Völkermord-Vorwurf: Israel soll Wasser in Gaza beschränkt haben
Die Beschränkung der Wasserversorgung sei ein Akt des Völkermordes, so HRW. Israelische Behörden hätten den Palästinenser:innen vorsätzlich den Zugang zu sicherem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen vorenthalten, heißt es in dem 179-seitigen Bericht.
So sei etwa die Wasserversorgung im Gazastreifen im Zuge des Krieges unterbrochen und später eingestellt worden sowie der größte Teil der Wasser- und Sanitärinfrastruktur unbrauchbar gemacht worden, indem der Strom abgeschaltet und Treibstoff eingeschränkt wurden.
Die HRW stützt ihren Bericht auf die Befragung von 66 Palästinenser:innen, vier Angestellte der Coastal Municipalities Water Utility (CMWU), 31 Fachleute aus dem Gesundheitswesen und 15 Personen, die für Organisationen der Vereinten Nationen und internationale Hilfsorganisationen in Gaza arbeiten. Zudem wurden Satellitenbilder, Fotos und Videos, die zwischen Oktober 2023 und September 2024 aufgenommen wurden, analysiert.
Tausende Tote und Krankheiten
"Wasser ist lebensnotwendig, doch seit über einem Jahr verweigert die israelische Regierung den Palästinensern in Gaza vorsätzlich das absolute Minimum, das sie zum Überleben brauchen", sagte Tirana Hassan, Executive Director bei Human Rights Watch.
"Das ist nicht nur Nachlässigkeit, sondern eine kalkulierte Politik des Entzugs, die zum Tod von Tausenden von Menschen durch Dehydrierung und Krankheiten geführt hat, was nichts Geringeres als das Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Ausrottung und einen Akt des Völkermords darstellt."
Außerdem würden Äußerungen einiger israelischer Beamte darauf schließen lassen, dass Israel die Palästinenser:innen im Gazastreifen vernichten wollten. Auch daraus könne man "auf eine völkermörderische Absicht" schließen, so HRW.
Am 9. Oktober 2023 kündigte der damalige Verteidigungsminister Yoav Gallant etwa eine "vollständige Belagerung" des Gazastreifens an und erklärte: "Es wird keinen Strom, keine Lebensmittel, kein Wasser, keinen Treibstoff geben, alles ist geschlossen."
Video: Amnesty International wirft Israel Genozid vor
Nicht der erste Völkermord-Vorwurf
Der HRW-Bericht folgt nur kurze Zeit nach einem Report von Amnesty International, der ebenfalls zu dem Schluss kam, dass Israel in Gaza einen Völkermord begangen hat.
Israel hat die Anschuldigungen stets zurückgewiesen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete sie als "falsch und empörend", wird er im "Guardian" zitiert.
Seine Regierung hat nach dem schockierenden Angriff der Hamas auf Gemeinden im Süden Israels am 7. Oktober 2023, bei dem 1.200 Menschen getötet und etwa 250 als Geiseln genommen wurden, auf ihr Recht auf Selbstverteidigung bestanden.
Zusammenfassung
- Die NGO "Human Rights Watch" (HRW) wirft Israel Völkermord im Gazastreifen vor.
- Israel habe den Zugang zu Wasser absichtlich verwehrt, was laut HRW höchstwahrscheinlich zu Tausenden Toten geführt hat.