puls24 Logo

Wieder Demo in Israel gegen Regierung und für Geisel-Deal

Tausende Israelis haben am Dienstagabend den vierten Tag in Folge gegen die Regierung und für ein Abkommen zur Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln protestiert. Die Demonstranten versammelten sich israelischen Medien zufolge mit Fackeln in der Hand nahe dem Parlamentsgebäude in Jerusalem. Sie nannten Ministerpräsident Benjamin Netanyahu "Verräter" und forderten demnach auch erneut Neuwahlen. Es kam zu Zusammenstößen zwischen Polizisten und Demonstranten.

Mehrere Menschen versuchten Polizeiangaben zufolge zum Privathaus Netanyahus zu marschieren und Absperrungen der Polizei zu durchbrechen. Einer Person sei dies gelungen. Es sei aber niemand zum Haus des Ministerpräsidenten vorgedrungen. Ein Demonstrant habe eine Fackel auf die Reiterstaffel der Polizei geworfen. Verletzt wurde den Angaben nach niemand. Medien berichteten, die Einsatzkräfte hätten einige Demonstranten gewaltsam auseinandergetrieben, darunter die Schwiegertochter eines in den Gazastreifen verschleppten Mannes.

Die Mutter eines entführten Mannes warf Ministerpräsident Netanyahu Berichten zufolge in einer Ansprache vor, einem Geisel-Deal im Wege zu stehen. Auf der Demonstration sprach auch Israels ehemaliger Regierungschef Ehud Barak von der Arbeitspartei. Barak forderte Verhandlungen über die Freilassung israelischer Geiseln. Bis die Hamas im Gazastreifen beseitigt werde, würden noch "einige Monate" vergehen, sagte Barak. "Bis dahin werden alle Geiseln in Särgen zurückkehren", fügte er hinzu.

Seit Sonntag gibt es in Jerusalem Großkundgebungen, die sich gegen die Regierung richten. Demonstranten bauten im Rahmen der mehrtägigen Protestaktion auch 100 Zelte vor dem Parlament auf. Am Samstag hatten zudem in Tel Aviv, Haifa und anderen Städten Menschen gegen Netanyahus Führung demonstriert. Angehörige der Geiseln werfen ihm immer wieder vor, kein ernsthaftes Interesse daran zu haben, die Freilassung der Geiseln zu erreichen.

Israels rechtskonservativer Regierungschef weist die Kritik zurück. Er sei verpflichtet, alle Geiseln heimzuholen, sagte er kürzlich. Eine Neuwahl wiederum werde die Verhandlungen über eine Freilassung weiterer Geiseln lähmen und "ein Ende des Krieges herbeiführen, bevor die Ziele erreicht sind", so Netanyahu. Israel will die islamistische Hamas im Gazastreifen zerschlagen.

Seit Wochen vermitteln die USA, Katar und Ägypten zwischen Israel und der Hamas, um eine neue Feuerpause und einen Austausch aus Israel verschleppter Geiseln gegen palästinensische Häftlinge zu erreichen. Knapp 100 Entführte in der Gewalt der Islamistenorganisation dürften nach israelischen Schätzungen noch am Leben sein.

ribbon Zusammenfassung
  • Seit vier Tagen demonstrieren Tausende Israelis in Jerusalem gegen die Regierung und für einen Geisel-Deal, es gab Zusammenstöße mit der Polizei ohne Verletzte.
  • Ehud Barak, Israels ehemaliger Regierungschef, fordert Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln und warnt vor deren Rückkehr in Särgen, sollte die Hamas nicht beseitigt werden.
  • Vermittlungen der USA, Katars und Ägyptens laufen, um knapp 100 im Gazastreifen festgehaltene Geiseln gegen palästinensische Häftlinge zu tauschen.