AFP

1,5-Stunden-Telefonat

Trump und Putin: 30 Tage kein Angriff auf Energie in Ukraine

18. März 2025 · Lesedauer 7 min

US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin haben am Dienstag rund 90 Minuten lang telefoniert. Putin hat einem US-Vorschlag zugestimmt, 30 Tage lang alle Angriffe auf die Energieinfrastruktur in der Ukraine einzustellen, wenn Kiew dies auch tut. Das teilte der Kreml nach dem Telefonat mit. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj befürwortet dies. Allerdings konnten sich Trump und Putin in ihrem Gespräch den Stellungnahmen beider Regierung zufolge nicht auf eine allgemeine Waffenruhe im Ukraine-Krieg einigen.

Zunächst sickerten noch wenige Details durch: Kurz nach dem Telefonat teilte lediglich ein Beamter des Weißen Hauses gegenüber  "NBC News" mit, dass das Gespräch zwischen dem US-Präsidenten Trump und Putin etwa eineinhalb Stunden gedauert habe.

Putins Sondergesandter Kirill Dmitrijew erklärte auf "X", dass unter Trump und Putin die Welt heute ein sehr viel sicherer Ort geworden sei.

Zuvor teilte Dan Scavino, einer der stellvertretenden Stabschefs im Weißen Haus via X mit, dass das Gespräch "gut" verläuft und "noch im Gange" ist. Das Gespräch sei um 10.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) gestartet worden.

Im Gespräch der beiden Staatschefs sollte es um eine mögliche Beendigung des Ukraine-Krieges gehen, hieß es davor. So weit dürfte man sich aber noch lange nicht geeinigt haben.

30-tägige Angriffspause auf Energie

Nach dem Gespräch sickerten nun die ersten Details aus dem Telefonat durch: Demnach haben sich die beiden Staatsoberhäupter auf eine 30-tägige Waffenruhe bei Angriffen auf die Energieinfrastruktur in der Ukraine geeinigt. 

Das Weiße Haus in Washington erklärte, Trump und Putin hätten sich auf eine "Energie- und Infrastruktur-Waffenruhe" geeinigt. Die Regierung in Moskau hat nach dem Gespräch zwischen Trump und dem Putin noch weiteren Klärungsbedarf.

Es gebe noch eine Reihe offener Punkte, berichten russische Nachrichtenagenturen am Dienstag. 

"Weg zum Frieden"

Trump erklärte, es sei vereinbart worden, rasch zu arbeiten, um eine vollständige Feuerpause zu erreichen. Er habe mit Putin viele Elemente eines Friedensabkommens besprochen. Es sei ein sehr gutes und nützliches Gespräch gewesen.

Der Prozess sei nun im Gange und nun werde hoffentlich die Arbeit erledigt, sagt er in Hinblick auf den angestrebten Frieden.

Trump und Putin haben sich dem Weißen Haus zufolge darauf verständigt, dass "der Weg zum Frieden" mit der Energieinfrastruktur beginnen müsse.

Es seien außerdem Verhandlungen über eine Waffenruhe im Schwarzen Meer geplant, die schließlich in einer vollständigen Einstellung der Kampfhandlungen münden solle.


Von russischer Seite hieß es, beide Staatschefs hätten einen "detaillierten und offenen Meinungsaustausch" geführt. Putin habe betont, eine Lösung des Konflikts müsse "umfassend, nachhaltig und langfristig" sein und Russlands Sicherheitsinteressen sowie die Ursachen des Krieges berücksichtigen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hoffe mit US-Präsident Trump über dessen Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sprechen.

"Ich denke, es wird richtig sein, dass wir ein Gespräch mit Präsident Trump führen und im Detail erfahren, was die Russen den Amerikanern angeboten haben oder was die Amerikaner den Russen angeboten haben", sagte Selenskyj Reportern.

Video: Friedensplan für Ukraine: Trump und Putin telefonieren

Russland fordert Stopp der Militärhilfe für Ukraine

Putin habe auch "wichtige Punkte" zur Überwachung eines kompletten Waffenstillstands angesprochen und erklärt, die Ukraine dürfe den Stopp der Kämpfe nicht für eine Mobilisierung weiterer Soldaten und zur Wiederaufrüstung nutzen.

Aus russischer Sicht ist zudem ein vollständiger Stopp der ausländischen Militärhilfe sowie ein Ende der Weitergabe von Geheimdienstinformationen an die Ukraine Bedingung zur Verhinderung einer Eskalation des Konflikts.

Nach Kreml-Angaben gab Putin seinem Militär den Befehl zu einem Stopp der Angriffe auf ukrainische Energieanlagen. Es gab aber keine Angaben, ab wann dies gelten soll. Aus der Ukraine gab es dazu keine Reaktion.

Der Kremlchef kündigte an, dass Russland und die Ukraine am Mittwoch je 175 Kriegsgefangene austauschen wollten. Außerdem entlasse Moskau als Geste guten Willens 23 schwer verletzte ukrainische Soldaten in die Heimat. Zu diesem Aspekt äußerte sich das Weiße Haus bisher nicht.

