen bei der Besetzung von Spitzenposten.