Vater von Österreichs Gaza-Geisel: "Er kam aus der Hölle"
"Wir sind sehr, sehr glücklich", sagte Korngold, der seit der Entführung seines Sohnes am 7. Oktober 2023 aus dem Kibbuz Beeri für seine Freilassung gekämpft hatte. "Mein Sohn wurde mehr als zehn Monate unter der Erde festgehalten. Ohne Frischluft, ohne Sonnenlicht, ohne Vitamine. Er hatte keinen Raum, sich zu bewegen", erzählte Korngold. Die Monate davor wurde Shoham in einer Wohnung im Gazastreifen festgehalten. Über Radio in hebräischer Sprache war Shoham in der Zeit darüber informiert, was sich in Nahost gerade tue. Im Tunnel sei er zusammen mit einer weiteren Geisel gewesen.
Die Erleichterung, als er Tal sah, sei groß gewesen, sagte Korngold. Die Familie hatte nämlich keine Informationen darüber, in welchem Zustand sich der 40-jährige Familienvater befand. Sein Sohn habe 25 Kilo verloren, aber habe gehen können. "Wir haben gelacht und geweint. Reden konnten wir gar nicht." Seine Frau, Shohams Mutter, habe gesagt, der Moment des Wiedersehens sei aufregender als seine Geburt gewesen.
Das erste, das Tal Shoham nach seiner Freilassung nach dem Treffen mit seiner Familie machen wollte, sei es gewesen, eine Dusche zu nehmen, um "den Geruch von Gaza loszuwerden". Im Spital wollte er zunächst Gemüse essen. In der Zeit der Geiselhaft habe er nie frisches Gemüse bekommen. Zu essen gab es täglich nur eine Pita und zwei Löffel Weichkäse. Er sei "sehr schwach", sagte Korngold. Nun brauche Tal eine lange Erholungsphase, Vitamine und Nahrung, um wieder auf die Beine zu kommen.
Sobald sein Sohn erholt sei, wolle er dafür kämpfen, dass auch die anderen Geiseln freikommen. 63 Menschen seien noch in der Hand der palästinensischen Terrororganisation. 63 Familien zittern, ob das Abkommen zwischen der Hamas und der israelischen Regierung hält und ihre Angehörigen freikommen. "Wir haben nicht viel Zeit", warnte Korngold.
Korngold und Shoham wollen Österreich besuchen
Was er aber schon ankündigte, ist ein Besuch von ihm und seinem Sohn in Österreich. "Wir werden Österreich besuchen, sobald er wieder reisen kann", versprach Korngold, der Österreich außerdem sehr für die Unterstützung dankte. Der ehemalige Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) habe ihn alle drei Wochen angerufen, sein Sondergesandter Peter Launsky-Tieffenthal sowie Botschafter Nikolaus Lutterotti und sein Team in der österreichischen Botschaft in Israel hätten sich sehr für ihn eingesetzt. "Ich denke, Österreich hat sehr geholfen, ihn herauszubringen." Wohingegen es keinen Kontakt zu Vertretern der israelischen Regierung gab. "Hier in Israel haben sie nicht genug Zeit für die Geiseln", sagte Korngold.
Zusammenfassung
- Tal Shoham wurde nach 505 Tagen Geiselhaft im Gazastreifen freigelassen. Er verbrachte mehr als zehn Monate in einem Tunnel ohne Sonnenlicht und Frischluft und verlor 25 Kilo.
- Es sind noch 63 Menschen in der Hand der palästinensischen Terrororganisation. Korngold will sich für deren Freilassung einsetzen und kritisiert die israelische Regierung für mangelnde Unterstützung.