Tote und Verletzte nach israelischem Angriff im Libanon
Die libanesische Hisbollah-Miliz stellt sich unterdessen nach dem Tod ihres Chefs Hassan Nasrallah einem Sprecher zufolge bis auf weiteres ohne einen zentralen Anführer auf. "Das Verfahren zur Auswahl eines Nachfolgers für den Generalsekretär braucht Zeit und erfordert entsprechende Umstände", sagte der hochrangige politische Hisbollah-Vertreter Mahmud Kmati am Sonntag im irakischen Staatsfernsehen. "Aus diesem Grund begnügen wir uns derzeit mit einem vorübergehenden gemeinsamen Kommando."
Der langjährige Hisbollah-Chef Sajjed Hassan Nasrallah war am 27. September bei einem israelischen Luftangriff auf die libanesische Hauptstadt Beirut ums Leben gekommen. Darüber hinaus hat das israelische Militär zahlreiche weitere Hisbollah-Kommandeure getötet. Der Kommandant Hashem Safieddine, der als möglicher Nasrallah-Nachfolger gilt, wird seit einem israelischen Luftangriff auf Beirut am Donnerstag vermisst. Nach ihm könne nicht gesucht werden, weil Israel dies verhindere, sagte Kmati. Nasrallahs Leichnam bleibe im Libanon und solle dort beigesetzt werden, sobald die Umstände dies zuließen.
Das Schicksal des Chef der iranischen Al-Quds-Brigaden, Esmail Kaani, sei ebenfalls unklar. Kaani wird nach Angaben aus iranischen Sicherheitskreisen in der libanesischen Hauptstadt Beirut vermisst. Seit den israelischen Luftangriffen auf Beirut in den vergangenen Tagen habe man nichts mehr von Kaani gehört, sagen zwei hochrangige Vertreter iranischer Sicherheitskräfte. Einer der beiden Insider sagt, Kaani habe sich am Donnerstag in dem Vorort Dahije im Süden Beiruts aufgehalten. Die Quds-Brigaden sind eine Einheit der iranischen Revolutionsgarden für Auslandseinsätze.
Seit Israel vor zwei Wochen seine Militäreinsätze gegen die Hisbollah-Miliz verstärkt hat, sind Hunderttausende auf der Flucht. Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, besuchte am Wochenende in der libanesischen Hauptstadt Beirut Notlager für Vertriebene und appellierte an die Weltgemeinschaft, mehr Geld für ihre Unterstützung zu geben. "Ich habe heute die tragischen Folgen gesehen, die dieser Krieg für ganze Gemeinschaften hat", zitierte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR seinen Chef. Nach Regierungsangaben gibt es im Land inzwischen mehr als 1,2 Millionen Vertriebene.
"Familien sind obdachlos. Sie sind mit traumatisierten Kindern, die nicht verstehen, was vor sich geht, unter freiem Himmel gestrandet", ließ Grandi wissen. Die eilig eingerichteten Notunterkünfte in Schulen und anderen Gebäuden hätten kaum noch Platz, um Menschen aufzunehmen. "In dieser Stunde größter Not muss die Welt dem Libanon zur Hilfe kommen", sagte Grandi. Die Vereinten Nationen haben im Namen zahlreicher UN-Organisationen einen Spendenaufruf im Umfang von 425,7 Millionen Dollar (knapp 390 Mio Euro) veröffentlicht, um Gestrandete und Flüchtlinge im Libanon bis Ende des Jahres helfen zu können.
Die UN-Beobachtermission UNIFILim Libanon zeigte sich "zutiefst besorgt" über "kürzliche Aktivitäten des israelischen Militärs in unmittelbarer Nähe" eines ihrer Posten. Der Angriff nahe dem Ort Marun ar-Ras im Südlibanon sei eine "gefährliche Entwicklung". Es sei inakzeptabel, UN-Friedenstruppen bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben im Auftrag des Sicherheitsrats zu gefährden. UNIFIL forderte alle Akteure auf, Personal und Eigentum der Vereinten Nationen (UN) zu schützen.
UNIFIL besteht seit dem Jahr 1978. Seit 2011 beteiligt sich auch Österreich mit einem Logistikkontingent an der UNO-Mission im Libanon. Dort sind die rund 170 Soldatinnen und Soldaten für die Planung und Durchführung von Transporten zuständig. Insgesamt sind rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus über 40 Nationen an der Mission beteiligt.
Im Jahr 2006 waren während einer ähnlichen israelischen Offensive vier UNO-Soldaten beim Beschuss eines Beobachtungsposten im Südlibanon ums Leben gekommen, darunter auch der österreichische Major Hans Peter Lang.
Zusammenfassung
- Bei einem israelischen Angriff im Libanon wurden mindestens sechs Menschen getötet und 13 verletzt. Der Angriff auf das Dorf Kayfun ist bereits der zweite in dieser Woche.
- Seit der Verstärkung der israelischen Militäreinsätze gegen die Hisbollah sind über 1,2 Millionen Menschen im Libanon auf der Flucht. Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge fordert mehr internationale Unterstützung.
- Die UN hat einen Spendenaufruf über 425,7 Millionen Dollar gestartet, um den zahlreichen Vertriebenen im Libanon zu helfen. UNIFIL zeigt sich besorgt über die Nähe der israelischen Angriffe zu ihren Posten.