Darf's a bisserl Meer sein? Wo die Politiker Urlaub machen
Wohin fährt man, wenn man sich ums Urlaubsbudget keine Sorgen machen muss? Trotzdem nicht besonders weit weg, wie Österreichs Politiker:innen aktuell beweisen. Denn zum Geld- kommt das Zeit-Budget - und der Eindruck, den man knapp vor der Wahl erzeugen will.
Ganz ohne Meer geht's freilich trotzdem nicht. Hund Struppi etwa wird von seinem Frauerl nach Kroatien und Frankreich begleitet.
Van der Bellen: Mit Juli und Ehefrau in den Westen
Aber der Reihe nach: Das Urlaubsziel von Bundespräsident Alexander Van der Bellen plakatierte der schon in seinem Wahlkampf. Er fährt mit Frau und Hund Juli nach Hause ins Tiroler Kaunertal. Viel exotischer wird's in diesem Sommer auch nicht mehr. Denn ansonsten hat der Präsident nur einen Aufenthalt an einem See im Salzkammergut geplant. Ein bisschen Erholung muss eben auch sein.
Kanzler: Erst Meer, dann "alle Bundesländer"
Den Bundeskanzler hingegen zieht es ans Meer: Karl Nehammer (ÖVP) und seine Familie werden sich einige Tage die Brandung um die Zecherln schwappen lassen, "um Kraft zu tanken für den bevorstehenden Wahlkampf". Dann geht es zurück nach Österreich. Nach Urlaub hört sich da allerdings nicht mehr an, denn er will "alle Bundesländer besuchen, Bürgermeisterinnen und Bürgermeister treffen und mit den Menschen ins Gespräch kommen".
Kogler könnte Edtstadler in Frankreich über den Weg laufen
Vizekanzler Werner Kogler von den Grünen reist nach Italien und Frankreich - mit dem Zug, versteht sich. In Frankreich könnte er auf Karoline Edtstadler (ÖVP) treffen. Man darf aber annehmen, dass sie sich dabei maximal um ein Zufallstreffen handelt, sollte es soweit kommen. Die Verfassungsministerin hat oben erwähnten Struppi im Gepäck. Außer Frankreich steht bei ihr noch Kroatien auf dem Urlaubsplan.
Gewessler: Mit Buch am See
Zumindest ein Treffen zwischen Edtstadler und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler kann man - sicher zur Erleichterung beider - ausschließen. Edtstadler blieb nach Gewesslers Ja zum EU-Renaturierungsgesetz verbal nicht viel schuldig. Davon kann sich die Grüne in Kärnten erholen. Dort will sie viel Zeit in der Natur verbringen, lesen und am See entspannen.
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) zieht es in die Schweiz und auf eine Stippvisite nach Hause, wie er verriet. Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) wiederum freut sich auf "einige aktive Tage" mit seiner Frau. Erholung muss zwar sein, aber auch Sport und vor allem Zeit zu zweit werden im Hause Kocher großgeschrieben.
Brunner-Söhne hetzen Papa über Tennisplatz
Ebenfalls mit der Familie und ebenfalls sportlich geht es Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) an. Er will auf jeden Fall mit seinen "Jungs" Tennis spielen. Die werden ihm ordentlich einheizen, denn die Brunner-Sprößlinge wissen, wie man mit einem Racket umgeht. Erst im Jänner verlor der Minister für vier Wochen den Führerschein - weil er seinen Sohn rechtzeitig zu den Tennis-Landesmeisterschaften bringen wollte. Zumindest für Brunner Junior zahlte sich das aus. Er gewann. Brunner selbst war früher Präsident des Österreichischen Tennisverbands. Falls dann noch Zeit bleibt, geht's vielleicht noch ein paar Tage ans Meer.
Auch Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) will ans Meer: Sie reist mit Ehemann und Sohn eine Woche lang nach Kroatien.
Bei Justizministerin Alma Zadić halten sich die Urlaubsdestinationen die Waagschale. Sie teilt die freien Tage zwischen Adria und österreichischen Bergen auf - und macht das schon seit Jahren so.
Vier Kinder, viele Wünsche: Schallenberg braucht Diplomatie
Ans Meer will auch Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP). Allerdings muss der noch eine salomonische Lösung finden, denn seine vier Kinder haben unterschiedliche Interessen, wie er verriet. Bei der falschen Destination könnte der Haussegen da schiefhängen. Wahrscheinlich fährt die Familie Anfang August. Wohin, ist noch nicht sicher. Bei der Lösung kommt ihm hoffentlich seine diplomatische Vorerfahrung zugute.
Bei der ÖVP-Ministerriege wird Heimaturlaub großgeschrieben. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner ist mit Mann und Tochter zuhause in Scheibbs, Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) mit Familie einige Tage in der Steiermark und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig mit den Kindern am elterlichen Hof in Osttirol.
Kickl will hoch hinaus
Bei FPÖ-Chef Herbert Kickl ist noch viel in der Schwebe. Er will Bergsteigen. Wann, wo und wie lange, hängt aber vom Wetter ab - und von den Terminplänen seiner Bergkameraden.
NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger musste sich erstmal von ihrer Partei wiederwählen lassen. Nachdem sie am Anfang Juli 91 Prozent bekam, kann auch sie entspannen. Das will sie in Bad Aussee tun.
Zusammenfassung
- Darf's a bisserl Meer sein? Ja, finden die Spitzenpolitiker.
- Aber nicht zu viel und nicht zu weit fort, denn das würde vor der Wahl ein schlechtes Bild machen.
- Deshalb urlauben die meisten zumindest zum Teil in Österreich.
- In Frankreich oder Kroatien könnten sich die Minister allerdings über den Weg laufen.
- Und Außenminister Schallenberg braucht Diplomatie auch im Urlaub: Er hat vier Kinder - und die unterschiedliche Wünsche.
- Herbert Kickl will vor allem eines in den Ferien: Hoch hinaus.