Terror
U-Haft nach Messeranschlag in Villach beantragt
Der Mann wird zu Mittag von Villach in die Justizanstalt Klagenfurt überstellt, so die Behörden auf APA-Anfrage. Drei Schwerverletzte werden nach wie vor auf der Intensivstation behandelt, ihr Zustand ist stabil, teilte der Krankenhausbetreiber Kabeg mit.
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Die Ermittler bekräftigen am Montag, dass der Verdächtige zuvor weder in Österreich noch in Deutschland strafrechtlich belangt worden ist und somit nicht polizeibekannt war. Allerdings hat er im Jahr 2024 in Deutschland - dorthin hat er laut Informationen aus dem Innenministerium familiäre Bezüge - eine Ersatzfreiheitsstrafe von vier Tagen verbüßt.
Grund war eine nach dem Verwaltungsrecht verhängte, nicht bezahlte Geldstrafe nach einer Urkundenfälschung aus dem Jahr 2021. Verwaltungsstrafen führen nicht zu einer polizeilichen Vormerkung.
Essenszusteller verhinderte wohl Schlimmeres
Ein beherzter Essenszusteller - er stammt ebenso wie der mutmaßliche Täter aus Syrien - fuhr den 23-Jährigen mit seinem Auto an, woraufhin dieser das Messer fallen ließ und festgenommen werden konnte.
"Ich habe keine Zeit zum Nachdenken gehabt, ich habe gesehen, er hat ein Messer und habe gewusst, was los ist", sagte der 42-Jährige gegenüber Medien. Sein Einschreiten wurde allerdings in den ersten Sekunden missverstanden - Passanten glaubten, dass es sich auch bei ihm um einen Attentäter handelte und schlugen auf sein Auto ein.
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Online radikalisiert
Unterdessen gelangen immer mehr Details ans Tageslicht. So hatte sich der 23-Jährige wohl binnen weniger Wochen über das Internet radikalisiert. In seiner Wohnung hatte er IS-Fahnen an der Wand. Die Tatwaffe, ein Klappmesser mit einer zehn Zentimeter langen Klinge, hatte er sich erst drei Tage vor der Tat gekauft, berichteten die "Salzburger Nachrichten".
Am Villacher Hauptplatz haben am Sonntag hunderte Menschen Kerzen angezündet und getrauert. Unterdessen gingen auch die Emotionen hoch.
Polizei gegen Bürgerwehr-Pläne
So berichtet die "Kleine Zeitung" von Überlegungen, dass in Villach eine Bürgerwehr gegründet werden soll. Bei der Polizei hält man wenig von dieser Idee: "Wir sind darauf angewiesen, dass die Bevölkerung mit uns zusammenarbeitet und freuen uns über jede positive Form der Kooperation.
Aber eine Bürgerwehr wäre kontraproduktiv, die Sicherheit wird durch die Polizei gewährleistet", sagte Polizeisprecher Rainer Dionisio. Man befürworte die Einrichtung einer Bürgerwehr "in keiner Weise".
Unterdessen ist für Montagabend eine Trauer-Kundgebung am Neuen Platz in Klagenfurt geplant. "Senden wir alle gemeinsam ein Signal in die Draustadt! Wir dürfen uns unseren Zusammenhalt von solchen Verbrechern niemals nehmen lassen. Für unsere offene Gesellschaft und gegen den radikal-islamistischen Terror", schrieb der Initiator, Vizebürgermeister Ronald Rabitsch (SPÖ), auf Facebook.
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Faschings-Aufzeichnung findet statt
Am Montag sollte die Entscheidung fallen, wie in Villach mit den anstehenden Faschingsveranstaltungen umgegangen wird. Am Samstag soll die Fernsehaufzeichnung der Sitzung der Villacher Faschingsgilde stattfinden, diese dürfte ersten Informationen zufolge über die Bühne gehen. Am 1. März ist der größte Faschingsumzug Kärntens in der Innenstadt geplant.
Das Congress Center, in dem die Sitzungen stattfinden, liegt in Sichtweite des Tatortes - und der Umzug führt überhaupt traditionell direkt an jener Stelle vorbei, an der der 14-Jährige erstochen wurde.
Zusammenfassung
- Nach dem Terroranschlag in Villach, bei dem ein 23-jähriger Syrer einen 14-Jährigen tötete und fünf Personen verletzte, hat die Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft beantragt. Drei Schwerverletzte werden auf der Intensivstation behandelt.
- Der Täter wurde von einem syrischen Essenszusteller gestoppt, der ihn mit dem Auto anfuhr. Der Täter hatte sich über das Internet radikalisiert und besaß IS-Fahnen.
- In Villach trauerten Hunderte Menschen, während die Polizei die Gründung einer Bürgerwehr ablehnt. Eine Entscheidung über die Faschingsveranstaltungen steht noch aus, und in Klagenfurt ist eine Trauer-Kundgebung geplant.