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Wagner-Chef Prigoschin tot: Steckt Putin dahinter?

Der Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, wurde am Mittwoch bei einem Flugzeugabsturz getötet. Das Flugzeug dürfte erst in den letzten 30 Sekunden vor dem Absturz Probleme bekommen haben. Für den Tod des Wagner-Chefs sei "mit größter Wahrscheinlichkeit" Kreml-Chef Wladimir Putin verantwortlich, sagte Russland-Experte Gerhard Mangott.

Der russische Söldnerführer Jewgeni Prigoschin wurde am Mittwoch zwei Monate nach seiner rätselhaften Meuterei beim Absturz eines Flugzeugs in Russland getötet. Das bestätigten der Wagner-nahe Telegram-Account "Grey Zone" sowie der offizielle Telegram-Account der Gruppe.

Eine offizielle Bestätigung des Kremls lag Donnerstagfrüh noch nicht vor. Laut Reuters leitete Russland aber nun Ermittlungen ein, um den Vorfall aufzuklären.

Plötzliche Probleme des Flugzeugs

Das Flugzeug mit Prigoschin an Bord, ein Privatjet vom Typ Embraer Legacy zeigte laut Flugdaten jedoch für den Großteil seines Fluges keine Anzeichen von Problemen. Nach einer halben Stunde Flug ging es erst in den letzten 30 Sekunden plötzlich steil nach unten, wie auch Fotos zeigen.

Vor dem dramatischen Absturz habe es "keine Anzeichen dafür gegeben, dass mit dem Flugzeug etwas nicht in Ordnung war", erklärte Ian Petchenik von Flightradar24 gegenüber Reuters.

Auf der Passagierliste befanden sich der Vor- und Nachname von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin, so die russische Föderale Agentur für Luftverkehr. An Bord waren demnach auch Prigoschins Stellvertreter Dmitri Utkin sowie Waleri Tschkalow, ein ranghoher Berater von Prigoschin.

Steckt Putin hinter Prigoschins Tod?

Der Russland-Experte Gerhard Mangott geht davon aus, dass Kreml-Chef Wladimir Putin "mit größter Wahrscheinlichkeit" für den Tod Prigoschins verantwortlich sei, erklärte er am Mittwoch in der ZIB 2. Nach Prigoschins Marsch auf Moskau Ende Juni, versprach der Kreml dem Wagner-Chef Straffreiheit, wenn er ins Nachbarland auswandere.

"Putin hat damals Schwäche gezeigt", sagte Mangott, "und Schwäche kann sich Putin nicht leisten".

Bereits in einem früheren Interview wurde Putin gefragt, ob er vergeben könne. Er bejaht das in dem Video-Ausschnitt zuerst, meint dann jedoch: "Aber nicht alles". Auf Nachfrage erklärt er:  "Was für ihn unmöglich sei zu vergeben, sei Verrat."

"Putin hat Prigoschin am Tag der Meuterei ganz offen als Verräter bezeichnet", ergänzte Mangott in Hinblick auf das Interview. Die Unfalltheorie halte Mangott jedenfalls für "sehr, sehr, sehr unwahrscheinlich, das wäre schon ein ordentlicher Zufall".

Schallenberg "nicht überrascht"

Auch Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) sei nicht "nicht überrascht" über den Tod des Wagner-Chefs Prigoschin, sagte er am Mittwoch in der ZIB 2.

Bereits in der Vergangenheit hätten Personen, die Handlungen oder Äußerungen setzten, die Russlands Präsidenten Wladimir "Putin nicht zu Gesicht stehen", dann "rasch eine verkürzte Lebenszeit" gehabt. Er traue Putin zu, dass er Prigoschin auf diese Weise töten habe lassen, betonte aber, dass es dafür auch noch keine Beweise gebe. Man sei in Kontakt mit Sicherheitsbehörden und Botschaften in der Region und warte ab.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, wurde am Mittwoch bei einem Flugzeugabsturz getötet.
  • Das Flugzeug dürfte erst in den letzten 30 Sekunden vor dem Absturz Probleme bekommen haben.
  • Für den Tod des Wagner-Chefs sei "mit größter Wahrscheinlichkeit" Kreml-Chef Wladimir Putin verantwortlich, sagte Russland-Experte Gerhard Mangott.