symbol_polizei_türkeiAPA/AFP

Türkei: Frauen gehen gegen Femizide auf die Straßen

In der Türkei finden seit Tagen vermehrt Proteste gegen Femizide statt. Die grausame Ermordung zwei 19-jähriger Frauen in Istanbul sorgten am Wochenende für große Empörung. Frauenrechtsorganisation fordern dringend Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen.

Am Wochenende versammelten sich Hunderte von Frauen, darunter auch Vertreter:innen der Oppositionsparteien, im Istanbuler Stadtteil Fatih. Der Grund für die Proteste waren zwei Femizide, welche am 4. Oktober von einem Täter begangen wurden und für große Empörung sorgten.

Der 19-jährige Täter tötete beide Frauen innerhalb einer halben Stunde und zerstückelte die Leiche eines der Opfer. Anschließend beging der Täter vor den Augen lokaler Passant:innen Selbstmord, in dem er von der Stadtmauer von Edirnekapı sprang.

Wie türkische Medien berichten, soll der Täter bereits "fünf Mal aufgrund psychischer Probleme" in verschiedenen Krankenhäusern behandelt worden sein. Bei der Durchsuchung der Wohnung des 19-Jährigen soll die Polizei in seinem Notizbuch eine Kohleskizze, auf der ein vom Körper abgetrennter Kopf und eine zerstückelte Figur abgebildet waren, gefunden haben.

Die Behörden sollen außerdem ein Video entdeckt haben, in dem der Verdächtige ein Jahr zuvor einem seiner Opfer gedroht haben soll, es zu töten, wie die türkische Zeitung "Hürriyet" berichtet.

Große Protestaktionen

Verschiedene Frauenrechtsorganisationen, darunter auch die bekannteste "We Will Stop Femicide Plattform" protestierten am 5. und 6. Oktober rund um die historischen Mauern in Istanbul, an denen sich der Vorfall ereignete.

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Auch in größeren Städten wie Izmir oder Mersin solidarisierten sich Hunderte von Frauen auf den Straßen im Rahmen der Proteste. Sie appellierten an die Politik: Femizide in der Türkei sollten bekämpft werden und dafür brauche es an richtigen Maßnahmen, die aktuell fehlen.

Und das zeigen die Zahlen der "We Will Stop Femicide Plattform". Allein in diesem Jahr gab es 297 Femizide. Acht davon, im Oktober.

Bei den Protesten wird außerdem die Wiederaufnahme der Istanbul-Konvention, welche zum Schutz der Frauen vor Gewalt dient, gefordert. Denn 2021 ist die Türkei offiziell aus dem Abkommen ausgetreten. Seither gab es heftige Kritik von Frauenrechtsorganisationen und Aktivistinnen.

Erdoğan kündigt "Verschärfung des Strafrechts" an

Hinsichtlich der Proteste im Land hat sich auch Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan vor der Parlamentsfraktion seiner Partei dazu geäußert. Er soll eine "Verschärfung des Strafrechts" angekündigt haben. Grund dafür seien "jüngste Ereignisse" in der Türkei, die "eine berechtigte Reaktion hervorgerufen" haben sollen.

Die nächste große Demonstration gegen Femizide ist für kommenden Samstag in Istanbul angekündigt.

Video: Wie Gewalt gegen Frauen stoppen?

Hilfe für Gewalt-Betroffene gibt es hier:

  • Frauenhelpline (Mo-So, 0-24 Uhr, kostenlos): 0800 / 222 555
  • Männerberatung (Mo-Fr, Ortstarif): 0720 / 70 44 00
  • Männernotruf (Mo-So, 0-24 Uhr, kostenlos): 0800 / 246 247
  • Telefonseelsorge (Mo-So, 0-24 Uhr, kostenlos): 142
ribbon Zusammenfassung
  • In der Türkei finden seit Tagen vermehrt Proteste gegen Femizide statt.
  • Der Grund für die Proteste waren zwei Femizide, welche am 4. Oktober von einem Täter begangen wurden und die für große Empörung sorgten.
  • Verschiedene Frauenrechtsorganisationen, darunter auch die bekannteste "We Will Stop Femicide Plattform", protestierten landesweit gegen Gewalt an Frauen.
  • Allein in diesem Jahr gab es 297 Femizide in der Türkei.
  • Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan kündigt "Verschärfung des Strafrechts" an