Trump will schnelles Kriegsende

Der US-Präsident hat das Ziel ausgerufen, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu beenden. Vor einigen Tagen hatten sich hochrangige Vertreter der Trump-Regierung mit Vertretern aus Kiew in Saudi-Arabien getroffen.

Die Ukraine stimmte dort dem US-Vorschlag einer zunächst 30-tägigen Feuerpause im Krieg mit Russland zu - wenn Moskau sich ebenfalls dazu verpflichte.

Putin hatte zunächst erklärt, Russland sei zwar grundsätzlich bereit, die Kampfhandlungen - wie von den USA vorgeschlagen - zu beenden. Er betonte allerdings, dass dafür erst Bedingungen erfüllt sein müssten.

Vor dem Telefonat hatte Trump seinen Sondergesandten Steve Witkoff nach Moskau geschickt, wo sich dieser mehrere Stunden mit dem Kremlchef austauschte - unter anderem über den Vorschlag einer Waffenruhe.

Einer Frage nach Putins Forderungen - darunter mutmaßlich die Kapitulation der ukrainischen Streitkräfte im russischen Gebiet Kursk, die internationale Anerkennung der von Russland annektierten Gebiete sowie ein Stopp westlicher Militärhilfen und ein Verbot ausländischer Friedenstruppen in der Ukraine - wich Witkoff nach seinem Moskau-Besuch jedoch aus. Inhaltliche Details gab er nicht preis.

Ukraine in der Defensive

Putin hatte vor mehr als drei Jahren den Krieg gegen das Nachbarland befohlen, um die Ukraine in den russischen Einflussbereich zurückzuzwingen. Gegen die Invasion wehrt sich die Ukraine mit westlicher Hilfe, sie ist aber zuletzt an etlichen Frontabschnitten in die Defensive geraten.

Der Forderung nach einer allgemeinen Waffenruhe begegnete Putin mit seinen bekannten Argumenten: Es sei unklar, wie eine solche Feuerpause überwacht und abgesichert werden solle. Unabdingbar sei zudem, dass der Westen keine weiteren Waffen und Geheimdienstinformationen mehr an Kiew liefere.

Der Kreml teilte darüber hinaus mit, dass auch die Sicherheit der Schifffahrt auf dem Schwarzen Meer gewährleistet werden soll. Kurz nach Kriegsbeginn hatten bereits beide Seiten die Einrichtung eines Korridors zur Sicherung von Getreidelieferungen aus der Ukraine vereinbart. Diese Vereinbarung wurde später von Russland nicht mehr verlängert.

Zweites Gespräch seit Trumps Amtsantritt

Das Gespräch von Trump und Putin war bereits das zweite zwischen seit der Rückkehr des Amerikaners ins Weiße Haus am 20. Jänner. Zuletzt hatten die beiden am 12. Februar miteinander telefoniert.

Trump hat seit seinem Amtsantritt wieder intensiven Kontakt zu Russland aufgenommen, nachdem zwischen Washington und Moskau unter Trumps Amtsvorgänger Joe Biden länger ziemliche Funkstille geherrscht hatte.

Biden hatte versucht, die Russen nach deren Einmarsch in der Ukraine vor drei Jahren international zu isolieren und mit weitreichenden Sanktionen und Strafmaßnahmen in die Knie zu zwingen, um den Krieg zu beenden. Trump dagegen hatte bereits in seiner ersten Amtszeit (2017 bis 2021) die Nähe zu Putin gesucht.

Video: Ukraine-Waffenruhe: Trump telefoniert mit Putin

Scholz und Macron: Werden Ukraine "nicht im Stich lassen"

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron haben der Ukraine weitere militärische Unterstützung zugesagt.

"Wir beide sind uns einig: Die Ukraine kann sich auf uns verlassen, die Ukraine kann sich auf Europa verlassen und wir werden sie nicht im Stich lassen", sagte Scholz am Dienstag nach einem Treffen mit Macron im Bundeskanzleramt in Berlin.

Scholz betonte, es sei "klar, die Unterstützung der USA ist und bleibt unerlässlich". Daher sei es "so wichtig, dass auch Washington seine militärische Unterstützung der Ukraine fortsetzt".

Macron betonte, es müsse eine Waffenruhe geben, die auch überprüft werden könne. Sicherheitsgarantien sowie ein Platz für Kiew am Verhandlungstisch seien unabdingbar. Auch Scholz betonte, es dürfe keine Entscheidungen "über die Köpfe der Ukraine hinweg" geben.

Zusammenfassung
  • US-Präsident Donald Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin telefonieren zum zweiten Mal seit dem Amtsantritt des Amerikaners im Jänner miteinander.
  • Das Telefonat dauerte eineinhalb Stunden.
  • Putin habe sich aber bereit erklärt, Angriffe auf ukrainische Infrastruktur für die Frist von 30 Tagen auszusetzen. Er fordere einen Stopp der Waffenhilfe für die Ukraine.