Türkische Spionage: Angst sitzt tief im Nacken
Die Gefahren von Extremismus und Terrorismus, Cyber-Attacken oder auch Spionage seien erhöht, wie der Verfassungsschutzbericht 2022 offenlegt. In Sachen Spionage seien Aktivitäten von Ländern wie Russland, Türkei oder China registriert worden. Reicht das System Erdoğan bis nach Österreich?
Angst sitze tief im Nacken
Wenn die durchschnittliche Bevölkerung im Ausland, "Angst hat, irgendwas zur Türkei zu kommentieren", zeige dies nur "wie tief die Angst im Nacken der Menschen ist", meint dazu Soziologe & Integrationsexperte Kenan Güngör im Newsroom LIVE. Wirkliche Macht entstehe nicht, wenn man sie anwendet, sondern wenn man sie auch nur androht und "die Menschen folgen dem", meint er.
Es gebe ein "Spitzelsystem, das sehr stark staatlich gelenkt ist". Es gebe aber auch ein "Netz von freiwilligen Menschen", die Andere bespitzelt und bezichtigt haben. Dies sei auch ein Grund, warum sich jahrelang viele türkischstämmige Menschen auf sozialen Medien nicht getraut haben "auch irgendetwas kritisches zu schreiben". Viele würden dann gar nicht erst das Risiko eingehen wollen, aus Angst am Flughafen schließlich festgenommen zu werden, so Güngör.
Türkei wählt am Sonntag
Am Sonntag wählt die Türkei einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament. Dabei könnte es zu einem Wendepunkt der jüngeren türkischen Geschichte kommen: Der seit 20 Jahren - zunächst als Ministerpräsident, seit 2014 als Präsident - regierende Recep Tayyip Erdoğan könnte abgewählt werden. Sein Herausforderer, der Sozialdemokrat Kemal Kılıçdaroğlu, hat fast die komplette Opposition hinter sich vereint und liegt in den Umfragen zwei bis zehn Prozentpunkte vorn.
Zusammenfassung
- Traue sich die türkischstämmige Bevölkerung im Ausland nicht, irgendwas zur Türkei zu kommentieren, zeige dies "wie tief die Angst im Nacken der Menschen ist", meint Soziologe & Integrationsexperte Kenan Güngör.
- Es gebe ein "Spitzelsystem, das sehr stark staatlich gelenkt ist". Es gebe aber auch ein "Netz von freiwilligen Menschen", die Andere bespitzelt und bezichtigt haben.
- Dies sei auch ein Grund, warum sich jahrelang viele türkischstämmige Menschen auf sozialen Medien nicht getraut haben "auch irgendetwas kritisches zu schreiben".