Mehr Contra als Pro: Was bringt blau-türkises Tempo 150?
FPÖ und ÖVP sollen über ein Tempolimit von 150 km/h auf Autobahnen verhandeln. Laut "Krone" hat man sich in Untergruppen bereits auf die Umsetzung auf ausgewählten Autobahnabschnitten geeinigt.
Auf FPÖ-Seite scheint die Forderung wenig wunderlich. Immer wieder kommen aus blauen Reihen Rufe nach einer Erhöhung der Geschwindigkeit.
Denn schon unter Schwarz-Blau I und Verkehrsminister Hubert Gorbach (FPÖ/ÖVP) ist ein höheres Tempolimit, in dem Fall 160 km/h, getestet worden. Auch 2018 unter Türkis-Blau hatte FPÖ-Verkehrsminister Norbert Hofer ein Tempolimit von 140 km/h testen lassen.
Bisher verlief jeder Versuch der Blauen im Sand. Nun probiert man es mit Tempo 150. Ein Zeitgewinn und ein flotteres Vorankommen wie beim Nachbarn Deutschland, will man sich davon versprechen. Doch der Praxistest hebelt die Argumente zusehends aus.
Mehr Staus und schwere Unfälle
Denn grundsätzlich würde Tempo 150 bedeuten, dass sich größere Geschwindigkeitsunterschiede etwa zum Schwerverkehr (Tempolimit 80 km/h) ergeben. Es braucht daher vor allem mehr und stärkere Bremsmanöver, was wiederum mehr Staus verursacht, wie der VCÖ informiert.
Die "Illusion, höhere Tempolimits bringen mich schneller ans Ziel, muss getrübt werden", sagt dazu Armin Kaltenegger vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) zu PULS 24.
Video: Kommt Tempolimit 150?
Auch die Unfallschwere kann sich erhöhen. Denn es komme grundsätzlich zu einer höheren Aufprallgeschwindigkeit und dadurch nehme auch die Wahrscheinlichkeit zu, bei einem Unfall getötet zu werden, erklärt Kaltenegger.
Der Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und Unfallschwere bzw. -häufigkeit sei "nicht wegzudiskutieren", so Kaltenegger. Man gehe daher davon aus, sollten FPÖ und ÖVP Ernst machen, dass die Erhöhung bei Nacht, schlechten Wetterbedingungen und starkem Verkehr nicht gelten.
Laut VCÖ würde durch ein Tempo 150 auch der Spritverbrauch sowie der Verkehrslärm zunehmen.
CO2-Emissionen steigen
Mit dem Ziel, die Treibhausgas-Emission zu reduzieren, würde man mit einem Tempo 150 naturgemäß brechen. Im Vergleich zu Tempo 130 nimmt laut Daten des Umweltbundesamts bei Pkws im Schnitt der CO2-Ausstoß um 19 Prozent zu, die Feinstaub-Emission um 31 Prozent und jene der Stickoxide um 44 Prozent zu.
In der Realität müsse bei höherem Tempo nämlich öfter gebremst und wieder beschleunigt werden, was den Schadstoffausstoß erhöht.
Die Gelder aus den Geschwindigkeitsübertretungen ergehen an Bund, Länder, Gemeinden und die Asfinag. Laut Rechnungshofbericht waren das 2017 83,5 Millionen Euro Erträge aus Verkehrsstrafen. Darin sind allerdings Übertretungen auf allen Straßen, also nicht nur Autobahnen, integriert.
Sollte man das Tempolimit auf 150 km/h anheben, kassieren Bund, Länder und Co. also auch weniger Gelder von Verkehrssündern.
Zusammenfassung
- Das blaue Dauerthema liegt wieder am Verhandlungstisch: Die Erhöhung des Tempolimits auf Österreichs Autobahnen.
- 150 km/h sollen es dieses Mal sein.
- Damit würde man sich dem EU-Trend widersetzen und sicherheits- und umweltpolitische Debatten dürften folgen.
- Experten äußern sich schon jetzt kritisch. Vorteile sehen sie mit Tempo 150 allerdings kaum.