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Israel plant Ausweitung von Rafah-Offensive

Israel will den Militäreinsatz in Rafah im Süden des Gazastreifens trotz des Widerstands seiner Verbündeten ausweiten.

Israel sei entschlossen, die Bodenoffensive zu erweitern, um die islamistische Terrororganisation Hamas zu zerschlagen und die Geiseln zu befreien, sagte der israelische Verteidigungsminister Joav Galant nach Angaben des israelischen Rundfunks am Montag bei einem Treffen mit dem Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, in Tel Aviv. 

USA lehnen Offensive weiter ab

Sullivan hatte zuvor bei Gesprächen in Israel klargemacht, dass die USA eine großangelegte Offensive in Rafah weiter ablehnen. Sullivan sprach mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu und Präsident Yitzhak Herzog in Jerusalem.

Wie das Weiße Haus mitteilte, zeigte Sullivan dennoch Verständnis für Israels Bemühungen, die Hamas-Anführer im Gazastreifen zu finden.

In Rafah will Israels Führung die letzten dort vermuteten Bataillone der Hamas zerschlagen. Verbündete wie die USA haben Israel wegen der vielen Flüchtlinge wiederholt vor einem groß angelegten Angriff auf die Stadt an der Grenze zu Ägypten gewarnt.

Hamas beschoss Grenzübergang

Rund 800.000 Flüchtlinge haben nach UN-Schätzungen die Stadt seit Beginn des Einsatzes vor rund zwei Wochen bereits verlassen. Sullivan habe in Israel über die Gespräche mit Ägypten informiert, die Grenze zu Rafah zu sichern und den weiteren Fluss humanitärer Hilfe über den Grenzübergang Kerem Shalom zu gewährleisten, teilte das Weiße Haus weiter mit.

Kerem Shalom ist zu einem Nadelöhr für Hilfsgüter nach Gaza geworden, da die Passierstelle Rafah nach Übernahme der Kontrolle des Grenzübergangs auf der palästinensischen Seite durch israelische Streitkräfte Anfang des Monats geschlossen wurde.

Die Hamas hatte zuletzt immer wieder Kerem Shalom und verstärkt auch wieder israelische Ortschaften mit Raketen angegriffen. Ägypten hat Medien zufolge angedeutet, den Transport von Hilfsgütern durch Rafah nicht zu koordinieren, bis die israelischen Truppen abgezogen sind. Es laufen Gespräche, den Grenzübergang wieder zu öffnen.

Absprachen zu Hilfslieferungen

Netanyahu schrieb nach dem Treffen mit Sullivan auf X, die Fortsetzung des Kriegs, insbesondere das Vorgehen in Rafah, und die humanitären Bemühungen seien ausführlich diskutiert worden.

Laut Weißem Haus ging es dabei auch um die Einrichtung fester Korridore innerhalb Gazas, um zu gewährleisten, dass die Hilfsgüter Not leidende Zivilisten auch erreichen. Seit Freitag kommen Hilfsgüter auch über eine von den USA eingerichtete schwimmende Anlegestelle über das Meer nach Gaza.

Sullivan forderte dem Weißen Haus zufolge die israelische Regierung erneut auf, ihre Militäreinsätze im Gazastreifen mit einer politischen Strategie zu verknüpfen. Nur so könne eine dauerhafte Niederlage der Hamas, die Freilassung aller israelischen Geiseln und eine bessere Zukunft für den Gazastreifen gewährleistet werden.

Gantz setzte Ultimatum

Zuvor hatte auch Galant von der eigenen Regierung die Schaffung einer politischen Alternative zur Hamas im Gazastreifen gefordert. Sonst blieben nur eine Fortsetzung der Hamas-Herrschaft oder eine israelische Militärherrschaft als Optionen.

Benny Gantz, Minister im israelischen Kriegskabinett, drohte am Samstagabend sogar mit dem Austritt aus der von Netanyahu geführten Regierung. Lege der Regierungschef nicht bis zum 8. Juni einen Plan für die Nachkriegsordnung im Gazastreifen vor, würden er und weitere Mitglieder seiner Partei Nationale Union das Kabinett verlassen, sagte er.

Video: USA liefern weniger Waffen an Israel

ribbon Zusammenfassung
  • Israel plant eine Ausweitung der Bodenoffensive in Rafah, um die Hamas zu bekämpfen und Geiseln zu befreien, trotz des Widerstands von Verbündeten wie den USA.
  • Rund 800.000 Menschen haben seit Beginn des Militäreinsatzes vor zwei Wochen Rafah verlassen, während Gespräche laufen, um den Grenzübergang wieder zu öffnen und humanitäre Hilfe zu sichern.
  • Benny Gantz, Minister im israelischen Kriegskabinett, droht mit dem Austritt aus der Regierung, sollte bis zum 8. Juni kein Plan für die Nachkriegsordnung im Gazastreifen vorgelegt werden.