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Vater von in Nahost Vermisstem hofft auf Österreich

Gilad Korngold, der Vater eines vermissten österreichisch-israelischen Doppelstaatsbürgers, hofft auf die österreichischen Behörden. Er glaubt, dass sein Sohn Tal Shoham und seine Familie in den Gazastreifen entführt wurden. Er wisse, dass sich Österreich für die Freilassung der Geiseln einsetze, zeigt er sich nach einem Gespräch mit Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Mittwoch in Tel Aviv gegenüber österreichischen Journalisten zuversichtlich.

Tal Shoham (38) und seine Familie wurden in ihrem Haus im Kibbuz Beeri von Angreifern überrascht. In dem Kibbuz tötete die Hamas bei ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober zahlreiche Bewohner und zündeten die Häuser an. Auch das Haus seines Sohnes sei abgebrannt. Aber im Schutzraum wurden keine Leichen gefunden, berichtet Korngold. Das sei ein Beweis, dass sie nicht im Haus getötet wurden. "Entweder wurden sie in den Gazastreifen gebracht oder außerhalb umgebracht."

Weitere Indizien lieferte eine Geisel, der die Flucht vor den Islamisten gelang. Der Mann berichtete, Tal auf einem Truck gesehen zu haben, der in Richtung Grenze fuhr. Tal hatte demnach ein braunes T-Shirt an. Dies deckt sich mit einem Video aus dem Gazastreifen, indem Korngold seinen Sohn in einem braunen Leiberl wiederzuerkennen glaubt. "Zumindest haben sie ihn lebend aus seinem Haus entführt", sagt Korngold. Auch bei der Schwiegertochter, den Enkelkindern und der Schwiegermutter ist er überzeugt, dass sie sich im Gazastreifen befinden. Allerdings sei die Familie, bis auf Tal deutsche Staatsbürger, von seinem Sohn getrennt worden.

Zur in Israel diskutierten Frage einer israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen will sich Korngold nicht äußern. "Ich will mich nicht in die Politik einmischen, ich bin kein Armeemann", erklärt er. Er habe kein Problem mit einer Bodenoffensive, aber zuerst wolle er seine Familie zurück. Es sei nicht logisch, dass kleine Kinder in Tunneln tief unter der Erde verharren. Die Enkeltochter sei dreieinhalb Jahre alt. "Sie sind keine Soldaten." Wenn die Hamas ein Problem mit israelischen Soldaten habe, verstehe er das. "Aber das sind Kinder!" Korngold beschreibt seinen Sohn als "einfachen und guten Mann". Er sei sehr hilfsbereit, ruhig und nie nervös. Er sei auch ein guter Vater.

Die palästinensische Terrororganisation Hamas nennt Korngold nicht beim Namen. Er sprach von "verrückten, grausamen Menschen auf der anderen Seite". Er hofft auf eine baldige Freilassung seiner Familie, weil die "als menschliche Schutzschilde" benützt werden könnten. "Ich will meine Familie zurück. Ich will mein Leben zurück", sagt er verzweifelt. "Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich ohne meine Familie leben soll."

Was ihm Nehammer bei dem Gespräch am Mittwoch zugesagt hat, will Korngold nicht verraten. Er erzählt lediglich, dass er nach dem Ende des Geiseldramas nach Österreich eingeladen wurde. "Das merke ich mir." Seine Mutter wurde in Wien geboren und von den Nazis vertrieben.

ribbon Zusammenfassung
  • Gilad Korngold, der Vater eines vermissten österreichisch-israelischen Doppelstaatsbürgers, hofft auf die österreichischen Behörden.
  • Tal Shoham (38) und seine Familie wurden in ihrem Haus im Kibbuz Beeri von Angreifern überrascht.
  • Das sei ein Beweis, dass sie nicht im Haus getötet wurden.
  • Tal hatte demnach ein braunes T-Shirt an.
  • Zur in Israel diskutierten Frage einer israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen will sich Korngold nicht äußern.