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Verhältnis zu Papst Franziskus für Gänswein "immer herzlich"

Erzbischof Georg Gänswein, langjähriger Privatsekretär des früheren Papstes Benedikt XVI., hat seine eigenen Beziehungen zu Papst Franziskus als sehr gut bezeichnet. "Das Verhältnis war eigentlich immer herzlich", betonte er in einem Gespräch mit der APA. Das werde auch in seinem Buch "Nichts als die Wahrheit" deutlich, das er in Wien präsentierte. Behauptungen, wonach das Buch eine "Abrechnung" sei, seien "beschämend", so der deutsche Kirchenmann.

Das Werk handelt von den Jahren Gänsweins an der Seite des 2013 zurückgetretenen deutschen Papstes Benedikt XVI. Sein Anliegen mit "Nichts als die Wahrheit" sei es gewesen, "ein wahrheitsgemäßes Bild des Papstes zu liefern". In der Öffentlichkeit seien nämlich immer wieder "Zerrbilder" von Joseph Ratzinger verbreitet worden, beklagte er. Gänswein wollte mit seinem Werk der Leserschaft die Möglichkeit geben, "einige Korrekturen an dem bisher öffentlich gezeigten Bild" vorzunehmen.

Die "Initialzündung" für das Buch gab im Jänner 2022 die Berichterstattung zu dem Gutachten, das den Umgang mit sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising analysierte. Joseph Ratzinger hatte 1977-1982 dort als Erzbischof amtiert. Eine Münchner Anwaltskanzlei hatte das Gutachten erstellt und dazu auch den früheren Papst um eine Stellungnahme gebeten. Bei deren Vorbereitung war einem der Experten, die bei der Erstellung der Antwort Benedikts behilflich waren, ein Fehler unterlaufen, wodurch fälschlicherweise gesagt wurde, Ratzinger sei bei einer bestimmten Sitzung im Jahr 1980 nicht dabei gewesen. "Ratzinger konnte in keinem der Fälle ein Fehlverhalten nachgewiesen werden. Geblieben aber ist das Narrativ, Benedikt habe die Unwahrheit gesagt. Das hat ihn menschlich stark getroffen."

Gänswein begann kurz nach diesem Vorfall, "Nichts als die Wahrheit" gemeinsam mit dem italienischen Journalisten Saverio Gaeta zu erarbeiten. Das Buch sollte nach dem Tod Benedikts veröffentlicht werden: "Das war eine conditio sine qua non." Nachdem Benedikt am Silvestertag 2022 mit 95 Jahren verstorben war, kündigte der italienische Verlag Piemme umgehend das Erscheinen des Buches an. Gänswein selbst hatte an einen späteren Zeitpunkt gedacht und versucht, den Erscheinungstermin zu verschieben. "Ich kreide mir selbst an, dass ich in Hinblick auf den Erscheinungstermin zu gutgläubig war.", räumte der Erzbischof im Gespräch ein.

Was Gänsweins zukünftige Aufgaben betrifft, sei dies "einzig und allein die Entscheidung von Papst Franziskus". Der Erzbischof bestätigte gegenüber der APA, dass er weiterhin nicht weiß, was für eine Tätigkeit der Papst in weiterer Folge für ihn vorgesehen hat. Er sehe das jedoch gelassen und aus der Sicht des Glaubens: "Ich bin absolut offen und vertraue auf die Entscheidung von Papst Franziskus." Es sei ihm ein wichtiges Anliegen, "mit den Erfahrungen, die ich gemacht habe, der Kirche, dem Papst und dem Glauben zu dienen".

Für Gänswein besteht das wichtigste Vermächtnis Papst Benedikts "in der Klarheit der Verkündigung" und der "Freude am Glauben". Der deutsche Pontifex habe "das, was er glaubte, gelebt - in einer Tiefe, in einer Lauterkeit, in einer Klarheit, die mich menschlich und im Glauben gestärkt hat."

(Das Gespräch führte Petra Edlbacher/APA.)

ribbon Zusammenfassung
  • Erzbischof Georg Gänswein, langjähriger Privatsekretär des früheren Papstes Benedikt XVI., hat seine eigenen Beziehungen zu Papst Franziskus als sehr gut bezeichnet.
  • "Das Verhältnis war eigentlich immer herzlich", betonte er in einem Gespräch mit der APA.
  • Das werde auch in seinem Buch "Nichts als die Wahrheit" deutlich, das er in Wien präsentierte.
  • Behauptungen, wonach das Buch eine "Abrechnung" sei, seien "beschämend", so der deutsche Kirchenmann.