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USA: Drohnen-Absturz von Russland wohl unbeabsichtigt

Der Absturz einer unbemannten US-Überwachungsdrohne über dem Schwarzen Meer nach einer Begegnung mit russischen Kampfjets sei wahrscheinlich keine Absicht der Russen gewesen, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price.

Russland hatte die USA nach dem Zwischenfall gewarnt, sich von seinem Hoheitsgebiet fernzuhalten. Zu dem Vorfall kam es im Luftraum nahe ukrainischen Gebieten, die Russland annektiert hat.

Telefonat von US und russischem Außenminister

Russischen Agenturberichten zufolge haben US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und sein russischer Amtskollege Sergej Schoigu miteinander telefoniert. Die Initiative sei von den USA ausgegangen, berichten Nachrichtenagenturen am Abend unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium.

"Vielleicht hätten diejenigen, denen es nicht zusteht, dort nicht fliegen sollen, dann wäre alles sauber gewesen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch im russischen Staatsfernsehen.

Nach dem Absturz hatten die USA Moskau vor einer Eskalation gewarnt. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte, ein derart unangemessenes Vorgehen russischer Piloten könnte zu "Fehleinschätzungen" zwischen den Streitkräften beider Länder führen. US-Verteidigungsminister Austin warf Russland aggressives Verhalten vor. Moskau will die Drohne jedenfalls finden und bergen.

"Ich weiß nicht, ob uns das gelingt. Aber man muss das machen. Ich hoffe natürlich auf einen Erfolg", sagte der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, dem russischen Staatsfernsehen. Zwar würden die USA immer wieder betonen, dass sie nicht Kriegspartei seien, der Fall zeige aber ihre Beteiligung an den Kampfhandlungen. "Das ist eine weitere Bestätigung, dass sie unmittelbar an diesen Maßnahmen, am Krieg, beteiligt sind", sagte Patruschew.

Vorfall sei Teil eines aggressiven Musters

"Der gefährliche Vorfall ist Teil eines Musters aggressiven, riskanten und unsicheren Handelns russischer Piloten in internationalem Luftraum", sagte Austin zum Auftakt eines virtuellen Treffens der Ukraine-Kontaktgruppe am Mittwoch. "Es obliegt Russland, seine Militärflugzeuge auf sichere und professionelle Weise zu handhaben", sagte Austin weiter. Die USA würden weiterhin dort fliegen und operieren, wo das internationale Recht das zulasse, erklärte der Verteidigungsminister.

Vom US-Militär hieß es zum Ablauf des Vorfalls, zwei russische Kampfjets hätten ein Abfangmanöver mit der amerikanischen Drohne vom Typ MQ-9 betrieben, die im internationalen Luftraum über dem Schwarzen Meer geflogen sei. Einer der Kampfjets habe dabei den Propeller der US-Drohne getroffen und sei im Grunde in die Drohne reingeflogen. Diese sei danach nicht mehr manövrierfähig gewesen, US-Kräfte hätten sie deshalb vom Himmel holen und ins Meer stürzen lassen müssen. Durch den Crash habe man die Drohne komplett verloren. Washington spricht von einem "unsicheren und unprofessionellen" Handeln der russischen Seite.

Russland lehnt Verantwortung ab

Russlands Verteidigungsministerium lehnte jede Verantwortung für den Absturz ab. Die Drohne sei weder beschossen noch auf andere Weise angegriffen worden, hieß es in einer von der Staatsagentur Tass verbreiteten Mitteilung. Jets der Luftwaffe seien aufgestiegen, um einen unbekannten Eindringling über dem Schwarzen Meer zu identifizieren. Bei einem scharfen Ausweichmanöver habe die Drohne rapide an Höhe verloren und sei abgestürzt. "Die russischen Kampfflugzeuge haben keine Bordwaffen eingesetzt, sind nicht in Kontakt mit dem unbemannten Flugapparat geraten und kehrten sicher zu ihrem Heimatflughafen zurück."

