Umfrage
Wien-Wahl: SPÖ-Wähler präferieren Koalition mit NEOS
Am 27. April ist es so weit: Wien wählt einen einen neuen Gemeinderat. Aber wie ist die Stimmung zwei bis drei Wochen vor der Wahl?
Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass die SPÖ weiterhin stabil auf Platz 1 liegt und die Wahl demnach wohl ziemlich sicher gewinnen wird. Laut der Umfrage von "Unique Research" im Auftrag von PULS 24, ATV und "Heute" würden die Roten derzeit auf rund 39 Prozent kommen - ein leichter Verlust im Vergleich zur Wahl 2020 (41,6 Prozent).
Spannend wird bei der Bürgermeister-Partei die Frage, ob sie die 40-Prozent-Marke wie bei der letzten Wahl knacken kann und ob eine Zweier-Koalition weiterhin möglich sein wird. Die Schwankungsbreite liegt bei ± 2,8 Prozentpunkten.
FPÖ könnte sich verdreifachen
Ziemlich sicher ist auch, dass die FPÖ Platz 2 belegen wird. Die Blauen kommen laut der Umfrage auf rund 22 Prozent - und würden sich demnach im Vergleich zur Wahl 2020 (7,1 Prozent) verdreifachen. Die Wahl 2020 stand allerdings im Zeichen der Ibiza-Affäre und des FPÖ-Spesenskandals.
Spannendes Rennen um Platz 3
Beim Rennen um Platz 3 haben derzeit die Grünen (rund 12 Prozent) die Nase vorne - allerdings können auch die ÖVP (rund 11 Prozent) oder die NEOS (rund 9 Prozent) innerhalb der Schwankungsbreite noch auf diesen Platz kommen.
Die Volkspartei kann sich aber jedenfalls auf herbe Verluste einstellen, sie könnte sich halbieren. 2020 kam die Partei noch auf 20,4 Prozent. Damals führte Gernot Blümel die Partei an, Sebastian Kurz war noch Bundeskanzler. Allerdings ist die ÖVP in Wien in Umfragen schwer einzuschätzen.
Wie steht's um die Kleinparteien?
Ein Einzug der KPÖ in den Wiener Gemeinderat ist statistisch möglich, aber kann wenn, dann nur knapp gelingen. Laut Umfrage liegen die Kommunisten bei 4 Prozent, in Wien gilt eine Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug. Das Team HC-Strache dürfte hingegen eher nicht einziehen, könnte der FPÖ aber ein, zwei Prozentpunkte kosten.
Viele Unentschlossene
Auffällig an den Ergebnissen der Umfrage ist die hohe Anzahl der Unentschlossenen - zwei bis drei Wochen vor der Wahl. 75 Prozent der Befragten deklarierten sich für eine Partei, 16 Prozent der Wahlberechtigten sind aber noch unentschlossen. Rund 8 Prozent werden nicht wählen gehen oder ungültig wählen.
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Am sichersten sind sich die FPÖ-Wähler:innen, dass sie am 27. April auch den Blauen ein Kreuzchen geben werden - 75 Prozent von ihnen sagen das. Es folgen die SPÖ- und Grün-Wähler:innen (je 64 Prozent) und die NEOS-Wähler:innen (53 Prozent).
ÖVP-Wähler:innen sind scheinbar am unsichersten, ob sie die Volkspartei dann tatsächlich ankreuzen - nur 52 Prozent sagen, dass sie sich "sehr sicher" sind.
Was ist den Wiener:innen wichtig?
"Bei dieser Wahl kommt es mehr denn je auf die Mobilisierung an. Gab es noch 2015 ein – vermeintliches – Bürgermeisterduell Häupl gegen Strache und 2020 ein Duell türkiser Bund gegen rote Stadt, das noch dazu in die Post-Ibiza Phase gefallen ist, gibt es in diesem Wahlkampf kein emotionales Momentum", sagt Meinungsforscher Peter Hajek.
Die wichtigsten Themen sind für die Wahlberechtigte in dieser Reihenfolge: Zuwanderung, Bildung und Schulen, Teuerung, Gesundheit und Pflege, Wohnen, Verkehr, Klima- und Umweltschutz, Wirtschaft und Arbeitsplätze sowie die Energieversorgung.
Wer soll Bürgermeister werden?
Die SPÖ kann in Wien traditionell gut mobilisieren. Ihr größtes Asset ist dabei wohl ihr Spitzenkandidat und Bürgermeister Michael Ludwig. Würde der Bürgermeister in Wien direkt gewählt werden, dann würden ihn 57 Prozent der Wiener:innen zum Stadtchef wählen.
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Wenig überraschend würden ihn 90 Prozent der SPÖ-Wähler:innen zum Bürgermeister machen, beliebt ist Ludwig auch bei NEOS- (46 Prozent) und Grün-Wähler:innen (44 Prozent). Andererseits würden ihn nur 22 Prozent der ÖVP- und 10 Prozent der FPÖ-Wähler:innen zum Amt verhelfen.
Auch Grün- und NEOS-Wähler wollen Ludwig
Interessant auch: Die Mehrheit der Wähler:innen aller Parteien würden ihre:n jeweiligen Spitzenkandidat:in direkt als Bürgermeister:in wählen - nur nicht bei den NEOS und den Grünen. Judith Pühringer und Selma Arapovic sind wohl auch noch recht unbekannt.
Nur 18 Prozent aller wahlberechtigten Wiener:innen würden den FPÖ-Spitzenkandidaten Dominik Nepp direkt zum Bürgermeister wählen, Karl Mahrer (ÖVP) nur 7 Prozent.
Wer mit wem?
Die absolute Mehrheit wird aber auch Michael Ludwig der SPÖ nicht bringen. Mit wem aber koalieren? 29 Prozent der Wiener:innen wollen, dass die SPÖ weiter mit den NEOS regiert. Diese Variante bevorzugen auch die SPÖ-Wähler:innen.
24 Prozent wollen, dass die Roten zurück zu den Grünen gehen. Unter den Grün-Wähler:innen wünschen sich das 87 Prozent, bei den SPÖ-Wähler:innen aber nur 30 Prozent.
23 Prozent wollen laut Umfrage, dass die Sozialdemokraten mit der ÖVP regieren. Allerdings ist diese Variante bei SPÖ-Wähler:innen nicht sehr beliebt.
Für die Umfrage wurden von "Unique Research" zwischen 3. und 10. April 1.200 wahlberechtigte Wiener:innen online und telefonisch befragt. Die Schwankungsbreite liegt bei ± 2,8 Prozentpunkten.
Zusammenfassung
- Die SPÖ führt in den Umfragen mit 39 Prozent, trotz eines leichten Verlustes im Vergleich zur Wahl 2020.
- Die FPÖ könnte ihren Stimmenanteil auf 22 Prozent verdreifachen, während die Grünen mit 12 Prozent knapp vor der ÖVP und den NEOS liegen.
- Rund 16 Prozent der Wahlberechtigten sind noch unentschlossen, was die Wahlprognosen beeinflussen könnte.
- Michael Ludwig ist der beliebteste Bürgermeisterkandidat, 57 Prozent würden ihn direkt wählen.
- Die SPÖ könnte erneut mit den NEOS koalieren, was von 29 Prozent der Befragten bevorzugt wird.