Willi und Zadic rufen Showdown mit FPÖ aus
Rund 100 Sympathisanten hatten sich bei der Annasäule im Herzen der Tiroler Landeshauptstadt versammelt - eine Sängerin mit Gitarrenbegleitung sorgte für grüne Stimmung. Willi und Zadic bildeten quasi ein Wahlkampf-Tandem und arbeiteten sich vor allem an den Freiheitlichen ab. Die bürgerlichen Gegner - von "das Neue Innsbruck"-Bürgermeisterkandidat Florian Tursky angefangen - wurden de facto links liegen gelassen.
Es gehe darum, den "Weg von Georg Willi entschlossen weiterzugehen". Dieser sei "ein Kämpfer", der in seiner bisherigen Amtszeit viel erreicht habe, lobte Zadic ihren Parteifreund. Die Tiroler Landeshauptstadt stehe vor einer Richtungswahl, meinte der Gast aus Wien: "Zieht mit den Rechten altes Denken ins Rathaus ein oder gehen wir mit den Grünen in eine glückliche und fortschrittliche Zukunft." In Innsbruck beginne die "Richtungswahl" und diese setze sich dann über die EU-Wahl bis zur Nationalratswahl fort, spannte die Ministerin auch einen bundespolitischen Bogen. Man müsse dafür kämpfen, dass "die Heimat Heimat bleibt" und nicht von den "Rechten" bzw. den "Orban-minded-people" erobert werde. In Innsbruck könne dies nur ein "starker Georg Willi" sicherstellen.
Ebendieser erklomm nach Zadic das Podium - und in derselben Tonart ging es weiter: In Innsbruck stelle sich wie auch sonst überall die Frage: "Halten wir die liberale Demokratie hoch oder stürzen wir in ein autoritäres System ab", rief Willi seinen Anhängern zu. Das Gedankengut und die Zielsetzung der FPÖ sei überall gleich - "in Wien wie in Innsbruck: Demokratie schwächen, Menschen auseinanderdividieren und aufstacheln, Sündenböcke kreieren, unabhängige Medien abdrehen und sich selbst und ihre Freunde möglichst bereichern", ritt der Stadtchef scharfe Attacken auf die Freiheitlichen. Man stehe an einer Weggabelung: "Innsbruck, das weltoffene Herz der Alpen. Oder ein herzloses Innsbruck."
Es gehe darum, ob Innsbruck der "Ausgangspunkt für eine autoritäre Wende" werde oder "das Aushängeschild" bleibe, das es derzeit sei, ortete der Bürgermeister gar eine internationale Dimension in der kommunalen Wahl. "Von Innsbruck bis in die USA - in neun Monaten kann unsere Welt ganz anders aussehen", versuchte Willi ein für ihn schlimmes, "rechtes" Szenario an die Wand zu malen. Darum müsse man in den kommenden Wochen "kämpfen und laufen", um in der Tiroler Landeshauptstadt die Oberhand und das Bürgermeisteramt zu behalten.
Er sei "der Garant gegen Schwarz-Blau." Die Freiheitlichen sowie die unterschiedlichen schwarzen, konservativen Listen würden bereits an einer gemeinsamen Achse schmieden und wollten sich dafür bei der Wahl nunmehr quasi den offiziellen Segen abholen, warnte Willi, dem in Innsbruck eine Vierer-Koalition um die Ohren geflogen war und der seitdem in einem "freien Spiel der Kräfte" regierte. "Ich sorge dafür, dass es in unserer Stadt keinen Platz für rechtsextreme Politik der Marke Kickl gibt. Aber Platz für die Menschen. Egal, wo sie herkommen, woran sie glauben, wen sie lieben", erklärte der Grünen-Frontmann.
Inhaltlich spulte der 64-Jährige sein Standardprogramm ab. Vieles habe er umsetzen können - und was nicht umgesetzt worden sei, daran seien die Verhinderer und Blockierer aus der schwarz-blauen Ecke schuld ("Verhindern ist ihre Hauptleidenschaft"). Man habe das Straßenbahn-Netz ausgebaut, Tempo-30er-Zonen eingerichtet, 1.750 leistbare Wohnungen übergeben, die Wasserversorgung "für die nächsten 100 Jahre gesichert" und viel zu einem umweltfreundlichen Bewegen in der Stadt beigetragen. Rund 80 Prozent der Menschen würden sich in Innsbruck "umweltfreundlich bewegen".
Unter der grünen Anhängerschaft in der Maria-Theresien-Straße befanden sich übrigens auch zahlreiche Funktionäre. So waren etwa die Klubobfrau im Nationalrat, Sigrid Maurer, sowie die Tiroler Nationalratsabgeordneten Barbara Neßler und Hermann Weratschnig zugegen.
Die Grünen hatten bei der Gemeinderatswahl 2018 als Liste rund 24 Prozent und zehn Mandate eingefahren. Willi setzte sich in der Stichwahl gegen "Für Innsbruck"-Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer durch und avancierte zum ersten grünen Stadtchef einer Landeshauptstadt. Mittlerweile verfügt diePartei aber nur mehr über sieben Mandate - drei Mandatare spalteten sich nach Konflikten ab.
Zusammenfassung
- Innsbruck steht vor einer 'Richtungswahl': Die Grünen mit Bürgermeister Georg Willi wollen eine 'autoritäre Wende' durch die FPÖ verhindern.
- Justizministerin Alma Zadic unterstützt Willi als 'Kämpfer' für eine fortschrittliche Zukunft und warnt vor einer Übernahme durch 'Orban-minded-people'.
- Trotz interner Konflikte und Mandatsverlusten präsentiert Willi Erfolge wie den Ausbau des Straßenbahn-Netzes und die Schaffung von 1.750 leistbaren Wohnungen.