Selenskyj besucht Truppen bei umkämpfter Stadt Pokrowsk
Unterdessen wurden von beiden Seiten wieder gegenseitige Luftangriffe vermeldet. Nach Angaben des Regionalgouverneurs Iwan Fedorow kam bei einem russischen Drohnenangriff in der südukrainischen Stadt Saporischschja eine dreiköpfige Familie ums Leben, darunter auch ein junges Mädchen. Angesichts der für Montag vorgesehenen Gespräche über eine mögliche Waffenruhe in der Ukraine kritisierte Kiew den Angriff scharf.
Insgesamt habe Russland über Nacht 179 Drohnen auf die Ukraine geschossen, erklärte die ukrainische Luftwaffe am Samstag. Bei den Angriffen auf Saporischschja wurden nach Angaben ukrainischer Behörden zwölf Menschen verletzt, darunter auch ein neunmonatiger Säugling.
Mindestens drei Zivilisten kamen nach ukrainischen Angaben in Pokrowsk durch russischen Beschuss ums Leben. Eine weitere Person sei verletzt worden, teilte der Gouverneur der Region Donezk, Wadym Filaschkin, auf Telegram mit. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft erfolgte der Beschuss am frühen Nachmittag und traf ein Wohnviertel. Womit die Stadt attackiert worden sei, werde noch ermittelt.
Moskau zufolge wurden bei ukrainischen Drohnenangriffen auf mehrere russische Gebiete sechs Menschen verletzt worden. Laut russischem Verteidigungsministerium wurden in der Nacht auf Samstag über den Regionen Woronesch, Belgorod, Rostow, Wolgograd und Astrachan 47 Drohnen "zerstört oder abgefangen". In Rostow wurden demnach mehrere Wohnungen beschädigt. In Gorlowka in der teilweise von Russland besetzten ostukrainischen Region Donezk sei ein Feuerwehrauto getroffen worden.
Trotz Verhandlungen über den US-Vorschlag für eine Waffenruhe in dem nun mehr als drei Jahre andauernden Konflikt hatten beide Länder ihre gegenseitigen Luftangriffe zuletzt verstärkt.
Am Montag wollen US-Unterhändler in Saudi-Arabien getrennte Gespräche mit Delegationen aus Kiew und Moskau über eine Waffenruhe in der Ukraine führen. Kreml-Chef Wladimir Putin hatte zuletzt den von der Ukraine unterstützten US-Vorschlag für eine 30-tägige Waffenruhe abgelehnt. Er ordnete stattdessen nach eigenen Angaben an, die Angriffe auf die Energieinfrastruktur in der Ukraine für einen Monat auszusetzen. Während der Kreml erklärte, dies bereits umgesetzt zu haben, ist das nach Angaben aus Kiew nicht der Fall.
Russland behält sich Recht für Gegenangriffe auf ukrainische Energieanlagen vor
Russland behält sich nach eigenen Angaben auch das Recht auf eine gleichwertige Antwort auf ukrainische Angriffe auf russische Energieanlagen vor. Das teilt das Außenministerium in Moskau mit. Es warf der Ukraine Provokationen vor, um den Fortschritt von Verhandlungen zu stören. US-Präsident Donald Trump hatte mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin vereinbart, Angriffe auf Energieanlagen als ersten Schritt hin zu einem angestrebten Waffenstillstand einzustellen.
Dem hatte auch die Ukraine zugestimmt. Am Freitag warfen sich jedoch die Kriegsgegner gegenseitig vor, eine russische Gaspumpstation im Grenzgebiet zur Ukraine gesprengt zu haben.
Zusammenfassung
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj besuchte Truppen nahe der umkämpften Stadt Pokrowsk, während russische Streitkräfte nur sechs Kilometer entfernt sind.
- Bei einem russischen Drohnenangriff in Saporischschja starb eine dreiköpfige Familie, und in Pokrowsk kamen mindestens drei Zivilisten durch Beschuss ums Leben.
- Während Moskau sechs Verletzte durch ukrainische Drohnenangriffe meldet, wurden insgesamt 179 russische Drohnen auf die Ukraine geschossen.