Kirby wies die Darstellung aus Moskau zu dem Vorfall zurück und sagte, die US-Regierung erwäge, Bildmaterial von dem Aufeinandertreffen einer US-Drohne mit zwei russischen Kampfjets zu veröffentlichen, um für Aufklärung zu sorgen. Zu einer möglichen Bergung des Fluggeräts sagte er lediglich, die USA hätten Vorkehrungen getroffen, damit die Drohne nicht in fremde Hände gerate.

Vorfall zeige "Mangel an Kompetenz"

Pentagon-Sprecher Pat Ryder erklärte, der Vorfall habe vermutlich auch an dem russischen Kampfjet einen Schaden verursacht. Die beiden russischen Jets hätten sich etwa 30 bis 40 Minuten in der Nähe der US-Drohne aufgehalten, bevor es zur Kollision gekommen sei. Das US-Militär gab an, vor dem Zusammenstoß hätten die russischen Flieger Treibstoff über der US-Drohne abgelassen und seien mehrfach vor dieser hergeflogen - in rücksichtsloser, umweltschädlicher und unprofessioneller Weise. Dies zeuge von einem "Mangel an Kompetenz".

Moskaus Botschafter in Washington warf den USA vor, mit ihren Drohnen Aufklärungsdaten für die Ukraine zu sammeln. "Was machen sie Tausende Meilen entfernt von den Vereinigten Staaten? Die Antwort ist offensichtlich - sie sammeln Geheimdienstinformationen, die später vom Kiewer Regime genutzt werden, um unsere Streitkräfte und unser Territorium anzugreifen", teilte der russische Botschafter Anatoli Antonow in Washington mit. "Wir gehen davon aus, dass die Vereinigten Staaten von weiteren Spekulationen in den Medien Abstand nehmen und Flüge in der Nähe der russischen Grenze stoppen", schrieb Antonow. "Wir betrachten jede Aktion mit dem Einsatz von US-Waffen als offen feindlich."

US-Außenministerium lud Botschafter vor

Das US-Außenministerium lud Antonow wegen des Vorfalles vor. Dabei wollten die USA ihren "starken Widerspruch gegen dieses gefährliche, unprofessionelle Abfangen" der Drohne zum Ausdruck bringen, sagte Ministeriumssprecher Ned Price. In Moskau habe bereits US-Botschafterin Lynne Tracy dem russischen Außenministerium eine "starke Botschaft" übermittelt.

Der Zwischenfall über dem Schwarzen Meer sei von Russland provoziert worden, erklärte unterdessen der Sekretär des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Oleksij Danilow, auf Twitter. So signalisiere Russlands Präsident Wladimir Putin, dass er bereit sei, den Ukraine-Krieg auf andere Parteien auszuweiten. Russland wolle "den Einsatz immer weiter erhöhen".

Die MQ-9-Drohne wird in erster Linie zur Aufklärung genutzt, kann aber auch Präzisionsangriffe durchführen. Sie wird aus der Ferne gesteuert. Das Pentagon wollte keine genaueren Angaben dazu machen, was genau die Mission der Drohne in diesem Fall gewesen sei und ob sie bewaffnet war oder nicht. Abfangmanöver haben nicht unbedingt zum Ziel, ein Flugzeug abzudrängen oder zur Landung zu zwingen, sondern dienen oft dazu, um etwa durch Sichtkontakt festzustellen, ob von einem verdächtigen Fluggerät eine Gefahr ausgeht.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Absturz einer unbemannten US-Überwachungsdrohne über dem Schwarzen Meer nach einer Begegnung mit russischen Kampfjets sei wahrscheinlich keine Absicht der Russen gewesen, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price.
  • Russischen Agenturberichten zufolge haben US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und sein russischer Amtskollege Sergej Schoigu miteinander telefoniert.